19.10.2009 09:48
Zwei Ranschmeißer
"Mando Diao" schmeicheln sich in der Olympiahalle ein
Wer einen Song den Fans widmet, einen anderen allen Müttern; wer gegen den "verfluchten Winter" wettert und dann noch ein Liebeslied für München singt, der kann nicht mehr viel falsch machen. Und tatsächlich lassen Mando Diao in der Olympiahalle nichts anbrennen - außer vielleicht der Zigarre, die sich Gustaf Norén anzündet, nachdem er mit "Never Seen The Light Of Day" zu einem musikalischen Trip nach Kuba eingeladen hat. Er steht dabei mit Björn Dixgård auf einer kleinen Bühne mitten in der Halle, auf der die beiden nach einem mehrminütigen Vier-Akkord-Zwischenspiel des Keyboarders plötzlich mit ihren Gitarren auftauchen, um ein ruhiges Beinahe-Akustik-Set zu spielen. Und das mit älteren Songs wie "Mr. Moon", ganz nach dem selbst ausgerufenen Motto "Oldies are goldies, brother".
Wobei sich diese Simon-and-Garfunkelige Oldies-Referenz auch auf die musikalischen Vorbilder von Mando Diao beziehen lässt, die meist in den sechziger und siebziger Jahren liegen; wenn auch weniger beim Folk als bei Motown, Rock"n"Roll, Soul, R"n"B. Dazu passen auch die beiden Sängerinnen, die zusammen mit Bassist, Schlagzeuger und Keyboarder den Rahmen bilden für Dixgård und Norén, den eigentlichen Stars des Abends. Was neben dem jugendstilartig verschlungenen Zwei-Mann-Mikro wohl auch der schwarz-rote Umhang zeigen soll, den Norén fast den ganzen Abend über trägt. Zusammen mit Dixgård im perfekt sitzenden Anzug wirkt er dabei manchmal wie die Crooner-Variante der Oasis-Brüder: mit coolen Sprüchen, aber noch mehr Schmeicheleien. Als nach einer wirklich perfekten Show mit "Dance With Somebody" dann auch noch die lang erwartete, musikalische Tanzaufforderung kommt, lässt sich das Publikum nicht lange bitten. JÜRGEN MOISES
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.240, Montag, den 19. Oktober 2009 , Seite 56