Politik-Thread

eröffnet von FBG am 13.02.2006 14:16 Uhr
6.462 Kommentare - zuletzt von IvanTKlasnic

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alex-der-grosse
22.10.2012 11:09


Stebbard schrieb:

Christian Lindner:

Damit fällt die SPD nicht nur als Gesprächspartner für die FDP aus, sondern stellt vielmehr eine Gefahr für Deutschland dar

via Spiegel Online

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Ich halte ihn ja für einen sehr talentierten Politiker, aber bei aller Liebe zum Wahrkampf empfinde ich solche Äußerungen, egal über welche der Parteien, als gnadenlos überzogen und unnötig polarisierend. Niemand kann wirklich ein Interesse an einem polarisierenden Wahlkampf oder gar polarisierter Öffentlichkeit haben, welche primär von Ängsten vor den anderen bestimmt wird.

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Stand heute gibt es für die SPD auch keinen Grund mit einer Partei zu sprechen, die nicht in den Bundestag gewählt wird. Ich halte das für den Fall das sich das ändert ebenfalls nicht für einen sinnvollen Schachzug, da man sich der Option beraubt mit der SPD in einer Ampel-Koalition zu regieren. Denn auch wenn es die FDP in den Bundestag schafft ist es nicht wahrscheinlich, dass es zusammen mit der Union zu einer Mehrheit reicht. Eine Jamaika-Koalition halte ich für ausgeschlossen.

Zur Aussage selber finde ich, dass es im Gegenteil sehr nötig ist eine linkere Politik inklusive Mindestlohn zu haben, da die Schere zwischen Arm und Reich anders nicht zu schließen ist. Die FDP leugnet aber auch das und so muss man sich dann über derartige Aussagen nicht wundern.

Stebbard
22.10.2012 11:39

Ich glaube gar nicht mal, dass der Mindestlohn einen Effekt auf die Schwere zwischen Arm und Reich hat, da da ja auch der Mittelsand (der ja in aller Regel über einem etwaigen Mindestlohn verdient) eher stagniert.

Interessant ist hier, dass Wolfgang Kubicki, der ja nun auf die Bundesebene wechseln will, ja offen in die Nähe zur SPD geht, indem er ganz offen Generalsekretär Döhring angegriffen hat.

alex-der-grosse
22.10.2012 12:16

Das ist ja aber was die FDP an dem "Armutsbericht" nicht akzeptieren konnte. Da stand drin, dass der Mindestlohn eine Möglichkeit ist das Auseinanderklappen zu verringern. Damit konnte die FDP nicht leben und hat das in Form von Fipsi scharf kritisiert.

Rhapsode
Rhapsode
22.10.2012 18:59


Stebbard schrieb:

Christian Lindner:

Damit fällt die SPD nicht nur als Gesprächspartner für die FDP aus, sondern stellt vielmehr eine Gefahr für Deutschland dar

via Spiegel Online

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Ich halte ihn ja für einen sehr talentierten Politiker, aber bei aller Liebe zum Wahrkampf empfinde ich solche Äußerungen, egal über welche der Parteien, als gnadenlos überzogen und unnötig polarisierend. Niemand kann wirklich ein Interesse an einem polarisierenden Wahlkampf oder gar polarisierter Öffentlichkeit haben, welche primär von Ängsten vor den anderen bestimmt wird.

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Eigentlich hätte ich gerade von ihm nicht erwartet, dass er sowas nötig hat.

Rhapsode
Rhapsode
22.10.2012 19:16


alex-der-grosse schrieb:
Das ist ja aber was die FDP an dem "Armutsbericht" nicht akzeptieren konnte. Da stand drin, dass der Mindestlohn eine Möglichkeit ist das Auseinanderklappen zu verringern. Damit konnte die FDP nicht leben und hat das in Form von Fipsi scharf kritisiert.

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Du tust so, als wenn das jetzt irgendwelche bösen Menschen sind. Das ist aber deren Ideologie, das der Staat sich möglichst wenig bei den Märkten einmischen soll, weil das die Harmonie der Gleichgewichtsprozesse stört. Man ist der Meinung, dass durch das Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage immer ein Gleichgewicht erreich wird, sei es Der Preis von Produkten, sei es der Lohn für Arbeit, sei es der Zins bei der Kreditvergabe, und dass dieses Gleichgewicht eben für alle Beteiligten das Beste ist. Und dann ist jeder Eingriff in so ein schönes Gleichgewicht,z.B. in Form von Gewerkschaften, Mindestlöhnen und Subventionen, extrem störend und bringt alles durcheinander Das ist der Neoliberalismus, und daran kann man ja gern glauben. Gibts auch mehr oder weniger gute Argumente dafür, geht alles letztendlich auf den Smith zurück. Ich selbst glaub da nicht dran.

Was ich damit nur sagen wollte, ist, dass die FDP nicht deswegen gegen Mindestlohn ist, weil das irgendwelche arroganten, emotionslosen Ar********* sind, sondern weil sie wirklich glauben, dass ein solcher eher schädlich als nützlich wäre. Auch dafür gibt es gute Argumente. Zumindest glauben sie das, wenn sie ihrer Ideologie treu sind. Bisweilen kann Lobbyarbeit natürlich auch eine Rolle spielen.

Ich denke, dass es zwar eine schöne Theorie ist, wenn man an ein Wirtschaftssystem glaubt, in der Egoismus alle weiterbringt, aber das klingt mir dann doch wieder zu schön, um wahr zu sein.

Stebbard
22.10.2012 19:48

Schön zusammenfasst und das richtige Fazit gezogen: DIe Leute in der FDP sind nicht blöd und wissen schon, was sie machen und leben getreu dem Fazit: The government governs best that governs least.

Der Liberalismus hat vieles für sich und bietet einige gute Ansätze, irrt aber meiner Meinung nach in 2-3 Annahmen. Grob gesagt: rationales individuelles Handeln führt regelmäßig zu kollektiv suboptimalen Ergebnissen; Perspektiv- und Wahrnehmungsdefizite und der Hang zu ungleichen Partizipationsmöglichkeiten. Wobei der moderate Liberalismus da durchaus Lösungsansätze bringt.

Wenn man die FDP für Dumm hält, dann sollte man auch immer dran denken, dass man bei allseits geliebten Frank Turner genau diese Einstellung besingt.

FBG
23.10.2012 17:43Supporter

Reform des Länderfinanzausgleich
Schuldenländer sollen Einkommensteuer selbst bestimmen


wie krass wäre das denn bitte? Dadurch würden Leute in den nehmerländern, die auch gleich eher niedriglohnländer sind, mehr einkommensteuer zahlen als z.b. Bayern oder bawü'ler

Stebbard
23.10.2012 19:46

Ach, scheint mir so, als wenn es hier heißer gekocht als serviert wird. Laut SpOn soll ja nur geprüft werden, ob eine Erhöhung



denkbar ist. Grundsätzlich stimme ich dem ja tendenziell zu, dass zu straffe Umverteilungssysteme den individualanreiz hindern. Allerdings halte ich ggf. einen strukturellen Länderfinanzausgleich sinnvoller als einen rein fiskalischen.


23.10.2012 20:53

"Wir wissen nicht, was passiert, wenn tatsächlich ein Grundeinkommen eingeführt wird. Wir wissen aber, was passiert, wenn es nicht eingeführt wird. Das erleben wir zur Zeit und heißt: Hartz IV. Insofern herrscht heute das Gegenteil von Grundeinkommen. Ein System von Schikane und Armut. Das führt dazu, dass die Leute eher schlechte Löhne und Überstunden in Kauf nehmen. Um diese Logik vom Kopf auf die Füße zu stellen, ist das Grundeinkommen ein gutes Instrument."

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Interview von Katja Kipping im Cicero.

Rhapsode
Rhapsode
23.10.2012 23:45

Grundsätzlich find ich an der Idee des BGE nichts schlecht, bis auf die Tatsache, dass es mir schon recht utopisch vorkommt: Eine Gesellschaft, in der jeder versorgt ist und demzufolge sich jeder nach seinen eigenen Vorstellungen ohne äußeren Druck frei entfalten kann...

Wenn mir jetzt noch einer überzeugend (!) vorrechnet, wie man das bezahlen kann wär ich sofort dabei.

Stebbard
23.10.2012 23:53

Es ist ja nicht so, dass niemand mehr arbeiten muss - das BGE definiert ja nur, dass wirklich jeder ein entsprechenden Alltag führen kann (ohne dabei Abzüge zu bekommen für Privatvermögen etc. pp.). Das sind dann vielleicht 800€. Das wird allerdings den meisten nicht vielen helfen, weshalb der Großteil der Gesellschaft weiterhin ganz regulär ihrer Arbeit nachgehen wird. Die Leute, welche dann einer Beschäftigug nachgehen bekommen entsprechend auch keine Zahlungen vom Staat, weshalb der Bund letzten Endes nur für einen kleinen Teil finanziell einspringen muss.

Der Vorteil ist dabei halt, dass es die Marktposition der Arbeitnehmer bedeutend verbessert. Man arbeitet nicht mehr, um sich den Lebensunterhalt zu sichern, sondern um sich Luxus zu gönnen und letzten Endes auch, um die Gesellschaft am funktionieren zu halten.

Allerdings hab ich selber nun auch keinen praktischen Finanzierungsvorschlag gesehen - bin mir aber relativ sicher, dass das schon möglich wär. Geld wäre in der Bundespublik problemlos in ausreichendem Maße vorhanden.

Das würde die Gesellschaft natürlich von Grund auf neu ausrichten. Was ich dabei befürchte wäre allerdings, dass es die schon bestehenden Debatten des exklusiven Patriotismus befeuern könnte. So ein BGE würde Deutschland natürlich sehr reizvoll für die Migration machen - das ist prinzipiell eine sehr schön Sache, könnte aber auch negative Stimmung Tür und Tor öffnen.

martinzinnecker
24.10.2012 00:18

Ohne das jetzt zu weit auszuführen würde solch eine Zahlung alle anderen Zahlungen ablösen, kein Kindergeld, Elterngeld, Altersrente, Arbeitsunähigkeitsgeld usw.

Nicht berücksichtigt wird ja dann auch wie sich die Preise entwickeln.
Ansich sollte sich die Geldmenge im Wirtschaftskreislauf nicht erhöhen aber evtl muss man dem Bäcker einfach mehr bezahlen um jedem Morgen um 4 Uhr aufzustehen wenn er ja auch um die runden käme wenn er später aufsteht, wirklich sehr einfach ausgedrückt.

Zum anderen hätte das auch Auswirkungen auf den privaten Finanzmarkt, diejenigen die viel verdienen bzw überhaupt etwas werden genauso wie vorher oder eher noch mehr in die o.g. fehlenden sozialen staatlichen Vorsorgen investieren was ja nicht das Ziel sein kann denn dadurch würden die gesellschaftlichen Unterschiede nicht bereinigt werden.

Und es stellt sich immer die Frage wie viel das wäre, Stebb sagte was von 800 Euro, da bekommt jeder Harz4 Empfänger jetzt schon mehr.

Rhapsode
Rhapsode
24.10.2012 00:44


Stebbard schrieb:

Das würde die Gesellschaft natürlich von Grund auf neu ausrichten. Was ich dabei befürchte wäre allerdings, dass es die schon bestehenden Debatten des exklusiven Patriotismus befeuern könnte.

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Manchmal glaube ich, du kannst dein Lieblingsthema wirklich überall reinbringen

Stebbard
24.10.2012 08:50


Rhapsode schrieb:
Manchmal glaube ich, du kannst dein Lieblingsthema wirklich überall reinbringen

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Natürlich, weil es ein wichtiges Element meines Politikverständnisses ist, weshalb gerade bei gesellschaftlichen Themen immer die Perspektive auf gesellschaftliche Entwicklungen mitschwimmt.

Stebbard
24.10.2012 11:47

CSU wollte Bericht über SPD-Parteitag verhindern

Kurioser Anruf in der "Heute"-Redaktion: Ein CSU-Sprecher soll das ZDF gedrängt haben, in den Hauptnachrichten nicht über den Parteitag der Bayern-SPD zu berichten. Offiziell spielt der Sender den Vorfall herunter. Doch hinter vorgehaltener Hand ist vom "Versuch der politischen Einflussnahme" die Rede.

via Sueddeutsche

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Erftstadt
24.10.2012 12:36


Stebbard schrieb:

CSU wollte Bericht über SPD-Parteitag verhindern

Kurioser Anruf in der "Heute"-Redaktion: Ein CSU-Sprecher soll das ZDF gedrängt haben, in den Hauptnachrichten nicht über den Parteitag der Bayern-SPD zu berichten. Offiziell spielt der Sender den Vorfall herunter. Doch hinter vorgehaltener Hand ist vom "Versuch der politischen Einflussnahme" die Rede.

via Sueddeutsche

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sowas wird dann man nebenbei erwähnt

Stebbard
24.10.2012 13:50

Und gleich nochmal das Kernprojekt der CSU hinterher

FDP schwenkt auf Unionslinie ein

Der Weg zum Lieblingsprojekt der CSU ist frei: Die Liberalen geben ihren Widerstand gegen das Betreuungsgeld auf – und setzen Entlastungen für Kassenpatienten durch.

via Zeit

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alleine schon

So will die FDP laut Brüderle noch "etwas Vernünftiges" hineinverhandeln und das Betreuungsgeld mit einem sogenannten Bildungssparen verknüpfen. Demnach könnte das Geld direkt auf ein Konto überwiesen werden, das später zur Ausbildung oder Studium der Kinder eingesetzt werden soll.

Zitat anzeigen



Wobei mir diese Lösung immer noch besser gefallen würde als die Barauszahlung einer solchen Prämie, wird aber wohl durch die Bevormundung hinsichtlich der Mittelverwendung schwierig werden.

Allerdings finde ich das nach wie vor von Grund auf falsch - ebenso wie der Großteil der Bevölkerung. DA gibt es sinnvollere Wege um die Ausbildung und die Studienchancen zu verbessern - Stichwort: BAFöG-Reform.

martinzinnecker
24.10.2012 13:57

Wenigstens wird es mal mit der Abschaffung der Praxisgebühren konkreter, das ist ja nicht nur sozial viel gerechter sondern es fällt auch ein gewisser bürokratischer Aufwand weg, ich würde gerne mal wissen wie viel von den 10 Euro da tatsächlich übrig bleibt.

Was man allerdings so sehr von diesem Betreuungsgeld hält kann ich nicht verstehen. Sicher ist das eine Idee die man mal vorschlagen kann, aber dass man das so knallhart durchdrücken muss geht meiner Meinung zu weit.

alex-der-grosse
24.10.2012 14:05

Da bleibt ja fast alles übrig, weil der gesamte Aufwand den Ärzten aufgeladen wird, während das Geld dann der Krankenkasse gegeben wird. Ich halte es für eine gute Idee das Geld den Ärzten zukommen zu lassen, dann hätten die auch keine Ausrede mehr dafür, dass die einen Patienten umsonst behandeln müssten.

Stebbard
24.10.2012 14:14

Halte ich für keine gute Idee, da man somit einen Anreize setzt, das System auszunutzen - so macht man den Bock zum Gärtner.

Die Pauschale war von Anfang an falsch, allerdings würde ich da vll. noch ein wenig abwarten ob sich die Haushaltssituation bei den Krankenkassen weiterhin so gut verhält. In der Zwischenzeit würde ich die Überschüsse - sofern die Verwendung rechtlich möglich ist - in die Infrastruktur investieren. In Kiel liegt derzeit der Bau eines der modernsten Krebszentren der Welt auf Eis, weil einfach Geld fehlt. Davon wird es Bundesweit sicherlich noch einige Fälle geben.
Das würde nun wesentlich mehr bringen als 10€ mehr im Portemonnaie der Patienten. Über die Abschaffung kann man dann immer noch reden.

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