Stiflers_Mom schrieb:
Eine inklusive Ausdrucksweise hat überhaupt nichts mit modern zu tun. Entweder man beschließt für sich, diese anzuwenden, oder man tut es eben nicht. Es wird ja auch von niemandem verlangt - genauso ist es überflüssig, sich darüber zu echauffieren. Ganz im Gegenteil: Wenn sich Leute derartig über das Gendern empören, ist es ein großes Zeichen dafür, wie relevant sprachliche Sichtbarkeiten sind und wie weit der Weg noch ist, bis sich Gleichberechtigung auch in unserer größten Waffe, dem Wort, niederschlägt.
Gendern mag vielen als unbedeutende Kleinigkeit, als nerviges Momentum oder als Trend erscheinen. Dahinter steckt aber einfach nur der Wille, alle zu berücksichtigen. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist ein Angebot, kein Grund durchzudrehen.
Zitat anzeigen
Genau das ist doch der Inbegriff von Modernität, wenn man tatsächliche oder (wohl eher ) vermeintliche gesellschaftliche Entwicklungen aufgreift und diese für sich selber umsetzt . Insofern sehe ich das schon anders.
Welches Echauffieren überflüssig ist und welches nicht, und welche tendenzen man goutiert und welche man weniger gut findet, das entscheidet jeder für sich individuell. Ich möchte zumindest niemandem absprechen, sich über das oftmals langweilige RaR-Booking, die Preise, die wenigen Toiletten, übergriffige Ordner oder oder oder aufzuregen. Insofern sehe ich das schon anders.
Dass jedem, dem das gendern misfällt, fehlenden Wunsch zur Gleichberechtigung unterstellt wird, ist nichts weiter, als ein billiger Taschenspielertrick, um die Position des anderen zu verunmöglichen, sprich ins moralische Abseits zu stellen. Das ist natürlich auch viel bequemer als sich inhaltlich argumentativ mit der gegenseite auseinanderzusetzen.
"die Sprache, unsere größte Waffe" ... noch so ein Schein-Axiom, welches nicht haltbar ist. Fakt ist: 99,99% der Menschen in Deutschland gendern nicht und doch haben Frauen und auch queere menschen im Vergleich zu anderen Staaten (gott sei dank sag ich hier ausdrücklich) sehr viele bis gleichberechtigte Rechte. insofern ist die Sprache mitnichten ein Gradmesser für die Diskriminierung von Minderheiten. Aber hey, es ist natürlich wesentlich bequemer, sich mit einer Sprechpause oder dem Sternchen auf der richtigen Seite zu fühlen als wirklich was gegen bestehende Missstände, zB prekäre Verhältnisse in der Pflege, wo zu 75 % Frauen arbeiten, zu tun. Das ist nämlich mein Vorwurf: Vielen, denen Gleichberechtigung wichtig ist, tun de facto gar nichts dafür. Das Gendern dient nur als Feigenblatt.
Wieviele % der Konzerte , die du besucht hast, waren denn welche, wo die meisten (!) besucher kohärent gendern? Wenn man mal die Rock am Ring-Besucher als Massstab nimmt, können es maximal ..ähem...2 % sein ^^
Man will also alle berücksichtigen? Das gibt es schon längst. Nennt sich "generisches maskulinum". Wenn die Bank schreibt "Liebe Kunden" weiß auch Oma Hilde, dass sie angesprochen ist und wenn in der Lokalanzeiger ein Bild von neuem Lehrerkollegium der Grundschule berichtet wird, weiß auch der dümmste, dass da auch weibliche Lehrer darunter sind.
Das Gendern spaltet mehr als das es zusammenführt. Das haben die befürworter, die es an sich sicher gut und in bester Absicht meinen, für mich aber abgehoben und elitär sind, nicht verstanden.
+++ Das waren meine abschließenden Sätze dazu. Das ist immer noch ein Musikforum. ich wollte nur meine Gedanken zu RaR 2022 äußern, zumal ich ja auch viele andere Aspekte angeschnitten habe in meinem ersten beitrag+++