Yertle-the-Turtle schrieb:
MinistryOfDeath schrieb:
Ich finde die Forderungen der GDL übrigens überhaupt nicht überzogen. Diese Konditionen hat die Automobilbranche schon seit 40 Jahren. Und die ist wesentlich weniger gesellschafts-relevant als der öffentliche Nah- und Fernverkehr.
Ja und? Frag doch mal Selbstständige, Piloten, LKW Fahrer, Ärzte oder in vielen anderen Branchen wie wünschenswert eine 35 Stundenwoche wäre. Wenn man das Fass aufmacht kannst du bei jeder Branche so argumentieren. Augen auf bei der Berufswahl wenn es die Stunden sind die glücklich machen, zumal ja in den meisten Jobs eine freiwillige Reduzierung der Stunden möglich ist. Aber da müsste man auf Gehalt verzichten, weshalb es ganz am Ende also doch wieder ums Geld geht und nicht wie behauptet um Arbeitszeit.
Gibt genügend Branchen mit 40 Stunden auf dem Papier und 40-50 Stunden in der Realität. Wenn die GDL die Stunden auf 36 Stunden drücken kann ist das Glas halb voll und nicht halb leer. Man braucht doch auch noch Ziele für den nächsten Streik, den die GDL 100% in 2 Jahren wieder anzettelt.
Fordern kann man das, aber wie OPSler schreibt ist es realitätsfremd davon auszugehen alle Ziele bei einer Verhandlung zu erreichen.
Bin ich sofort dabei, dass die auch nur noch 35 Stunden arbeiten. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und auf 30 Stunden pro Woche reduzieren. In Großbritannien gab es doch erst vor kurzem eine Studie, die belegt, dass die 4-Tage-Woche in der Geistesarbeit zu keinen Produktivitätseinbußen, sondern ganz im Gegenteil teilweise sogar zu Produktivitätssteigerungen geführt hat. Warum sollte man dann auf einen Teil seines Gehaltes verzichten?
Bei körperlicher Arbeit und Anwesenheitspflicht ist das natürlich nicht so einfach. Da müsste man in der Tat entweder automatisieren oder mehr Personal einstellen. Es werden übrigens gerade massiv Stellen in der Automobilbranche abgebaut, da durch die Transformation in Richtung E-Mobilität viel weniger Arbeitskraft benötigt wird. Diesen Leuten könnte man z.B. Umschulungen anbieten und sie dann als Lokführer einsetzen... wenn die Konditionen stimmen.
Seit der Industrialisierung sehen wir eine klaren Trend Richtung geringerer Arbeitszeit. Was ja auch ganz natürlich ist, da die Aufgaben immer komplexer werden, die Kognitionsfähigkeit (nicht Bildung!) der Menschen aber nicht im gleichen Maße steigt. Und das macht sich heutzutage bemerkbar. Viele Menschen fühlen sich überfordert, Burn-Out und andere psychische Erkrankungen haben mittlerweile die Volkskrankheit Rücken als Nummer 1 abgelöst (und da ist die Dunkelziffer nicht mal eingerechnet). Ich denke, die 40-Stunden-Woche ist schon lange nicht mehr zeitgemäß.
Und ich behaupte, eine Arbeitszeitreduzierung wäre sogar ohne große Wohlstandsverluste zu realisieren. Dazu müsste man aber das Geld der oberen Bevölkerungsschichten zurück in die Wirtschaft fließen lassen. Wachstum, und damit Wohlstand, lässt sich im Kapitalismus nur durch Konsum erreichen. Wenn die Leute aber weniger verdienen, können sie auch weniger konsumieren. Paradoxerweise leben wir zurzeit in einer Gesellschaftsform mit anti-kapitalistischen Tendenzen.