Karlsruhe kippt Verbot von Studiengebühren

eröffnet von nima am 26.01.2005 10:22 Uhr
85 Kommentare - zuletzt von Gerry

nima
26.01.2005 10:22AdminSupporter

Studiengebühren für das Erststudium sind verboten. Das könnte sich bald ändern. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entscheidet heute darüber, ob das Verbot gegen den Grundsatz der Länderhoheit über die Bildung verstößt.

Mit Angst vor einem Schuldenberg sehen viele Studenten dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Studiengebühren am Mittwoch entgegen. Studenten aus ärmeren Familien könnten sich die Universitätsausbildung möglicherweise nicht mehr leisten, befürchtet Konstantin Bösl vom studentischen Konvent an der Uni in Regensburg.

Die fünf Unions-geführten Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Niedersachsen und das Saarland wollen bei einem Klageerfolg schnell allgemeine Studiengebühren vom ersten Semester an einführen. Gedacht ist zunächst an 500 Euro pro Semester.


tja, nun ist es soweit. soeben wurde bekanntgegeben, dass die 5 bundesländer selbst entscheiden können, ob für das erststudium studiengebühren in höhe von 500€ eingeführt werden sollen.
somit ist das studieren wohl zu einem luxus-gut geworden

RegularJohn
26.01.2005 11:01

Ich bin Student in einem der besagten Bundesländer (B.-W.) und ich kann schon jetzt klipp und klar sagen, dass hier der Baum brennen wird.
Die Union hat doch nur noch Scheiße im Kopf! Immer weiter das Geld denen aus der Tasche ziehen, die sowieso fast nix haben. Ich mein, haben die nichtmal soviel Hirn um ein Schritt weiterzudenken? Wenn diese Gebühr hier eingeführt wird, wird es schlagartig hunderttausende mehr Arbeitslose geben. Ganz zu schweigen von den Nachfolgegenerationen. Wo sollen all die Arbeitsplätze herkommen, wenn nur noch die Oberschicht studieren kann?
Ich bin dermaßen sauer! Momentan bin ich zu jeder Protestaktion bereit. [addsig]

frankterhart
26.01.2005 11:06

Ich stimme zu! Bin aber kein Student.
Alle schimpfen über unsere Regierung aber man sollte sich klar machen das es mit den "Schwarzen" an der Macht noch schlimmer wäre!Die Sache mit den Studiengebühren ist ein gutes Beispiel.

NoelGallagher
26.01.2005 11:29Supporter

Ich bin der Meinung, dass Studiengebühren sozial sind. Keine Studiengebühren sind unsozial, denn warum sollten die Kinder von sehr reichen Eltern umsonst studieren dürfen? Bezahlt wird das von der Allgemeinheit. Das finde ich nicht fair.

Man muss nur mal (wie leider so oft) in die USA schauen. Dort gibt es Studiengebühren, die zum Teil echt sehr saftig sind ABER: Nehmen wir mal Harvard als Beispiel. Dort müssen alle Studenten an Eingangstests teilnehmen. Wer den besteht, darf dort studieren ganz gleich ob er/sie die Studiengebühren bezahlen kann oder nicht. Wer das nicht kann, bekommt ein Stipendium. Wer´s bezahlen kann, bezahlt und subventioniert so auch die sozial Schwächeren, die eben nicht bezahlen können. Ein sehr vernünftiges System wie ich finde. So sollte das auch in Deutschland gemacht werden.

Außerdem muss man doch mal feststellen, dass ein Ergebnis der PISA-Studien ist, dass es kein OECD-Land gibt, in dem der Bildungsstand so sehr vom Einkommen der Eltern abhängt wie Deutschland. Dieses Ergebnis muss doch sehr überraschen, schließlich sind dort viele Länder enthalten, die Gebühren für Bildung verlangen, während dies in Deutschland nicht der Fall ist.

Wie gesagt: Ich finde, keine Studiengebühern sind unsozial.[addsig]

spike
26.01.2005 11:29

ein glück bin ich von hessen nach nrw gewechselt Smiley

nein mal ernst, die spinen doch total.

die unionsregierten länder habe da böse scheiße verzapft!!!!

dumme frage, wie sollte ich das ganze bezahlen ? bafög gibts keins für mich,. oder gäbe es dann welches?

das wer deutlich überzeiht zahlen muss ist ja faier, aber fürs erststudium abzukassieren.


na prost. die elite usneres lands wird imemr dünner werden.

RegularJohn
26.01.2005 11:43

Zitat:
HR


NoelGallagher schrieb:
Ich bin der Meinung, dass Studiengebühren sozial sind. Keine Studiengebühren sind unsozial, denn warum sollten die Kinder von sehr reichen Eltern umsonst studieren dürfen? Bezahlt wird das von der Allgemeinheit. Das finde ich nicht fair.

Man muss nur mal (wie leider so oft) in die USA schauen. Dort gibt es Studiengebühren, die zum Teil echt sehr saftig sind ABER: Nehmen wir mal Harvard als Beispiel. Dort müssen alle Studenten an Eingangstests teilnehmen. Wer den besteht, darf dort studieren ganz gleich ob er/sie die Studiengebühren bezahlen kann oder nicht. Wer das nicht kann, bekommt ein Stipendium. Wer´s bezahlen kann, bezahlt und subventioniert so auch die sozial Schwächeren, die eben nicht bezahlen können. Ein sehr vernünftiges System wie ich finde. So sollte das auch in Deutschland gemacht werden.

Außerdem muss man doch mal feststellen, dass ein Ergebnis der PISA-Studien ist, dass es kein OECD-Land gibt, in dem der Bildungsstand so sehr vom Einkommen der Eltern abhängt wie Deutschland. Dieses Ergebnis muss doch sehr überraschen, schließlich sind dort viele Länder enthalten, die Gebühren für Bildung verlangen, während dies in Deutschland nicht der Fall ist.

Wie gesagt: Ich finde, keine Studiengebühern sind unsozial.
HR

Dein Ansatz ist verständlich, nur musst du einsehen, dass die Kinder reicher Eltern deutlich in der Minderzahl sind. D.h. die Reicheren können niemals die Schwächeren subventionieren. Da müsste die Studiengebühr dann schon in die Tausende gehen.
Außerdem finde ich, wird durch den NC, sowie begrenzte Anzahl der Studienplätze schon eine Art Auswahl gemacht.
Weiterhin kann man das BaföG Darlehnen gleich in die Tonne kloppen, denn das reicht ja dann nicht einmal um die Studiengebühren zu bezahlen.
Und überhaupt, wer finanziert eigentlich die vielen Arbeitslosengelder, die zweifellos dadurch in die Höhe schnellen werden?[addsig]

nima
26.01.2005 11:45AdminSupporter

@ spike
bis zum 4. semester bekommst du bafög. dann wird geguckt wieviele scheine du in den 4 semstern bekommen hast. hast du fast alle, so bekommst du auch weiterhin das geld, wenn nicht, wird es gestrichen.

als 2001 die studiengebühren eingeführt worden sind wurden einige meiner kommilitonen böse überrascht. sie waren zu dem zeitpunkt schon im 10 semester und mussten versuchen die restlichen scheine in einem semester zu holen. es gab einige die es nicht geschaft haben und somit exmatrikuliert worden sind, da sie die 750euro nicht aufbringen konnten. DAS IST UNMENSCHLICH!!!!!!

für die die jetzt sagen:"selber schuld wenn sie so lange brauchen". viele leben alleine und bekommen von den eltern keine unterstützung und kein bafög. somit waren viele gezwungen sich 2 jobs zu besorgen um den lebensunterhalt (in köln!!!) und das studium zu finanzieren (bei uns ist das studium auch ziemlich teuer).
zudem muss man auch den hochschulen die schuld geben. bei mir hat man z.b. vergessen mich für eine klausur anzumelden, obwohl ich alle voraussetzungen erfüllt habe. das hatte zur folge dass ich ein jahr warten musste bis ich diese klausur schreiben durfte

NoelGallagher
26.01.2005 11:58Supporter

Zitat:
HR


RegularJohn schrieb:
Dein Ansatz ist verständlich, nur musst du einsehen, dass die Kinder reicher Eltern deutlich in der Minderzahl sind. D.h. die Reicheren können niemals die Schwächeren subventionieren. Da müsste die Studiengebühr dann schon in die Tausende gehen.
HR

Darüber habe ich keine Daten und kann daher auch nichts dazu sagen. Ich denke aber, dass es genügend Eltern gibt, die sich da leisten könnten. Wenn ich mich nur mal umsehe. Viele Studenten haben Autos, ganz gute Wohnungen Handys, Laptops etc. und leben auch sonst nicht schlecht.

Zitat:
HR

Außerdem finde ich, wird durch den NC, sowie begrenzte Anzahl der Studienplätze schon eine Art Auswahl gemacht.
HR

Ja und zwar wird die große Misere des deutschen Bildungssystem dadurch nochmal verstärkt. Bildung ist in Deutschland vom Einkommen der Eltern abhängig. Durch die jetzige Auswahl wird das doch noch verstärkt, sodass sich an Unis eh die "Betuchteren" sammeln - Arbeiter- oder Migrantenkinder bzw. Kinder von Sozialhilfeempfängern findet man doch an den Unis fast gar nicht.
Der Ansatz muss viel früher ansetzen, nämlich schon bei den Schulen. Die Aufteilung in drei Schulsysteme im Alter von ca. zehn Jahren ist das unfairste System der ganzen Welt. Einfach nicht mehr zeitgemäß.
Außerdem hat Deutschland eh einen erbärmlich geringen Anteil an Studenten pro Jahrgang. Es wird immer nach Begrenzung der Studentenzahlen geschrien, weil die Hörsäle doch so voll seien. Dass die Antwort darauf aber auch mal "mehr Professoren, Dozenten etc." lauten könnte, wird leider immer wieder übersehen.

Zitat:
HR

Weiterhin kann man das BaföG Darlehnen gleich in die Tonne kloppen, denn das reicht ja dann nicht einmal um die Studiengebühren zu bezahlen.
HR

Stimme ich vollkommen zu. Es muss gute Stipendien- bzw. Kreditsysteme geben.

Zitat:
HR

Und überhaupt, wer finanziert eigentlich die vielen Arbeitslosengelder, die zweifellos dadurch in die Höhe schnellen werden?
HR

Um ganz ehrlich zu sein kann ich den Zusammenhang jetzt nicht so nachvollziehen. Studiengebühren ==> höhere Arbeitslosigkeit
[addsig]

RegularJohn
26.01.2005 12:12

Es gibt eben nen kleinen Anteil an Reichen, nen kleinen Anteil an ganz Armen und der große Mittelstand, von denen aber der Großteil sich die Studiengebühren sicher nicht leisten kann.

Im Bezug auf das dt. Bildungssystem geb ich dir vollkommen recht. Da hakt es an allen Ecken und Enden und zwar schon im Grundschulsystem.

Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosengeldern und Studiengebühren ist eigentlich ganz klar. Sehr viele der Studienabgänger werden wohl nicht sofort einen Ausbildungsplatz finden und erstmal Arbeitslosenhilfe beantragen. Weiterhin werden sich die Leute mit Hauptschul- und Realschulabschluss auch bedanken. Noch mehr Gymnasiasten, die sich die Ausbildungsplätze wegschnappen. [addsig]

NoelGallagher
26.01.2005 12:20Supporter

Die meisten Studienabgänger finden einen Job und werden auch gut bezahlt - zumindest besser als Leute ohne Studium. Die Akademikerarbeitslosigkeit ist immer noch sehr gering.

Mit den Studiengebühren muss ein gutes Stipendien- bzw. Kreditsystem her. Dieses System muss besser sein als das jetzige Bafög-System. Studieren muss unabhängig vom Einkommen der Eltern sein. Das ist es im Moment nicht. Mit Gebühren und einem guten Stipendiensystem kann dies erreicht werden. Halbe Sachen funktionieren nicht.

Die eigentlich Krux ist aber das Schulsystem. Da sind wir uns ja auch einig.[addsig]

spike
26.01.2005 12:43

Zitat:
HR


nima schrieb:
@ spike
bis zum 4. semester bekommst du bafög. dann wird geguckt wieviele scheine du in den 4 semstern bekommen hast. hast du fast alle, so bekommst du auch weiterhin das geld, wenn nicht, wird es gestrichen.

als 2001 die studiengebühren eingeführt worden sind wurden einige meiner kommilitonen böse überrascht. sie waren zu dem zeitpunkt schon im 10 semester und mussten versuchen die restlichen scheine in einem semester zu holen. es gab einige die es nicht geschaft haben und somit exmatrikuliert worden sind, da sie die 750euro nicht aufbringen konnten. DAS IST UNMENSCHLICH!!!!!!

für die die jetzt sagen:"selber schuld wenn sie so lange brauchen". viele leben alleine und bekommen von den eltern keine unterstützung und kein bafög. somit waren viele gezwungen sich 2 jobs zu besorgen um den lebensunterhalt (in köln!!!) und das studium zu finanzieren (bei uns ist das studium auch ziemlich teuer).
zudem muss man auch den hochschulen die schuld geben. bei mir hat man z.b. vergessen mich für eine klausur anzumelden, obwohl ich alle voraussetzungen erfüllt habe. das hatte zur folge dass ich ein jahr warten musste bis ich diese klausur schreiben durfte
HR


zustimm!


nee bekomme garkein bafög.
die frage war, ob ich dann welches bekommen würde....


was das angeht roßer respekt an bielefeld, 120 euronen semstergebühr sind fair, darmstadt warens 180....

everlast
26.01.2005 12:52

Die Sache die da am meisten stört: Die Gelder, die damit eingenommen werden, bleiben ja gar nicht in der Uni oder Hochschule. Da wird nix in Bildung und Schulsystem gesteckt, sondern irgendwelche Finanzlöcher mit gestopft. Das regt mich in diesem Land sowieso am meisten auf. Wenn gespart wird, dann an der Jugend oder Bildung Smiley

Außerdem haben Studenten wohl genug Ausgaben. Studienstädte, wie hier zum Beispiel Mainz, haben doch viel zu wenig Wohnmöglichkeiten. Im März/April hier ne Wohnung zu finden ist so wahrscheinlich wie ein 5er im Lotto. Dann kenne ich Leute die gar keine Unterstützung von den Eltern bekommen, weil die Eltern dazu finanziell nicht in der Lage sind oder es nicht einsehen dass das Kind studiert.

Da beginnt ein Teufelskreislauf:
Mehr Geldausgaben -> mehr Arbeiten -> weniger Zeit zum Lernen -> längere Studienzeit -> noch höhere Gebühren -> ...
[addsig]

NoelGallagher
26.01.2005 13:04Supporter

Zitat:
HR


everlast schrieb:
Die Sache die da am meisten stört: Die Gelder, die damit eingenommen werden, bleiben ja gar nicht in der Uni oder Hochschule. Da wird nix in Bildung und Schulsystem gesteckt, sondern irgendwelche Finanzlöcher mit gestopft. Das regt mich in diesem Land sowieso am meisten auf. Wenn gespart wird, dann an der Jugend oder Bildung Smiley
HR

Da stimme ich dir absolut zu.
Das finde ich auch

Mit Studiengebühren könnten die Hochschulen aber wenigstens ein Stückchen unabhängig werden. Mein Vorschlag: Umwandlung der Hochschulen in Stiftungshochschulen, Erstausstattung durch die Länder, den Bund, die Gemeinden und private Sponsoren. Danach absolute finanzielle Unabhängigkeit. Die Hochschulen sollen entscheiden, ob sie Gebühren nehmen wollen oder nicht.

Zitat:
HR

Außerdem haben Studenten wohl genug Ausgaben. Studienstädte, wie hier zum Beispiel Mainz, haben doch viel zu wenig Wohnmöglichkeiten. Im März/April hier ne Wohnung zu finden ist so wahrscheinlich wie ein 5er im Lotto. Dann kenne ich Leute die gar keine Unterstützung von den Eltern bekommen, weil die Eltern dazu finanziell nicht in der Lage sind oder es nicht einsehen dass das Kind studiert.

Da beginnt ein Teufelskreislauf:
Mehr Geldausgaben -> mehr Arbeiten -> weniger Zeit zum Lernen -> längere Studienzeit -> noch höhere Gebühren -> ...

HR

Stimmt. Darum noch einmal: Ein gutes Stipendiesystem muss her.[addsig]

NoelGallagher
26.01.2005 13:31Supporter

Bei Stern.de gibt es interessante Liste wie das Studium in anderen Ländern finanziert wird.

Wie machen es die Anderen?

Beides (mit oder ohne) Studiengebühren geht. Bis auf wenige Ausnahmen werden die Hochschulen und das ganze Bildungssystem aber auch nicht so knapp gehalten wie in Deutschland.

Wenn ich mich da nur an die traumhaften Zustände in Finnland erinnere...[addsig]

stoph
26.01.2005 13:41

richtig! ich studiere wie carsten ebenfalls in mainz. bei uns wurden dieses semester studienkonten eingeführt. diese zusätzlichen einnahmen sollen komplett der hochschule zufließen. allerdings ist dies mit einem solchen verwaltungsaufwand verbunden, dass am ende nichts übrigbleibt.

viele studenten werden gezwungener maßen in diese konten einzahlen müssen, da aufgrund der miserablen bedingungen ein studienordnungorientiertes absolvieren des lehrplans nicht möglich ist. ich musste persönlich ein jahr warten, bis ich die kurse für das erstsemester besuchen durfte. somit bin ich bereits jetzt weit hinter dem geforderten pensum zurück.

ich bin für eine einführung von eignungstests für ein hochschulstudium. die qualifikationen die abiturienten in unserer zeit aufweisen können, sind nicht mehr ausreichend. dadurch könnten die studienzahlen rigoros gesenkt werden, was ein effizienteres studium ermöglichen würde. zudem wäre man bereits zu schulzeiten gezwungen bessere leistungen zu erbringen, da das abitur nicht mehr ausschlaggebend wäre. somit wäre faulen gymnasiaten das handwerk gelegt.

Schami
26.01.2005 14:08

hier hab ma ne mail beommen vonna andern community:

"Hallo, das Thema Studiengebühren klopft lautstark an die Tür.

Tatsächlich besteht die Möglichkeit, dass diese früher kommen als
gedacht, nämlich wenn das Hochschulgesetz fällt, vielleicht schon bis
zum nächsten Sommersemester oder spätestens bis zum Wintersemester.
(500euro pro Semester!!!...)

Deswegen eilt zu folgender Homepage und tragt euch ein: NEUE Adresse!
: http://www.asta.uni-konstanz.de/petition/indexpet.htm

NoelGallagher
26.01.2005 14:16Supporter

@stoph
Das ist zu kurz gedacht. Wir brauchen nicht weniger sondern mehr Studenten. Daher brauchen wir mehr Professoren, Dozenten, bessere Bibliotheken etc.

Eine Reform muss bei den Schulen und sogar schon bei den Kindergärten anfangen.

Ich kann Deutschland ganz gut mit Finnland vergleichen, weil ich gerade da war.

In Finnland studieren aus jedem Jahrgang ungefähr die Hälfte aller Schüler. In Deutschland nur ca. 15 % - erbärmlich wenig.

In Finnland gehen die Schüler neun Jahre lang auf dieselbe Schule, dann kann und muss man sich entscheiden: Berufsausbildung (entweder in der Schule oder in einem Betrieb) oder weiter zur Schule. Dann ein Zentralabitur, das auch gleichzeitig als Zulassungstest für die Hochschulen gilt. Die Hochschulen sind staatlich, erheben keine Gebühren und sind traumhaft ausgestattet. Während der Schulzeit gibt es ständige, gezielte Fördermaßnahmen für schwächere Schüler.

In Deutschland werden die Schüler im Alter von zehn Jahren getrennt. Je nach Leistung aufs Gymnasium, Realschule oder Hauptschule. Fördermaßnahmen gibt es wenig bis gar nicht. Konsequenz: Wer zu Hause nicht gefördert wird, hat keine Chance aufs Gymnasium zu gehen. Förderung findet hauptsächlich in gutsituierten Familien statt. Als Konsequenz findet eine Aufteilung nach Einkommen der Eltern statt. Im Alter von zehn Jahren wird über das Bildungsschicksal und damit zu einem Großteil über die Berufsaussichten der Kinder entschieden. Was für eine schreiende Ungerechtigkeit. Kinder aus guten Elternhäusern sind die Einzigen, die überhaupt aufs Gymnasium können, dann studieren, eventuell Kinder (viel zu wenige, dazu unten) bekommen und das Ganze beginnt von Vorne.

Das Abitur ist nicht vergleichbar - nicht in den Städten, nicht im Bundesland, nicht zwischen den Ländern. Für viele Studiengänge muss man sich bei einem bürokratischen Monster namens ZVS bewerben. Die Unis müssen diese Studenten dann annehmen.

Die Ausstattung der Hochschulen ist ein Witz. Es gibt ebenfalls zu viele Hochschulen, die sich zu wenig auf ihre Kompetenz konzentrieren. Wenn man sich mal vor Augen führt, was die Ausbildung eines Mediziners (der teuerste Studiengang) kostet und wieviele Unis dies anbieten, kann man sich ausrechnen, wieviel Geld durch Konzentration gespart werden könnte und dass die Ausbildung durch diese Clusterbildung effizienter und besser werden wird.

Kindergarten- und Krippenplätze:
Ebenfalls ein Witz in Deutschland. In Finnland hat jede Mutter ab dem Tag der Geburt Anrecht auf einen Krippen bzw. später auf einen Kindergartenplatz. Dieser ist natürlich kostenfrei und 24h am Tag offen.
In Hamburg z.B. muss man sich bewerben und bekommt eventuell einen Platz, für den man dann saftig bezahlen muss. Der größte Witz: Im Moment der Bewerbung für so einen Platz muss die Frau einen Arbeitsplatz haben. Wer nach einer beruflichen Pause wieder arbeiten möchte und daher natürlich noch keinen Arbeitsplatz hat, bekommt auch keinen. Tolle Regelung. Von 24h geöffneten Plätzen kann man natürlich auch nur träumen. Tolle Aussichten um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen und kein Wunder, dass die Hälfte aller Akademikerinnen kinderlos bleiben. Eine familienpolitische Katastrophe, die sich erst ganz langfristig auswirken wird und die auch nur ganz langfristig behoben werden kann.

Sorry, wurde ein wenig mehr aber Familien- und Sozialpolitik liegt mir sehr am Herzen und es gibt kaum einen Politikzweig, bei dem so viel falsch läuft. Die Kinderlobby ist halt leider sehr schwach, Kinder wählen keine Politiker und sind daher als politische Zielgruppe ziemlich uninteressant.

Aber Deutschland is ja ganz weit vorne was Subventionen angeht. Tolle Sachen, für die da Geld verbrannt wird.[addsig]

Droogandleader
26.01.2005 14:23

hmm erstmal abwarten wie sihc das entwickelt. und welche Modelle sich durchsetzten werden ....

Aber es kann ja auch irgendwie nicht sein das ein Kindergarten GEld kostet während die Uni gratis ist !?

Wenn sie durch die entstehenden Gebühern die Bildung deutlich verbessern würden , könnten man vllt drüber reden ....

BTW: Laut heise.de spielen ALLE Bundesländer mit dem Gedanken Studiengebühren einzuführen

NoelGallagher
26.01.2005 14:42Supporter

Zitat:
HR


Droogandleader schrieb:
hmm erstmal abwarten wie sich das entwickelt. und welche Modelle sich durchsetzten werden ....
HR

Das denke ich auch. Kategorisches Ablehnen lehne ich kategorisch ab.

Wird eh in Deutschland viel zu häufig gemacht.[addsig]

Godzilla
26.01.2005 15:34

Noch weiß ja nicht mal jemand, wie hoch die Studiengebühren sein werden. 500€ hat man am Anfang immer gesagt, letzte Woche hab ich was von 300-700€ gelesen. Na schönen Dank, ich kenne kaum Studenten, die mal locker noch über 100€ im Monat neben ihren normalen Lebnserhaltungskosten übrig hätten. Studium wird so ein Luxus für reiche, ein sozial fäires Finanzierungssystem für ärmere Studienanfänger ist bisher noch nicht in der Diskussion, nur diese dubiosen Bankkredite - wer die kriegen soll ist aber noch nicht so klar, wenn die Bank nur BWLer und Ingenieure für Kreditwürdig hält, dann dürfen halt nur die riskieren nach dem Abschluss verschuldet dazustehen und nach nem Job zu suchen :/

Aber wenn wir schon dabei sind, hab ich auch noch ne tole Idee wie wir den mangel an Ausbildungsstellen kompensieren können - geht ja nicht an, das die Azubis noch Geld für ihre tolle Ausbildung DAZU bekommen. Die sind natürlich ein bißchen Produktiv, deshalb müssen sie nicht wie die Studenten was bezahlen, sondern sind tolle Gratisarbeitskräfte, da sagt sicherlich kein Unternehmen so schnell nein. Und ihren Lebensunterhalt können sie dann ja auch über einen tollen Bankkredit finanzieren.

NoelGallagher
26.01.2005 15:45Supporter

Zu den Studiengebühren habe ich mich ja schon ausführlich geäußert.

Der Vorschlag mit den Ausbildungsplätzen ist jedoch gar nicht mal so abwegig wie du denkst. In dem Stern-Artikel, den ich verlinkt habe, steht ja etwas von Ausbildungsgeldern, die der Staat an Auszubildende oder Studenten vergibt. In der Regel müssen diese nicht zurückgezahlt werden.

Im Gegenzug müssen die Unternehmen für die Ausbildung weniger oder gar nichts bezahlen. Kein schlechter Anreiz auszubilden. Staatliche Behörden wachen über die Qualität der Ausbildung und dass die Azubis nicht nur ausgebeutet werden.

Der Vorschlag ist praktikabel, wird in anderen Ländern so praktiziert und auch gar nicht mal so verkehrt. Statt Arbeitslosenunterstützung oder Sozialhilfe eine Ausbildungsvergütung. Ist doch nicht schlecht und beide Seiten haben etwas davon.[addsig]

Gerry
26.01.2005 16:15

in dDeutschland waren staatliche universitäten - meines wissens - immer gebührenfrei. eEs ist eben v. a. ein problem für die leute, die sich mitten im studium befinden und evtl. jetzt schon probleme haben, dieses zu finanzieren. die frage ist, was man machen soll? sich wie ein blöder abrackern, schulden machen oder das studium hinschmeißen?
man weiß ja sowieso nicht, woher man das ganze geld nehmen soll. man jobbt nebenbei um einigermaßen miete und sonstige kosten zu decken und jetzt bis zu 500 euro feste drauf? ne danke!

ich finds ehrlichgesagt doof. wenn ja, vielleicht wechsle ich auch in ein anderes bundesland.

und es wird auch meiner ansicht nach sozial aussortiert. wer kann sich dann das studieren später noch leisten, wenn die eltern nicht gerade arzt, ingenieur oder anwalt sind?

und bafög bekommen auch nur die, die es sowieso schon haben. zumindest ist mir das in meinem bekanntenkreis an meiner uni aufgefallen. und auf 50 € befög wie bei nem kumpel von mir, verzichte ich dankend.

komisch, das sie jetzt kommen? bildung war doch mindestens schon 20 jahre lang ländersache, aber warum klagen sie jetzt? an der pisa-studie oder sonstwas kanns ja nicht sein...

naja mal sehen, was bis/im oktober so passiert

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