Jamba

eröffnet von Christian am 07.01.2005 13:12 Uhr
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Ruud
14.02.2005 10:14

Sweety Records

Silvester 2009, eine Party. Zwei Männer, scheinbar ohne Begleitung, stehen am Fenster der Gastgeberwohnung und starren in den nächtlichen Himmel.

“Und?", fragt der Ältere der Beiden, “was machst du beruflich?”

“Ich bin bei Sweety Records", antwortet der Jüngere. Er ist circa 30 Jahre alt.

“Oh Fuck". Der ältere Mann, Mitte 50, kippt sich seine ganze Bierflasche mit einem Mal in den Hals.

“Wieso Fuck? Wir sind das erfolgreichste Musiklabel der Welt. Wir haben letzten Monat Madonna gesignt!".

“Ja eben. Das ist es ja. Ihr habt mich 2006, nee, Anfang 2007 meinen Job gekostet. Ich war bei EMI-Sony-Bertelsmann-Universal Music, damals kurz vor der Fusion mit Warner, die ja dann nicht passiert ist. Wir wurden ja aufgelöst.”

“Oh. Okay. Verstehe. Aber hey, Mann, das war eure eigene Schuld. Ihr habt unserem Mutterkonzern schließlich euren ganzen Kram gegeben, damals, Ende der Neunziger, Anfang des neuen Jahrtausends.”

“Schon klar. Aber was sollten wir machen? Den scheiß Klingelton-Zug hatten wir nunmal verpasst. Nicht mal wir dachten damals, dass die Leute so bekloppt sein würden für einen Piepston 5 Euro zu blechen. Und dann, als ihr einfach auf den Markt gegangen seid, mussten wir wenigstens zusehen, dass wir unseren Anteil bekommen. Also haben wir uns auf Deals mit euch eingelassen. Konnte ja keiner ahnen, was ihr vorhabt. Dass ihr auch noch richtige Musik verkaufen würdet.”

“Ihr habt trotzdem ziemlich Zicken gemacht, damals.”

“Normal. Ihr habt schön eure Abos verkloppt, aber die meisten besoffenen Kiddies vorm Fernseher haben das nicht geschnallt und eh nur einen Ton runtergeladen. Für den haben wir dann unsere Anteile bekommen, aber den Bärenumsatz der Abos habt ihr euch verdammt nochmal allein eingesackt.”

“Spinnst du? Hätten wir euch etwa Geld geben sollen für Sounds, die nie abgerufen wurden?”

Ein offensichtlich sehr betrunkener Herr torkelt mit erhobener Faust auf den jüngeren Mann zu. Er ruft etwas von “geklauten Ideen” und “Rache” und fällt hin, bevor er zum Schlag ansetzen kann. Er bleibt reglos liegen.

“Was war das denn für’n Irrer?” Der Jüngere der Beiden wendet sich angewidert ab.

“Tim Renner.”

Der ältere Herr hat sich ein neues Bier besorgt. “Ist ja auch egal, das mit den Abos war ja sowieso nur ‘ne kurze Nummer.”

“Stimmt. Haben irgendwann eben doch zu viele geschnallt. Und als wir dann zum schriftlichen Einverständnis der Eltern gezwungen wurden, war das Thema durch. Hat aber für ein paar Milliönchen gereicht. Und zu dem Zeitpunkt hatten wir eh schon unseren eigenen Content.” Der junge Mann grinst.

“Content, leck mich doch! Das war doch kein Content! Hochgepitchte Stimmen, die irgendeinen Schwachsinn singen, dazu ein blöder Vogel. Nicht mal unser Wegwerfschrott war so scheiße!”

“Na und?” Der Jüngere nippt an seinem Prosecco. “Hat Kohle ohne Ende gebracht! Am geilsten war es, als im Internet die Kids anfingen, kostenlose Werbung für uns zu machen. Die haben den Vogel so gehasst, dass sie ü-ber-all Bilder gepostet haben. Zersägte Vögel und so. Haben wir gleich in die Werbung eingebaut, auf sowas stehen die Kiddies. Die Downloadzahlen sind daraufhin nochmal hoch gegangen. Der Wahnsin.”

“Ich bin durchgedreht, als MediaControl die beschissenen Klingeltoncharts eingeführt hat. Bei jeder Band, die ich signen wollte, hieß es aus der Chefetage nur noch: ‘Sind die denn auch Klingelton-tauglich?’”

“Au ja, die Charts haben ‘ne Menge gekostet. Eigene Sendung auf VivaMTV, wöchentlicher Abdruck in der BILD… hat sich aber gerechnet. Ihr hättet vielleicht besser aufpassen sollen. Ihr seid eben zu beschäftigt gewesen mit den lächerlichen Filesharern.”

Der ältere Mann nimmt einen Schluck aus der Bierflasche und schweigt verbittert.

“Mann", fährt der Jüngere fort, “komm, sei nicht so spießig. Ihr habt auch nur verkaufen wollen. Habt halt die Entwicklungen verpennt!”

“Alle haben auf uns rumgehackt. Wir würden Musik nicht schätzen. Naja. Jetzt können sie mal sehen, wer hier welche Musik schätzt. Augustsonne! Allein der Name!”

“Alter, die waren unser erstes Signing! Läuft heute noch wie Sau. Wir haben einfach so viel Kohle in die reingebuttert, bis die Leute das fressen mussten! Ohne Ende Werbung, das Video hat ‘ne halbe Million gekostet, die Tour mit Pur nochmal so viel. Und die Single kostenlos als Video und Song auf jedem neuen MP3-Handy, allein das hat uns 2 Millionen Album-Downloads gebracht! Der Hammer!”

“Ihr hattet nie Talent, nie Gespür, nie ein Gewissen. Ihr hattet immer nur Geld.”

“Und ihr wolltet immer nur kulturell hochwertigen Kram machen, oder was? Mann, IHR habt doch den Scheiß angefangen mit eurer Popstars-Kacke. IHR habt doch dafür gesorgt, dass Musik nichts mehr wert war!”

“Jetzt mach mal halblang! Immerhin haben wir noch ein paar echte Künstler im Programm gehabt, die nicht den riesigen Reibach gebracht haben und die wir trotzdem gehalten haben, war schwer genug, das kann man ja von euch wohl nicht behaupten!”

“Wozu auch? Wer will Geld in Musiker stecken, die keine Kohle bringen? Guck dir doch die ganzen Creative Commons Wichser an, reden alle von freier Musik und sobald du ihnen mit ‘nem Deal und ‘nem Vorschuss kommst, fangen sie an zu sabbern!”

Der ältere Mann resigniert.

“Kann sein. Vielleicht hast du Recht. Am Ende waren es die Musiker, die das alles in der Hand hatten. Und wenn die jetzt bei euch Plattenverträge unterzeichnen, ist das eben so. Vielleicht hätten die ja mal eher das Maul aufmachen sollen. Damals.”

“Geld regiert eben die Welt, Alter!” Der junge Mann nimmt einen letzten Schluck. “Ich muss los. Muss morgen früh raus. Meeting mit den Chinesen.”

“Klar.”

Der jüngere Mann haut dem älteren kumpelhaft auf die Schulter. “Kopf hoch, Mann! Die Zeiten haben sich eben geändert!". Er geht.

Der ältere Mann geht zu einer Frau und legt seinen Arm um ihre Schultern.

“Worüber habt ihr geredet?", fragt sie.

“Über Musik. Glaub’ ich.”

von spreeblick.de, wie der Ausgangspost.

KuekenMcNugget
KuekenMcNugget
27.05.2005 20:00

Zitat:


Klingelton-Song "Crazy Frog" erobert britische Charts

In den britischen Charts bahnt sich eine Sensation an: Wenn am Sonntag die neue Ausgabe der Hitparade veröffentlicht wird, wird wohl erstmals ein Klingelton-Song auf Platz eins stehen.

"Crazy Frog" entstammt dem Computer einer deutschen Band. Seit Wochen piepst er bereits auf englischen Handys und findet mittlerweile auch als CD reißenden Absatz.

Crazy Frog, eine computeranimierte Figur, ist eine Erfindung der Band Bass Bumbers. "Das sind fürchterliche Nachrichten", klagte die "Sun". "Was passiert nur mit unserer Nation?" Auch der "Guardian" äußerte seinen Unmut darüber, dass sich der Remix aus Klingelton und Harold Faltermeyers "Axel F"-Song vier Mal so gut verkaufe wie die neue Platte der Britpop-Band Coldplay."

Auf der einen Seite stehe ein Werk von künstlerischer Vollendung, auf der anderen ein Stück, das sich eine zwielichtige deutsche Tanztruppe in ein paar Minuten aus den Fingern gesogen habe.

Mit voraussichtlich über 150.000 verkauften Scheiben alleine in dieser Woche hat der Klingelfrosch nun sogar gute Chancen auf den Titel Single des Jahres.


Quelle




[addsig]

Kaan
Kaan
22.06.2005 17:28AdminSupporter

"Den weiteren Niedergang der Kultur hat 'Def Jam' jetzt in den USA besiegelt. Das Label beschert dem Land, in dem die Musikindustrie anders als bei uns oder in Japan und Korea bislang keine großen Erfolge mit Klingeltönen hatte, die neue Firma 'Def Jam Mobile' samt Grußkartenfirma 'American Greetings'. HipHop-News, Sportnachrichten, Spiele und exklusiv von 'Def Jam'-Künstlern produzierte Klingeltöne sollen laut Firmenchef Russell Simmons die "Kaufkraft der HipHop-Generation voll ausschöpfen." Herzlichen Glückwunsch."



Visions.de
[addsig]

nima
17.08.2005 17:48AdminSupporter

ich fass es nicht. da war die VISIONS immer ein klingelton-gegner und was passiert jetzt wenn man die visions-homepage besucht!? da kommt einem tatsächlich der bekloppte frosch entgegen.
traurig

Gerry
20.08.2005 12:00

Sperrzeit für Crazy Frog und Co.
MTV und Viva wollen Klingelton-Werbung begrenzen

Crazy Frog und Sweety sollen ab 16 Uhr Pause machen. (Collage: AOL) Hamburg - Die Musiksender MTV und Viva wollen offenbar die Werbung für Handy-Klingeltöne in ihren Programmen einschränken. MTV werde ab Oktober keine Klingelton-Werbung mehr zwischen 16 und 24 Uhr senden, bei Viva werde die Klingeltonsperrzeit im März eingeführt, schreibt das Nachrichtenmagazin "Spiegel".

Die neue Strategie sei jedoch nicht ohne Risiko. Zuletzt stammten dem Bericht zufolge bis zu über 40 Prozent der Werbeeinnahmen der Musiksender aus der Klingeltonreklame.

Sender fürchten mieses Image

Grund für den Umbruch in der Werbepolitik soll der Imageschaden der beiden Sender durch die Spots sein. Sie vergraulten Zuschauer und klassische Werbekunden. Sendergruppen-Chefin Catherine Mühlemann hatte im April eine Neurausrichtung der Sender MTV, Viva, MTV 2 und Viva Plus angekündigt. MTV hatte Konkurrent Viva im Sommer 2004 mit Unterstützung der Mutter, dem US-Medienkonzern Viacom, erworben. (fw/ddp)

NoelGallagher
20.08.2005 13:06Supporter

Das ist schon mal positiv. Jetzt noch ein paar dieser beknackten Pseudo-Dokus oder anderer Schrott-Sendungen weniger und ich gucke vielleicht mal wieder MTV oder Viva.[addsig]

NoelGallagher
09.09.2005 11:26Supporter

Zitat:


Jamba und MTV Networks bleiben Partner

Die Verisign-Klingeltonsparte Jamba und MTV Networks werden auch "weiterhin in enger strategischer Partnerschaft kooperieren". Das teilt Jamba mit. Offenbar haben sie einen Weg gesucht und gefunden, ihr Versprechen einzuhalten, bestimmte Sendezeiten ohne Klingeltonwerbung zu belegen und dennoch die bei einigen Jugendlichen beliebten Geräusche und Bilderchen anzupreisen: Es werde die Zusammenarbeit in anderen Sendeformaten verstärkt, heißt es. So will Viva Plus Mitte September "Mini-Chart-Shows" mit einer Länge von jeweils 150 Sekunden ins Programm nehmen. Jamba werde eigens für MTV entwickelte Klingeltöne, Hintergrundbilder, "Fun Sounds" und Handyspiele herstellen.

Ausgedehnte Werbezeiten für Klingeltöne bei Viva hatten im Juni Jugendmedienschützer auf den Plan gerufen. Zwölf Minuten pro Stunde darf im Fernsehen für Klingeltöne geworben werden, bei Viva sollen es an einem Februartag aber zweimal 18 Minuten gewesen sein. Gegen solche Überschreitungen der Werbezeitgrenzen gehen die Landesmedienanstalten vor. Im August wurde berichtet, Jamba habe sich in einer Unterlassungserklärung verpflichtet, "deutlicher als bisher über den bindenden Charakter ihrer Verträge aufzuklären". Dem Verbraucherzentrale-Bundesverband, der die Erklärung gefordert hatte, ging es vordringlich um Klingelton-Angebote, die nur im Rahmen von Abonnements zu haben sind, bei Vertragsabschluss per SMS also regelmäßige Forderungen nach sich ziehen.

"Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass mobile Unterhaltungsangebote für junge Menschen heute eine zentrale Rolle spielen und dass das Handy für sie mehr als ein reines Kommunikationstool ist", meint Jamba-Geschäftsführer Oliver Samwer. Davon ist offenbar auch MTV Networks überzeugt. Vor kurzem kündigte das Unternehmen ein Mobilfunkangebot für Jugendliche an, das zusammen mit E-Plus entwickelt werde.


Heise.de



und noch einmal

[addsig]

Gerry
26.12.2005 23:56

Zitat:


Ausgetrickst und ausgeklingelt
Der Klingelton-Boom scheint vor seinem Ende zu stehen. In Großbritannien müssen Anbieter ihrer ausgetricksten Kinder-Klientel das Abo-Geld zurückzahlen. Marktführer Jamba plant schon einmal neue Geschäftsmodelle an.

Von Richard Meusers


Ärgernis "Crazy Frog": Geld zurück für ausgetrickste britische Kinder
Zumindest durch die Reihen britischer Eltern dürfte ein Aufatmen gehen: Kunden, denen beim Kauf des "Crazy Frog"-Klingeltons gleich ein ganzes Abo angedreht wurde, erhalten ihr Geld zurück. So zumindest die gestrige Entscheidung der britischen Regulierungsbehörde Icstis, die dem Service-Provider mBlox aufgab, seine Kunden entsprechend zu entschädigen. Außerdem wurde gegen die Mobilfunker eine Geldstrafe von umgerechnet 60.000 Euro verhängt.

Der "Crazy Frog"-Klingelton ist nur eines von Zehntausenden Produkten, die der Marktführer Jamba weltweit über diverse Provider vertreibt. Allein in Großbritannien soll der nervige Frosch Jamba und mBlox über zehn Millionen Pfund in die Kassen gespült haben.

Auch wenn es in anderen Ländern noch nicht zu Erstattungen gekommen ist, sah sich Jamba dennoch gezwungen, in Deutschland und Österreich eine Kindersicherung für seine Produkte einzuführen. Der Download-Bereich der Jamba-Webseite kann nun von den Eltern mit einem Passwort belegt werden, genauso gut können sie die Seite für die Handy-Nummern ihrer Lieben sperren lassen.

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Da nimmt es nicht wunder, dass die beiden Jamba-Gründer, die Brüder Oliver und Marc Samwer, sich aus der Geschäftsführung des Unternehmens zurückgezogen haben, das sie vor fünf Jahren gründeten und bereits im vergangenen Jahr für stattliche 228 Millionen Euro verkauften.

Der neue Geschäftsführer Markus Berger-de León kündigte unterdessen an, man wolle Jamba zu einem "digitalen Entertainment-Portal" weiterentwickeln und im kommenden Jahr auch Musik-Downloads anbieten.

Richard Meusers

© SPIEGEL ONLINE

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