Türkei

eröffnet von Foesch am 21.10.2004 14:33 Uhr
23 Kommentare - zuletzt von Kaan

Foesch
21.10.2004 14:33

viele türkinnen verstehen ehegewalt:

fast 40% der türkischen frauen sehen es als "recht" ihres mannes an, sie in bestimmten fällen zu schlagen. das hat die uni ankara in einer studie festgestellt. als "berechtigte gründe" nennen die frauen:

ua.: "verweigerung des geschlechtsverkehrs,
vernachlässigung der kinder,
dem mann zu widersprechen,
mahlzeiten anbrennen zu lassen".

-sat.1 videotextseite: 114

RiotGrrrrl
21.10.2004 14:38

is ja klar, dass man so menschen gegen ein volk aufhetzt!

klar, sowas mag es geben, aber die türkei lebt (gerade im westen) nicht mehr im mittelalter sondern genauso fortschrittlich und modern wie wir zB hier, OHNE solche "sitten"

bescheuert, ich hasse solche pauschalisierungen[addsig]

TweedyTwo
21.10.2004 15:19

ok stellen wir mal richtig ... wenn ich abends aussem kohlebergwerg komme muss pünktlich mein essen auf dem tisch sein ...unverbrannt natürlich ....danach macht sie den abwasch ... danach werden einem die pantoffeln gebracht und frauchen bringt einem bier ...selbstverständlich richtig eingeschenkt ...danach hält sie 2 stundne die klappe sodass man in ruhe champions league schauen kann ... danach gibts noch ne runde sex ...natürlich nur so wie ich es mag

nur um das mal in deutsche verhältnisses umzubasteln . sprich wenn sie das nicht tut sagen 40% der frauchen von sich aus das ich sie dafür schlagen darf ^^ komische welt, mein kalender sagt mir aber das wir das jahr 2004 haben ^^ sehr merkwürdig

RiotGrrrrl
21.10.2004 15:26

Zitat:


TweedyTwo schrieb:
ok stellen wir mal richtig ... wenn ich abends aussem kohlebergwerg komme muss pünktlich mein essen auf dem tisch sein ...unverbrannt natürlich ....danach macht sie den abwasch ... danach werden einem die pantoffeln gebracht und frauchen bringt einem bier ...selbstverständlich richtig eingeschenkt ...danach hält sie 2 stundne die klappe sodass man in ruhe champions league schauen kann ... danach gibts noch ne runde sex ...natürlich nur so wie ich es mag

nur um das mal in deutsche verhältnisses umzubasteln . sprich wenn sie das nicht tut sagen 40% der frauchen von sich aus das ich sie dafür schlagen darf ^^ komische welt, mein kalender sagt mir aber das wir das jahr 2004 haben ^^ sehr merkwürdig



kein guter vergleich[addsig]

Kaan
Kaan
21.10.2004 15:32AdminSupporter

ob du es glauben magst oder nicht - aber auch hier ist es 2004!!! nur mögen die Medien in Deutschland ganz gerne ein anderes Bild liefern - ein durch und durch falsches Bild!!!

also komm in die Türkei, schau dir das wahre Leben hier an und dann kannste auch deine Übertragung guten Wissens verwerfen!!!



es wird Zeit dass ich mich ernsthaft an das Schreiben meines Buches begebe... Gliederung ist ja fast fertig...

kotzt mich das an...

Gambrish
Gambrish
21.10.2004 16:05

Im Endeffekt ist das Thema grad ja eh noch viel tiefgreifender als "nur" das Thema Türkei.

Ich meine, deutsche Medien pauschalisieren nun mal fast überall, nicht nur in diesem speziellen Punkt. Ich denke, wir alle wissen, dass man die deutsche Medienwelt mit Vorsicht genießen sollte...

RiotGrrrrl
21.10.2004 16:13

Zitat:


Gambrish schrieb:
Im Endeffekt ist das Thema grad ja eh noch viel tiefgreifender als "nur" das Thema Türkei.

Ich meine, deutsche Medien pauschalisieren nun mal fast überall, nicht nur in diesem speziellen Punkt. Ich denke, wir alle wissen, dass man die deutsche Medienwelt mit Vorsicht genießen sollte...


ja, allerdings...das von kaan eben war ja mal n guter beweis


ich hab jetzt ehrlichgesagt auch keine lust, schon wieder über dieses thema zu diskutieren, ich weiß nich, wie oft in meinem leben ich das schon machen musste...

da steckt so viel mehr hinter, als das man sowas mal eben im internet niederschreiben könnte..[addsig]

Kaan
Kaan
21.10.2004 16:21AdminSupporter

eben drum -> Buch...

damit denen in Deutschland die seit 10 Jahren nicht mehr in der Türkei oder gar noch nie hier waren endlich mal die Augen geöffnet wird und vor allem den Jugendlichen! Ich möchte die Jugendkultur der Türkei den Deutschen näherbringen und mit Vorurteilen aufräumen die vor ca. 20 Jahren zugetroffen hätten... Die Türkei hat vor allem in den letzten 5-10 Jahren eine irre Verwandlung durchgemacht!

eigentlich hab ich eigtl. mehr theoretisch daran gedacht dass sowas mal vernünftig wäre... aber mehr und mehr stärkt sich das Gefühl in mir dass das sein muss!

RiotGrrrrl
21.10.2004 16:25

tu das ... reden scheint nicht mehr viel zu helfen .. ich stoß zumindest größtenteils auf unverständnis und unwissenheit.


es ist ja nicht so, dass ich alles an und in der türkei schön reden will, klar gibts da immernoch problemherde ... aber hier wird viel sehr übertrieben dargestellt...schrecklich![addsig]

Kaan
Kaan
21.10.2004 16:43AdminSupporter

natürlich gibt es auch Probleme... das würde ich niemals abstreiten wollen... aber das sind Probleme die jedes Land hat...

aber in den Medien werden ja Probleme dargestellt die de facto nicht existieren...

dass wir Probleme mit der Arbeitslosigkeit haben und das Bildungssystem nicht das tollste ist etc. ist ja unabstreitbar...

aber diese Probleme hat Deutschland auch - mit der Arbeitslosigkeit sogar mehr als die Türkei...

also kann man darauf nicht in den Medien herumhacken - deshalb verändert man einfach mal die Realität, nimmt Vorurteile auf und trampelt schön breit darauf rum...

und warum kommt das an? weil die Auswanderer vor 30-40 Jahren in ihrer Entwicklung stehen geblieben sind... das ist die Türkei aber NICHT!

und dieses Bewusstsein muss hervorgerufen werden...

Kaan
Kaan
21.10.2004 19:46AdminSupporter

das wundert mich allerdings... die Studie wurde demnach nicht von dem dafür _eigentlich_ zuständigen Department gemacht...

die Umfrage richtete sich auch an Frauen... hierbei sollte man nicht vergessen wann diese Kinder waren - vor ca. 30-40 Jahren... da sah es hier noch ganz anders aus...

die sollten die Umfrage mal mit den jugendlichen Mädchen machen - dabei käme unter Garantie was ganz anderes heraus...

die jungen Mädchen langen eher zu als die jugendlichen Kerle

und es ist eben diese Generation die in frühestens 10 Jahren der EU beitreten wird...

deshalb sollte man die Umfragen in diesen Altersklassen machen und _nicht_ bei denen die in 10 Jahren quasi das Rentenalter erreicht haben...

Kaan
Kaan
21.10.2004 19:58AdminSupporter

Zitat:


Octi schrieb:
böse deutsche medien... böse, böse!


dazu auch mal folgendes:

vor ca. einer Woche ging es durch bestimmte Revolverblättchen dass es in der Türkei ein neues Gesetz beschlossen werden soll... und zwar solle dies besagen dass Väter oder Brüder ihre Tochter/Schwester umbringen dürfen wenn diese vor der Ehe mit einem Jungen schläft...

das ist natürlich vollkommener Schwachsinn... ich wurde gleich mehrfach darauf angesprochen ob das wirklich stimme - tut es NATÜRLICH nicht!

---

nach der Aussprache der Empfehlung der EU-Kommission zur Aufnahme von Gesprächen... titulierte die Bild (oder Express) mit einem riesigen Bild von einem alten Bauern mit einer ausgemergelten Kuh: WOLLEN WIR DAS?! (od.s.ä.)

für so ein Bild musst du schon mehrere Stunden im tiefsten OSten im Gebirge suchen...


in Deutschland regt man sich doch auch auf wenn die Deutschen im Ausland entweder in Ledertrachten oder als Nazis dargestellt werden (insb. in den amerik. Medien)...

warum ist man dann selber nicht besser?

NoelGallagher
21.10.2004 20:15Supporter

Zitat:


Slipknotism schrieb:
in Deutschland regt man sich doch auch auf wenn die Deutschen im Ausland entweder in Ledertrachten oder als Nazis dargestellt werden (insb. in den amerik. Medien)...

warum ist man dann selber nicht besser?


Diese Verallgemeinerungen gibt es überall auf der Welt und immer ärgern sie denjenigen, der in irgendeiner Weise über den Kamm geschoren wird. Leider existiert für solche "Nachrichten" halt eine Nachfrage - in allen Ländern. Kommerzielle Nachrichten müssen halt verkauft werden.

Die Frage dabei bleibt natürlich: Ist diese Nachfrage natürlich oder wurde sie erst durch das Angebot der Medien geschaffen? Eine Frage, die der Frage nach dem Ei oder der Henne sehr ähnelt.

Wahrscheinlich werden solche Nachrichten gerne gelesen, um von den eigenen Problemen abzulenken.[addsig]

Octi
22.10.2004 11:42

Zitat:


Slipknotism schrieb:

dazu auch mal folgendes:

vor ca. einer Woche ging es durch bestimmte Revolverblättchen dass es in der Türkei ein neues Gesetz beschlossen werden soll... und zwar solle dies besagen dass Väter oder Brüder ihre Tochter/Schwester umbringen dürfen wenn diese vor der Ehe mit einem Jungen schläft...

das ist natürlich vollkommener Schwachsinn... ich wurde gleich mehrfach darauf angesprochen ob das wirklich stimme - tut es NATÜRLICH nicht!



sicherlich gibt es auch falsche news, ich wollte nur mal richtig stellen das die von fösch gepostete news keine solche ist!
mann soll ja nicht alles glauben was in den nachrichten ist, aber nichts glauben ist genauso schlimm.

Zitat:

Slipknotism schrieb:

nach der Aussprache der Empfehlung der EU-Kommission zur Aufnahme von Gesprächen... titulierte die Bild (oder Express) mit einem riesigen Bild von einem alten Bauern mit einer ausgemergelten Kuh: WOLLEN WIR DAS?! (od.s.ä.)

für so ein Bild musst du schon mehrere Stunden im tiefsten OSten im Gebirge suchen...



Gerade wenn du in ländlichen Regionen bist, insbesondere wie du gesagt hast, im Osten der Türkei, kannst du nicht behaupten dass deren lebensstandard mit dem eines landwirts in deutschland vergleichbar wäre.... wohl wäre er mit dem eines landwirts in ost-polen vergleichbar, aber da gibt es einen kleinen unterschied, zumindest für mich:
Europa endet geographisch gesehen nunmal am bosporus. also ist die entscheidung, ob die Türkei in die EU kommt auch eine frage, ob man die EU nicht lieber EMEU nennen will (european-middle-east-union)...
und wir als EU-bürger müssen uns auch entscheiden ob es für uns sinnvoll ist, EU-aussengrenzen mit Syrien, Irak, Iran, Armenien und Georgien zu haben...
Das ist alles unabhängig von dem Glauben den die Mehrheit der bevölkerung dort hat und überhaupt von den leuten die dort wohnen. das sind fragen die man auch mal zulassen muss. wenn jetzt die frage kommt wieso die türkei in der NATO ist, liegt die antwort auch auf der hand: Das ist ein relikt des kalten krieges: wenn man sich mal ne weltkarte anschaut: karte
liegt die türkei strategisch günstig zwischen der ex-UDSSR und den ölreichen staaten des nahen ostens, ein west-ost riegel, um zu verhindern dass die kommunisten der USA im ernstfall das öl abdrehen. nebenbei hat sich deutschland z.b. dagegen aufgelehnt, nukleare mittelstreckenraketen in deutschland zu stationieren (siehe nato-doppelbeschluss), die türkische regierung hatte jedoch nichts dagegen. das ist ein praktischer partner.

Zitat:

Slipknotism schrieb:

in Deutschland regt man sich doch auch auf wenn die Deutschen im Ausland entweder in Ledertrachten oder als Nazis dargestellt werden (insb. in den amerik. Medien)...

warum ist man dann selber nicht besser?


die deutschen medien, im besonderen die öffentlich-rechtlichen und rennomierte tages- oder wochenzeitungen verbreiten keine solchen eindimensionalen nachrichten. wer bild oder express liest, bekommt halt auch nur bild- oder express niveau. der markt dafür ist da, und deshalb wird es gemacht. qualitativ hochwertige information kommt dabei nicht rum, aber das ist auch nicht das ziel dieser medien. die artikel sollen schnell gelesen sein und einen bestimmten eindruck hinterlassen: neid, mitleid oder schadenfreude

a la
mann haben die es schlecht
mann hat der es gut
mann war der typ blöd
mann ist der arm dran


Annagy
22.10.2004 21:43

klar läuft in der türkei irgendwas falsch... aber in Deutschland auf keinen Fall weniger! Ich finde es nur unter aller Sau, dass in der Türkei zum Teil Frauen noch gesteinigt werden, echt das letzte...
Abr natürlich leben die da auch nicht hinterm Mond, und wer das behauptet hat einfach keine Ahnung oder möchte sich mit dem Thema gar nicht richtig befassen. Morgen gehts dann in Urlaub --> Türkei

RiotGrrrrl
22.10.2004 22:13

Zitat:


Annagy schrieb:
klar läuft in der türkei irgendwas falsch... aber in Deutschland auf keinen Fall weniger! Ich finde es nur unter aller Sau, dass in der Türkei zum Teil Frauen noch gesteinigt werden, echt das letzte...
Abr natürlich leben die da auch nicht hinterm Mond, und wer das behauptet hat einfach keine Ahnung oder möchte sich mit dem Thema gar nicht richtig befassen. Morgen gehts dann in Urlaub --> Türkei


grüß mir izmir [addsig]

Kaan
Kaan
31.10.2004 22:23AdminSupporter

oha... ich hab ganz verplant zu antworten... naja, jetzt nicht... jetzt erstmal ein interessantes und lesenswertes interview:

für die die es sich lieber ein andermal durchlesen wollen (oder es in nem andren fenster nebenher lesen wollen)

http://www.gmx.net/de/themen/beruf/karriere/themaderwoche/552022,page=0.html

"Deutsche werden Jobs in der Türkei suchen"

Von einem Beitritt der Türkei in die EU wird Deutschland profitieren, meint Kemal Sahin, Chef der größten deutsch-türkischen Unternehmensgruppe. Im Interview mit manager-magazin.de erläutert Sahin, warum die Türkei dynamisch wächst, und wieso bald deutsche Gastarbeiter in die Türkei abwandern dürften.

Von Kai Lange

mm.de: Am 17. Dezember werden die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) darüber entscheiden, Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufzunehmen. Sehen Sie die Türkei schon in wenigen Jahren als Mitglied der EU?

Sahin: Wir sind uns darüber im Klaren, dass der Beginn von Beitrittsverhandlungen noch keine Vollmitgliedschaft bedeutet und dass bis dahin noch ein langer Weg zu absolvieren ist. Die Regierung und die Menschen in der Türkei sind aber willens und in der Lage, die nötigen Schritte zu tun: Zum Beispiel den Markt stärker für ausländische Unternehmen zu öffnen, Bürokratie abzubauen, den juristischen Unterbau für einen Markt nach europäischen Wettbewerbsregeln zu schaffen und nicht zuletzt die Maastrichter Stabilitätskriterien zu erfüllen.

mm.de: Wie lange wird das dauern?

Sahin: Beobachter haben für diesen Prozess einen Zeitraum von rund zehn Jahren genannt. Was die wirtschaftlichen Kriterien angeht, bin ich jedoch überzeugt, dass die Türkei schon früher fit für die EU sein wird.

mm.de: Woher dieser Optimismus?

Sahin: Die Türkei wächst sehr dynamisch und ist jetzt schon wirtschaftlich stärker als zum Beispiel Bulgarien oder Rumänien, die in wenigen Jahren in die EU aufgenommen werden. Weite Teile der türkischen Wirtschaft sind bereits über die Zollunion in die Europäische Gemeinschaft integriert. Die türkische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 6 Prozent und im ersten Halbjahr 2004 um mehr als 10 Prozent gewachsen: Allein die Perspektive auf eine EU-Mitgliedschaft sorgt für deutlich steigende Investitionen und für kräftiges Wachstum.

Die kommenden Jahre, in denen sich die Türkei auf eine EU-Mitgliedschaft vorbereitet, werden daher von einem deutlichen Wirtschaftsaufschwung geprägt sein. Davon wird Deutschland als wichtigster Handelspartner der Türkei besonders profitieren.

mm.de: In Deutschland herrscht dagegen die Sorge, dass Unternehmen verstärkt Arbeitsplätze in die Türkei verlagern, sobald das Land Mitglied der EU sein könnte.

Sahin: Wer so rechnet, sollte sich die jüngsten Zahlen anschauen: Das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern ist im Jahr 2003 auf 16 Milliarden Euro gestiegen und dürfte sich in den kommenden zehn Jahren verdoppeln. Die deutschen Exporte in die Türkei haben im vergangenen Jahr um 20 Prozent zugelegt, in der ersten Jahreshälfte 2004 sogar um 50 Prozent.

Der Bedarf an Baumaschinen, Industriegütern und Fahrzeugen wird in den kommenden Jahren in der Türkei enorm wachsen - Branchen, in denen deutsche Unternehmen führend sind und in denen sie viel verkaufen können. Ein starkes Wachstum in der Türkei schafft also auch in Deutschland Arbeitsplätze.

mm.de: Unterschätzen Sie da nicht die Mobilität deutscher Konzerne? Alle klagen über hohe Arbeitskosten in Deutschland. Der Standort Türkei ist nicht nur günstiger, sondern auch geografisch interessant.

Sahin: Die Türkei ist kein Billiglohnland mehr. Textilmassenware zum Beispiel können Sie in Rumänien oder Bulgarien sehr viel günstiger produzieren als in der Türkei. In solchen preisaggressiven Bereichen wird in Deutschland ohnehin nicht mehr nennenswert produziert - die Arbeitsplätze sind schon aus Deutschland verlagert worden.

Natürlich bietet sich die Türkei mit ihrer Lage zwischen Kaukasus, Zentralasien und dem Nahen Osten für Unternehmen an, die neue Märkte erschließen wollen. Für die Automobil- und Elektroindustrie sowie für die chemische Industrie wird zudem der wachsende türkische Markt interessant, in diese Bereiche dürften noch mehr ausländische Direktinvestitionen fließen. Ich bleibe dabei: Der wirtschaftliche Schub in der Türkei wird in Deutschland mehr Arbeitsplätze schaffen als abziehen. Für Deutschland und Europa wird ein EU-Mitglied Türkei ein Gewinn bringender Partner sein.

mm.de: Während der Beitrittsverhandlungen dürfte auch über Schutzklauseln diskutiert werden, um die Zuwanderung türkischer Arbeitnehmer in andere EU-Staaten während einer Übergangsfrist zu beschränken. Wie denken Sie darüber?

Sahin: Wir reden über einen Zeitraum von neun bis zehn Jahren, bis die Türkei möglicherweise Vollmitglied der EU sein wird. Die EU kann solche Klauseln wie bei anderen Beitrittskandidaten auch einfügen. Die Angst, dass Millionen anatolischer Bauern auf den deutschen und europäischen Arbeitsmarkt drängen werden, ist aber nach meiner Ansicht vollkommen unbegründet.

Warum sollte ein türkischer Arbeitnehmer seine Familie und sein wirtschaftlich dynamisch wachsendes Heimatland verlassen, um einen Neuanfang in einem europäischen Land zu wagen, das nahe der Stagnation dümpelt und in dem hohe Arbeitslosigkeit herrscht? Seine Situation würde dadurch gewiss nicht einfacher.

Die Regierung Erdogan hat nicht nur ein politisches Reformprogramm aufgelegt, zu dem die Abschaffung der Todesstrafe und eine Strafrechtsreform gehören. Sie hat auch ein groß angelegtes wirtschaftliches Förderprogramm verabschiedet, um das Wachstum in den noch weniger entwickelten anatolischen Regionen zu stärken.

Vielleicht werden wir in zehn, fünfzehn Jahren sogar eine Migration von Deutschland in die Türkei haben: Ich habe jetzt schon viele deutsche Mitarbeiter in der Türkei, und es ist gut möglich, dass in zehn Jahren noch mehr junge deutsche Arbeitskräfte, zum Beispiel Ingenieure, berufliche Chancen und lukrative Jobs in der Türkei suchen.

mm.de: Was würde eine EU-Mitgliedschaft der Türkei für die türkische Bevölkerung in Deutschland bedeuten?

Sahin: Deutschland veraltet ebenso wie die meisten Staaten Westeuropas. In spätestens 20 Jahren werden in Europa junge und gut ausgebildete Arbeitskräfte fehlen.

Die jungen Türken, die heute in Deutschland leben, werden von der deutschen Wirtschaft ebenso benötigt, wie vor 30 Jahren ihre Eltern und Großeltern während des Wirtschaftswunders benötigt wurden. Allerdings nicht länger als "Gastarbeiter" für wenig beliebte körperliche Arbeit, sondern als qualifizierte und engagierte Fachkräfte. Die Handelskammern und das Bildungsministerium unterstützen die Qualifizierung der Jugendlichen bereits durch das Ausbildungsprojekt "1000 türkische Jugendliche bei türkischen Firmen". Eine Mitgliedschaft der Türkei in der EU wird die Integration der Türken in Deutschland beschleunigen.

mm.de: Welche Vorteile könnte Europa von einem EU-Mitgliedstaat Türkei haben?

Sahin: Zuerst wird die wachsende Wirtschaftskraft der Türkei der Europäischen Union zugute kommen. Zweitens spielt auch die Sicherheitspolitik eine Rolle, denn wirtschaftlicher Fortschritt braucht Sicherheit. Die Türkei kann als islamisches Land mit einem demokratischen Verständnis eine Brücke zwischen zwei Kulturen sein: Wenn sie als EU-Mitglied funktioniert, ist das nicht nur Wirtschaftsförderung in Europa, sondern auch im Nahen Osten und der Welt.

Die Türkei kann als EU-Mitglied positive Signale an die islamischen Länder senden, dass wir zusammen leben, wirtschaften und teilen können. Es bestehen gute Chancen, dass sich diese Länder dann auch Europa annähern: Schon jetzt sehen wir ja, wie positiv sich die EU-Perspektive auf das Wirtschaftswachstum und auf die Motivation der jungen Menschen in der Türkei auswirkt. Wir dürfen nicht riskieren, dass sich diese Menschen enttäuscht von Europa abwenden.

Kritiker fragen: "Wie viele Milliarden Subventionen kostet ein EU-Beitritt der Türkei?" Ich frage: "Wie viele Milliarden kostet es die Wirtschaft, wenn der Ölpreis bis auf 100 Dollar pro Barrel steigt?" Wenn wir sagten, dass die Türkei in Europa nichts zu suchen habe, dann stärkt das die Fliehkräfte und die Radikalisierung und ist sowohl sicherheitspolitisch wie auch wirtschaftlich ein Rückschritt. Das kann für Europa und die Welt sehr teuer werden.

Kemal Sahin: Ein Falke in Deutschland

Kemal Sahin ist Vorstandschef des Textilproduzenten Sahinler Holding. Das Unternehmen mit Zentralen in Würselen bei Aachen und Istanbul ist mit einem Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro die größte deutsch-türkische Unternehmensgruppe.

Der 49-jährige Sahin kam im Alter von 18 Jahren nach Deutschland. Er studierte Metallurgie, bekam aber als Ingenieur keine Arbeitserlaubnis. So machte er sich selbstständig und ist inzwischen der größte türkische Arbeitgeber außerhalb der Türkei: Die Sahinler Group beschäftigt in 13 Ländern insgesamt rund 12.000 Mitarbeiter. Die zu Sahinler gehörende Modemarke Adessa ist zum Beispiel mit mehr als 300 Filialen in Deutschland vertreten.

Für seine herausragenden unternehmerischen Leistungen wurde Sahin (deutsch: "Der Falke") 1997 vom manager magazin sowie Ernst & Young zum Entrepeneur des Jahres gewählt. Derzeit ist Sahin auch Präsident der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer (TD-IHK). Seine Autobiografie hat den Titel "Der Falke in der Fremde".

Reger deutsch-türkischer Handel

Deutschland ist wichtigster Handelspartner der Türkei. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern betrug im Jahr 2003 16 Milliarden Euro und dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Die deutschen Exporte in die Türkei haben im vergangenen Jahr um 20 Prozent zugelegt, im ersten Halbjahr 2004 stiegen die Exporte um knapp 50 Prozent.

Das Wirtschaftswachstum am Bosporus sorgt für steigende Nachfrage. Die türkische Wirtschaft ist im Jahr 2003 um 6 Prozent und im ersten Halbjahr 2004 um mehr als 10 Prozent gewachsen. Bereits die Aussicht auf eine Mitgliedschaft in der EU sorgt für deutlich steigende Direktinvestitionen, so die Auskunft der Handelskammer.

In der Türkei leben 66 Millionen Menschen, davon 80 Prozent Türken und 20 Prozent Kurden. 99 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. In Deutschland mit rund 80 Millionen Einwohnern leben 2,6 Millionen Bürger türkischer Herkunft. Rund 60.000 türkische Unternehmer haben nach Angaben der deutsch-türkischen Handelskammer bislang insgesamt 7,5 Milliarden Euro in Deutschland investiert und rund 350.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Yokoho
31.10.2004 23:18

Zitat:


Slipknotism schrieb:


aber in den Medien werden ja Probleme dargestellt die de facto nicht existieren...


Warst schon bei jeder Familie Deines Landes zu Hause?


Zitat:

weil die Auswanderer vor 30-40 Jahren in ihrer Entwicklung stehen geblieben sind... das ist die Türkei aber NICHT!




Da gehe ich auch von aus, aber mach das mal den Leuten hier begreiflich!

Grüße

Sascha[addsig]

Kaan
Kaan
31.10.2004 23:29AdminSupporter

Zitat:


Yokoho schrieb:

Warst schon bei jeder Familie Deines Landes zu Hause?


es wird so dargestellt als ob das Problem in JEDEM Haushalt existiert... und das ist de facto nicht der Fall...

es ist ja auch nicht der Fall dass jeder Deutsche mit ner Glatze rumläuft und den Hitlergruß macht... so wie es viele ausländische Medien gerne zeigen (zeigen würden)... das Problem dass es noch Rechtsdenkende gibt, dass existiert - aber es existiert nicht in dem Sinne dass alle so seien...

so war meine Aussage gemeint...

Zitat:

Yokoho schrieb:

Da gehe ich auch von aus, aber mach das mal den Leuten hier begreiflich!


das wär mit dem Buch ja mein Anliegen... oder mal alle für ein paar Wochen auf Türkei-Rundreise schicken...

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