US-Präsidentschaftswahl

eröffnet von everlast am 15.10.2004 17:53 Uhr
843 Kommentare - zuletzt von blubb0r

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snookdog
snookdog
12.11.2016 11:11


Nico11 schrieb:


snookdog schrieb:
Mich kotzt selbst als Trump-Kritiker ziemlich an, dass letzte Nacht gegen Donald Trump demonstriert wurde. Warum sollte man gegen eine demokratische Wahl demonstrieren? Die Leute sollen wählen gehen, im Freundeskreis um Stimmen werben und sich als Volunteer melden, statt nach einer demokratischen Wahl auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren...

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Wieso sollte man nicht gegen ihn demonstrieren? Klar, er wurde demokratisch gewählt, aber in einer Demokratie hat man auch das Recht auf Demonstrationen und seine Meinung kund zu tun.

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Weil man, solange der Mann einfach nur gewählt ist und noch nichts getan hat, meiner Meinung nach gegen die Demokratie und seine Mitmenschen, die ihn gewählt haben, demonstriert. Demonstrationen gegen Trump hätte es eher geben müssen, als das Video aufgetaucht ist, das im Nachhinein als "Locker room talk" bezeichnet wurde.

blubb0r
12.11.2016 11:51

ich fänd es auch viel sinnvoller, gegen das Wahlsystem als solches zu demonstrieren.



Das kann ich jedem (!) empfehlen.

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Stebbard
12.11.2016 13:58·  Bearbeitet

... was genau würdest du denn konkret am Wahlsystem ändern wollen? Es ist ja gerade en vogue, darüber zu klagen.

Dem Video stimme ich von einer Seite aus zu, da ich ja auch jemand bin, der die Notwendigkeit zur Debatte immer betont hat - zugleich platziert es diejenigen, die nun für Trump wählen zu sehr in einer Opferrolle. Ich habe zwar volles Verständnis dafür, dass Menschen in bestimmten Regionen kein Vertrauen mehr in die Politik haben (ich selber habe ja nicht weit von Buffalo gewohnt), allerdings macht man es ihnen dann zu einfach. Viele Personen aus dem rechten Lager haben sich jahrelang eine Blase geschaffen, sich geweigert über Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe, Öffnung der Ehe oder Gleichberechtigung im Allgemeinen zu reden und dabei auf jedes noch so hanebüchene Argument zurückgegriffen, vollkommen unabhängig, ob es nun zutrifft oder nicht. Sich jetzt dann hinzustellen (oder hingestellt zu werden), als sei man nun in einer unterdrückten Position und die Linke würde einem nicht mehr zuhören, ist ein wenig selbstgerecht.

Das schließt natürlich nicht aus, dass es viele Verfehlungen auf seiten der politisch Linken, der Liberalen usw. gab und auch noch gibt. Aber diese sind keine Entschuldigung für viele der Positionen im eher rechten Spektrum. Es hätte andere Optionen gegeben.

Das traurige ist: jetzt werden wieder alle das Video in der Timeline posten, sich ungemein politisch fühlen, die nächste Debatte aber scheuen, weil sie viele ihrer Überzeugungen gar nicht mehr wirklich fundiert begründen können.

blubb0r
12.11.2016 14:08


Stebbard schrieb:
... was genau würdest du denn konkret am Wahlsystem ändern wollen? Es ist ja gerade en vogue, darüber zu klagen.

Dem Video stimme ich von einer Seite aus zu, da ich ja auch jemand bin, der die Notwendigkeit zur Debatte immer betont hat - zugleich platziert es diejenigen, die nun für Trump wählen zu sehr in einer Opferrolle. Ich habe zwar volles Verständnis dafür, dass Menschen in bestimmten Regionen kein Vertrauen mehr in die Politik haben (ich selber habe ja nicht weit von Buffalo gewohnt), allerdings macht man es ihnen dann zu einfach. Viele Personen aus dem rechten Lager haben sich jahrelang eine Blase geschaffen, sich geweigert über Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe, Öffnung der Ehe oder Gleichberechtigung im Allgemeinen zu reden und dabei auf jedes noch so hanebüchene Argument zurückgegriffen, vollkommen unabhängig, ob es nun zutrifft oder nicht. Sich jetzt dann hinzustellen (oder hingestellt zu werden), als sei man nun in einer unterdrückten Position und die Linke würde einem nicht mehr zuhören, ist ein wenig selbstgerecht.

Das schließt natürlich nicht aus, dass es viele Verfehlungen auf seiten der politisch Linken, der Liberalen usw. gab und auch noch gibt. Aber diese sind keine Entschuldigung für viele der Positionen im eher rechten Spektrum. Es hätte andere Optionen gegeben.

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Ich find es schon befremdlich, dass man durchaus deutlich weniger Stimmen erhalten kann und trotzdem Präsident wird, weil man in den richtigen Staaten mehr Wahlmänner bekommt.

Es würde mich interessieren, ob und wie z.B. unser Wahlsystem in den Staaten funktionieren würde.

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roxar
roxar
12.11.2016 14:18

Ich finde das Video nicht sonderlich gut und tiefgreifend auch wenn es schauspielerisch natürlich ganz eindrücklich dargestellt ist. Sein Argument und Lösungsansatz geht mMn am Kern des Problems vollkommen vorbei.

blubb0r
12.11.2016 14:22


roxar schrieb:
Ich finde das Video nicht sonderlich gut und tiefgreifend auch wenn es schauspielerisch natürlich ganz eindrücklich dargestellt ist.
Sein Argument und Lösungsansatz geht mMn am Kern des Problems vollkommen vorbei.

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Was ist denn deiner Meinung nach Kern des Problems?

Stebbard
12.11.2016 14:35


blubb0r schrieb:
Ich find es schon befremdlich, dass man durchaus deutlich weniger Stimmen erhalten kann und trotzdem Präsident wird, weil man in den richtigen Staaten mehr Wahlmänner bekommt.

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Natürlich hat das Wahlsystem seine Schwächen. Einerseits weil man mit weniger Stimmen in der Gesamtheit dennoch Präsident werden kann. Das ist allerdings ein generelles Problem von Mehrheitswahlsystemen, dem jedoch die Stärken gegenüberstehen. Denn:


blubb0r schrieb:
Es würde mich interessieren, ob und wie z.B. unser Wahlsystem in den Staaten funktionieren würde.

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Vermutlich gar nicht. Selbst in der Bundesrepublik, die ein eher homogener Staat ist, haben wir am 2017 wohl sechs Parteien im Parlament, was die Regierungsbildung und Politik ungemein erschwert und einen vollen Regierungswechsel egtl. kaum noch möglich macht. Nun stelle dir mal vor, wie die politische Landschaft in den enorm diversen Vereinigten Staaten auf ein Verhältniswahlsystem reagieren würde. Für ein Land wie es die Vereinigten Staaten sind ist ein (de facto) Zweiparteiensystem schon eine ganz sinnvolle Institution.

Ohnehin ist eine Wahlrechtsreform in den Staaten absolut illusorisch. Die wird weder mit den Republikanern, noch mit 2/3 der Bundesstaaten zu machen sein.

blubb0r
12.11.2016 14:44

@Stebbie:
Insbesondere den zweiten Teil sehe ich genauso.

Allgemein bestärkt mich die derzeitige Situation wieder, wenn ich mit "Panikherz" fertig bin, das hier zu lesen:
www.amazon.de

roxar
roxar
12.11.2016 14:57·  Bearbeitet


blubb0r schrieb:


roxar schrieb:
Ich finde das Video nicht sonderlich gut und tiefgreifend auch wenn es schauspielerisch natürlich ganz eindrücklich dargestellt ist.
Sein Argument und Lösungsansatz geht mMn am Kern des Problems vollkommen vorbei.

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Was ist denn deiner Meinung nach Kern des Problems?

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Dass wir eine neue mediale Öffentlichkeit haben, die den "liberalen Lack" der Gesellschaft abblättern lässt.

Da ist der Ansatz "Streichen wir den Lack einfach wieder drauf und machen dann weiter wie vor Erscheinen sozialer Medien" eben kein vielversprechender. Das wird ja auch der "Lügenpresse", aka bürgerlich-gemäßigten Massenmedien des 20. Jahrhunderts, momentan zum Verhängnis.

Ich kann da eigentlich nur nochmal auf den Artikel von Lobo verweisen den ich hier schonmal verlinkt hatte. Der gibt meine Einschätzung eigentlich ganz gut wieder.

Edit: Link

snookdog
snookdog
13.11.2016 11:56


Stebbard schrieb:
... was genau würdest du denn konkret am Wahlsystem ändern wollen? Es ist ja gerade en vogue, darüber zu klagen.

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Kann sein, dass ich mir das Ganze zu einfach vorstelle, aber... Wäre es nicht die einfachste Lösung, die Wahlmänner prozentual nach den Stimmen zu verteilen und das "Winner takes it all" System abzuschaffen? Das hätte nicht nur den Vorteil, dass der Kandidat mit den meisten Stimmen Präsident wird sondern auch, dass nicht mehr so viele Stimmen völlig verloren gehen. Warum sollte ein Republikaner in Kalifornien überhaupt eine Stimme zur Präsidentenwahl abgeben? Die Situation ist ja eh hoffnungslos.

lirumlarum
lirumlarum
14.11.2016 11:46·  Bearbeitet

www.sueddeutsche.de
Trifft es ganz gut finde ich. Eine Verbesserung der Debattenkultur ist wichtig. Das heißt aber nicht, dass man bei Grundwerten den "Enttäuschten" und "Abgehängten" entgegen kommen muss und sollte. Es geht nicht um eine Schuld der Linken oder der Mitte, sondern darum, Lösungsansätze für die entscheidenden Probleme z.b. für die schlechte wirtschaftliche Lage unterer Schichten zu finden und sie so wieder ins Boot zu holen.

snookdog
snookdog
26.11.2016 18:57

Die SZ hat das Sicherheitskonzept ganz gut beschrieben.

Mein Lieblingszitat daraus:

Zum Sicherheitskonzept gehören kugelsichere Fenster und eine Flugverbotszone für den Trump Tower. Hunderte Beamte und Polizisten müssen in direkter Nähe von Trump verfügbar sein. Wie The New York Post berichtet, wollen die Sicherheitsbehörden zwei Stockwerke in dem Hochhaus anmieten, für drei Millionen Dollar pro Jahr. Ihr künftiger Vermieter ist übrigens der Mann, den sie schützen sollen: Trump.

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Smiley

blubb0r
07.12.2016 23:47

Ist aber nicht nur im Trump Lager eingesetzt worden.

Solche Artikel sind nur interessant, wenn man über die Gewinnerfirma schreibt.
Etwas arg reißerisch ist er auch, der Kern hingegen stimmt natürlich.

@roxar: ist übrigens etwas, worauf ich mich teilspezislisiert habe und jetzt auch arbeiten werde (also big data analytics)

Stebbard
08.12.2016 10:33·  Bearbeitet

"reißerisch" - kann man so sagen, ich würde einfach sagen: medial "gut" geschrieben.

Spannend aber zu sehen, wie jetzt dieserseits fast-konspirative Machenschaften geschildert werden. Dabei ist das am Ende nichts anderes als das, was nicht ohnehin schon seit jeher passiert. Scheinbar möchte so mancher nun, dass hinter all dem die dunklen Machenschaften des Trump-Lagers stehen, anstatt die relativ offensichtlichen Umstände der Wahl zu thematisieren. Verkauft sich halt nicht nur unter sog, "Wutbürgern" wunderbar.

roxar
roxar
08.12.2016 11:07·  Bearbeitet


Stebbard schrieb:
Scheinbar möchte so mancher nun, dass hinter all dem die dunklen Machenschaften des Trump-Lagers stehen, anstatt die relativ offensichtlichen Umstände der Wahl zu thematisieren. Verkauft sich halt nicht nur unter sog, "Wutbürgern" wunderbar.

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Das liegt mir durchaus fern. Smiley Und mir ist auch dessen bewusst, dass bereits Obama Big Data Analytics in den Wahlkämpfen 2008 und besonders 2012 in dieser Weise massiv genutzt hat. Ich weiß zwar nicht, ob die auch derartige Psychogramme erstellt haben, aber die haben ja auch massiv Daten eingekauft ausgewertet und dann sehr gezielt Wahlwerbung gemacht. Eigentlich hätte Clinton ja einen immensen Vorteil gehabt, da sie eben diese von Obamas Team aufgebauten Daten nutzen könnte, während die Republikaner den Trend total verschlafen hatten.

Mir geht es eher darum, dass da auch neben dem öffentlich inszenierten Fernseh-/Twitter-/usw- Wahlkampf auch von Trumps Team sehr gezielt und persönlich die Wähler angesprochen wurden und Trumps eher diffuses/flexibles Verhalten dabei vielleicht sogar förderlich war. Und natürlich gehts mir auch darum bei Big Data usw. auch, wie blubb0r schon sagte die andere Seite der Medaille zu bedenken.

blubb0r
08.12.2016 11:20

Ich bin übrigens sehr gespannt, ob und wie algorithm watch darauf reagieren wird. Eigentlich ist die ganze Thematik doch ein gefundenes Fressen, um für die eigene Sache etwas Werbung zu machen.