Sigur Rós Tour 2017

Sigur Rós Forum: Diskussionen zu Sigur Rós Tour 2017

eröffnet von King1989 am 30.01.2017 10:34 Uhr
75 Kommentare - zuletzt von rockimpott2012

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ralf321 und weitere Nutzer sprechen darüber

75 Kommentare
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Emperor
15.10.2017 10:24

Ich fand es gestern in Frankfurt sehr gut. Aber auch bei uns ist der Funken nicht so übergesprungen wie auf der letzten Tour. Weiß nicht ob es an der Setlist lag oder daran dass sie zu dritt sind oder an der anderen (super guten) Lightshow

blubb0r
15.10.2017 10:42

ui, dann ist gut, dass ich nicht hin bin... 2013 (?) war es super.

Setlist sagt mir auch nicht zu.

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PastorOfMuppets
PastorOfMuppets
15.10.2017 21:12Supporter

Ich hatte mir vorher bewusst keine Kommentare durchgelesen, kann mich im Nachhinein aber komplett den bisher geäußerten Meinungen anschließen.

Die Zeiten in Köln waren 20:10 Uhr - 21:10 Uhr und 21:30 - 22:25 Uhr. Das erste Set fand ich abgesehen von Glósóli ebenfalls zu ruhig, das hatte sogar gewisse Längen. Dafür hat es das zweite Set mehr als rausgerissen, das verging auch wie im Flug. Insgesamt bleibt okay + ganz groß, sodass ich in Summe von einem sehr guten Konzert sprechen würde.

Nachdem ich sie nun zum zweiten Mal gesehen habe (A Summer's Tale 2016), hätte ich beim nächsten Konzert gerne die volle Bandbesetzung. Und natürlich Hoppípolla.

WilliamBlake
19.10.2017 13:43

Auch bei mir gestern in Zürich wollte der Funke nicht so recht überspringen. Die Streicher vermisse ich doch bei einigen Liedern und die unangekündigte Pause war schon seltsam. Danach viele fragende Blicke im Publikum, war es das schon? Sound war sehr gut in der Halle, die Show kannte ich schon vom letzten Jahr. Dadurch fehlten dann halt auch die Überraschungsmomente.

frusciantefan
20.10.2017 12:55

Naja, die Pause und das Konzept der Tour waren schon in der Ankündigung eindeutig thematisiert.

Stebbard
01.10.2018 20:26

nach den Anschuldigungen einfach die konsequente Entscheidung - leider wirkt das Statement von Orri relativ daneben bzw. im besten Fall "unglücklich".

frusciantefan
01.10.2018 20:44

Das Statement geht überhaupt gar nicht klar. Kein bisschen Entschuldigung, nur ein richtig schlechter Versuch sich selbst da rauszuziehen. Das verwirrt mein Weltbild auf jeden Fall. Sigur Rós waren bislang fast Heilige für mich. Jetzt halt irgendwie nicht mehr. Traurig. Und jetzt sind auch nur noch Jonsi und Georg von der Originalbesetzung übrig, mal gucken ob und wie es weitergeht. Die letzte Tour war eh schon vergleichsweise uninspiriert.

Stebbard
01.10.2018 20:48

Ja, absolut - hauptsache Orri ist derjenige, der den Albtraum durchlebt.

Es ist schon sehr wohltuend, wenn man dagegen mal schaut, wie Evan Stephens Hall (Pinegrove) mit einer solchen Situation umgegangen ist, wenngleich die Vorwürfe bei ihm ja "weniger schwerwiegend" (wenn man das so sagen kann) waren.

Hullabaloo92
01.10.2018 21:05


King1989 schrieb:
Ich packs mal hier rein, da es keinen allgemeinen Sigur Ros Thread gibt:




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Ich habe das leider nicht verfolgt, was ist denn hier genau vorgefallen?

Stebbard
01.10.2018 21:11·  Bearbeitet

Orri wurde von einer Frau beschuldigt, dass er sie wiederholt sexuell missbraucht haben soll.

Hier mal eine kleine Zusammenfassung von Pitchfork.

Paju
01.10.2018 21:13·  Bearbeitet

Vorwurf der Vergewaltigung.

Lass ich jetzt mal so stehen. Ohne den Vorwurf bzw. die Tat verharmlosen zu wollen.

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Pandamann
01.10.2018 23:36


Stebbard schrieb:
Orri wurde von einer Frau beschuldigt, dass er sie wiederholt sexuell missbraucht haben soll.

Hier mal eine kleine Zusammenfassung von Pitchfork.

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Sollte er schuldig sein, gehört er bestraft. Sollte er unschuldig sein, hat er da auf jeden Fall tolle Worte gefunden.

Ich finde diese ganze Diffamierung von Menschen über Social Media überhaupt nicht gut, sowas gehört in dieser Form nicht in die Öffentlichkeit, sondern vor Gericht.

Ist auf jeden Fall ein schwieriges Thema, aber diese starken öffentlichen Beschuldigungen im Rahmen der #metoo-Bewegung sehe ich kritisch. Da kann leicht Unsinn getrieben werden und Leute werden gebrandmarkt.

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Paju
02.10.2018 05:14


Stebbard schrieb:
...schon getan.

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Aha. Will jetzt keine Diskussion vom Stapel reißen, aber du machst es dir auch manchmal ziemlich einfach, oder?

Einfach Mal ne plumpe Unterstellung, klasse! Smiley

rockimpott2012
02.10.2018 09:52

Ich sehe die Social Media - Welt als unfähig an, mit derartigen Vorwürfen richtig umzugehen, in beiderlei Hinsicht: es bilden sich in der Regel verhärtete Pole auf beiden Seiten, und beide haben sie ihre Motive, die man teilweise nachvollziehen kann.

Einmal werden die Vorwürfe zurückgewiesen oder als Lüge abgestempelt (Schutz des Beschuldigten vor falscher Verurteilung), einmal werden schon die Vorwürfe als Ausspruch der Wahrheit angenommen (Zustimmung zum Beschuldigenden, ein mögliches Opfer soll unterstützt werden). Beide Positionierungen sind ohne weitere Informationen haltlos.

Ich bilde mir erst ein abschließendes Urteil über die Sache, wenn ein Gerichtsurteil vorliegt. Es ist bittere Realität, dass manche Verbrechen nicht aufgeklärt werden können, so schwer dies auch hinzunehmen ist. Es werden Täter freigesprochen werden, weil die Tat nicht nachweisbar ist. Da muss jeder selbst entscheiden, ob er sich zum Beispiel die Musik und Konzerte noch anhören kann. Für mich persönlich liegt hier kein Hindernis vor, solange nicht für mich nachvollziehbar die Täterschaft belegt werden kann, etwa anhand eines klaren Gerichtsurteils.

Wie eine Band nun damit umgeht, sollte auch nicht von außen auferlegt werden. Ein jeglicher Vorwurf von Vergewaltigung etc. kann eine Musikerkarriere beenden. Und ich wage es, auszusprechen, dass das meiner Ansicht nach nicht sein darf - bitte sagt mir jetzt nicht, das wäre Täterschutz oder Opferverhöhnung. Es geht schließlich zunächst einmal um Fälle, über die ein Urteil noch zu fällen ist. Das soll natürlich geschehen. Ich kann nachvollziehen, dass Bands sich von Mitgliedern trennen, weil Ihnen selbst dabei nicht geheuer ist, Unwissen darüber herrscht, ob ihr Kollege ein Täter ist. Das ist nachvollziehbar. Ebenso aber kann ich es nachvollziehen, wenn eine Band den Kollegen nicht rausschmeißt, weil sie persönlich nicht an seine Täterschaft glaubt. Dieses Recht muss zugestanden werden, um Musikkarrieren nicht in kürzester Zeit zerstören zu können.

Ich will gar nicht darüber mutmaßen, wie viele Menschen in dieser Branche tatsächlich zu Recht angeklagt werden. Ich kann es nämlich nicht. Ich unterstütze jegliche juristische Auseinandersetzung mit Vorgeworfenem, lehne es aber ab, grundlegende Forderungen gegenüber Bands und dem Verbleib der Bandkonstellation daraus zu schließen, denn das muss intern vorbehalten bleiben. Ich akzeptiere, wenn ein Beschuldigter Mitglied bleibt, insofern die Band das akzeptiert. Das heißt weder, dass ich von seiner Unschuld noch von seiner Schuld überzeugt bin. Aber wir können nicht damit anfangen, prinzipielle moralische Forderungen in diesen Angelegenheiten als Außenstehende zu erheben.

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Stebbard
02.10.2018 20:36


Paju schrieb:


Stebbard schrieb:
...schon getan.

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Aha. Will jetzt keine Diskussion vom Stapel reißen, aber du machst es dir auch manchmal ziemlich einfach, oder?
Einfach Mal ne plumpe Unterstellung, klasse! Smiley

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Nein, einfach nur eine Verwunderung darüber, was du mit der Betonung dessen, was nie infrage gestellt wurde, erreichen wolltest?

Ansonsten zeigt der vorangegangene Post eigentlich schon die allgemeine Unbeholfenheit bei der Debatte, wenn der Poster stets vor der dem Hintergrund eines "in dubio pro reo" auf die juristische Aufklärung pocht, die notwendig ist, ehe man ein eigenes Urteil fällen sollte. Das zeigt eigentlich schon, dass das Grundproblem beim Thema sexuellen Missbrauchs nicht verstanden wird: Es wird keine juristische Aufarbeitung geben können, da es weder Zeugen gibt noch eine medizinische Beweisaufnahme geben kann - Ausnahmen wie Larry Nasser, Harvey Weinstein oder Bill Cosby unterscheiden sich dabei wesentlich durch die Systematik der Vergehen und die damit verbundene große Anzahl an Opfern. Wenn aber die juristische Aufarbeitung der Maßstab sein soll, dann bleiben viele Töter (weiterhin) unschuldig.

Es ist das perfide am sexuellen Missbrauch, dass sich das Opfer in aller Regel in einer so schwierigen Position wiederfindet, in der es neben der Demütigung durch den Missbrauch selber noch vor der Mammutaufgabe steht, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Jedes Opfer weiß, dass die Beweisführung enorm schwierig, wenn nicht sogar nahezu unmöglich sein wird, dass einem von allen Seiten vorgeworfen wird, dass man lügen würde, niederträchtig sei und nur eine Person brandmarken oder gar zerstören will. Die notwendige Überwindung ist entsprechend enorm und erfordert sehr, sehr viel Kraft.

Nun ist es fast schon symptomatisch und eigentlich dauert es nie wirklich lange, ehe sich die Gruppe besorgten Männer meldet, die an der Glaubwürdigkeit der Anschuldigungen zweifelt. Es ist ohnehin bizarr, wie sehr Männer von der Angst getrieben werden, dass man ihnen eine Vergewaltigung unterschieben kann, wenngleich die Zahl konkreter Fälle (die es natürlich auch gab) äußerst gering ist und sich umeist auf bestimmte Fälle reduziert: psychische Störungen, niedere Motive (Fremdenhass) oder der Problembereich ungewollter Schwangerschaften. Wenn Orri sich hier zu unrecht Anschuldigungen ausgesetzt sieht, dann hat er den Vorteil, dass er juristisch dagegen vorgehen kann, denn auch wenn Männer oftmals zu denken scheinen, dass eine Frau mal eben aus verletzten Gefühlen eine Vergewaltigung in den Raum stellen kann, so sind die Konsequenzen für die Frau äußerst drastisch und können sie bis zu drei Jahre ins Gefängnis führen - entsprechend werden die Anschuldigungen auch oftmals außergerichtlich fallen gelassen, wenn es dazu kommt.

Dennoch geht es auch hier tendenziell eher darum, dass Orri öffentlich gebrandmarkt werden könnte - dass Orri möglicherweise mehrfach in eine wehrlose (da stark alkoholisierte) Frau eingedrungen sein könnte und selbiges für diese Person traumatisch gewesen sein könnte - das spielt kaum eine Rolle. Selbst wenn Orri die Situation anders empfunden oder sich auch nicht mehr dran erinnern kann, dann hat er die Anschuldigungen einfach ernst zu nehmen und kann nicht darauf pochen, dass er es anders wahrgenommen habe. Es ist das gottverdammte Recht einer Frau, dass sie körperlich unversehrt bleibt, ehe sie dem ganzen explizit zustimmt. Es ist ja auch nicht so, dass die Anschuldigungen von einer Person kommen, die ihm nicht einmal eine großartige Bösartigkeit unterstellt - sie äußert sogar explizit die alkoholbedingten Umstände. Hier wäre es eigentlich angebracht gewesen, dem Opfer zuzuhören und sich vielleicht zu fragen, ob man ihr einen enormen Schaden zugefügt hat, selbst wenn man ihn als solchen nicht erlebt oder wahrgenommen hat. Evan Stephans Hall von Pinegrove hat es gerade erst gezeigt, wie man würdevoll und vernünftig mit derartigen Themen umgeht. Die Chance hat Orri fürs erste verpasst.

Aber was wird es für Orri bedeuten? Bestenfalls leidet sein bislang guter Ruf und es wird schwer mittelfristig wieder Teil der Band zu werden, sollten die Anschuldigungen nicht zurückgezogen werden. Aber darüber hinaus? Eine juristische Aufarbeitung wird es nicht geben, weshalb er juristisch gesehen nie als Schuldig gelten wird. Er wie vermutlich wie so viele Beschuldigte wohl weiter seinen Weg gehen wird. Lewis C.K. steht wieder auf der Bühne, Roman Polanski plant einen neuen Film, der bizarrerweise von einer falschen Anschuldigung handelt, und Tom Kavanagh wird wohl zeitnah einen Sitz im Supreme Court erlangen. Die Folgen der beschriehenen öffentlichen Brandmarkung waren überschaubar, während die Opfer ein Leben lang mit Traumata und Narben herumlaufen dürfen.

Es hilft einfach so enorm, auch mal mit Betroffenen oder zumindest involvierten zu sprechen, um ein Gefühl für die Problematik zu bekommen - wenngleich man es als Mann kaum wird nachvollziehen können.

rockimpott2012
03.10.2018 12:25·  Bearbeitet

@Stebbard: Ich stimme dir in deiner Argumentation zu und natürlich kann man sich ein Urteil über den Einzelfall bilden. Natürlich bin auch ich nicht frei davon, manchen Menschen mehr Glaubwürdigkeit zu bescheinigen als anderen, und das ist auch normal und gut so. Ich wollte mit meinem Post nur auf die überspitze Polarisierung auf beiden Seiten hinweisen, die es tatsächlich gibt. Weil hier eben nicht nach einem realitätsbezogenen Mittelweg gesucht wird, ein Großteil positioniert sich viel zu schnell und ohne Auseinandersetzung in einer Ecke - das ist mein Eindruck. Selbstverständlich ist der Umgang einzelner Beschuldigter mit den Anschuldigungen oft sehr unbeholfen oder schlichtweg falsch, was natürlich auch Schlüsse auf Glaubwürdigkeit etc. hervorrufen kann. Ich bin absolut für eine Aufarbeitung der Fälle, behaupte nur, dass der durchschnittliche Umgang derer, die sich in der Social Media dazu zu Wort melden, nicht differenziert genug ist. Damit schließe ich nicht den richtigen Umgang durch Einzelne damit aus. Ich sage nur, dass ein großer Teil des Umgangs unüberlegt ist. Oder würde man behaupten wollen, dass der durchschnittliche Online-Kommentar die richtige Linie fährt?

edit: Was ich damit beispielhaft meine: Gerade kommt eine Anschuldigung, sei sie gerechtfertigt oder nicht, öffentlich zu Tage, gibt es sofortige folgende Kommentare:

a) Ich glaube der (beschuldigenden Person) kein Wort! Da will sich jemand wichtig machen... Springt schon wieder einer auf den Zug...

b) Oh nein, gerade von dieser (beschuldigten Person) hätte ich das nicht erwartet. Ich werde die Musik nicht mehr hören können. Man kann echt nicht in die Leute hineinblicken.

Wie sind solche sofortigen Kommentare haltbar? - Und vieles in der weiteren Diskussion stützt sich dann darauf, man argumentiert grundlegende anhand von Voreingenommenheit, in beiderlei Hinsicht.

Eine wirklich sachliche Auseinandersetzung mit den Argumenten beider Seiten oder dem, was an Information vorgebracht wird, fehlt in den meisten Fällen.

Wie gehe ich selbst nun damit um (und das ist nicht der Königsweg für jeden Fan zum Beispiel): Ich orientiere mich an meiner eigenen Menschenkenntnis, Sachverstand und zuletzt nun einmal an Urteilen. Natürlich kann ich mir sehr sicher sein, dass z.B. an Anschuldigungen etwas dran ist. Und dann kann ich auch persönlich meine Schlüsse ziehen, etwa aus unwohlem Gefühl bei der Sache den Künstler nicht mehr zu unterstützen, bis vielleicht einmal Klarheit herrscht. Aber dass sie herrschen wird, ist oft nicht gegeben.

Hier muss ich individuell für mich entscheiden, wie glaubhaft mir die Sache erscheint oder welches Verständnis ich von den betreffenden Personen habe. Das beanspruche ich für mich und daher stehe ich es auch Bandkollegen des Beschuldigten zu, so zu verfahren, und fordere kein allgemeines moralisches Bandausschlussgebot gegen den Beschuldigten.

Paju
03.10.2018 13:37

Oje, genau das wollte ich vermeiden.Smiley

@Stebbard: Habe wirklich nur den letzten Satz von deiner Antwort gelesen. Und das zeigt es doch schon. Wer sagt denn, dass ich nicht auch Betroffene kenne? Vielleicht ja sogar selbst betroffen!?

Egal, bin Out hier. Smiley

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rockimpott2012
03.10.2018 13:44

Ist von meiner Seite aus jetzt auch hiermit beendet, keine Sorge Smiley Wollte nur versuchen, meinen Standpunkt noch klarzustellen.

Stebbard
12.10.2018 11:15

Weil hier eben nicht nach einem realitätsbezogenen Mittelweg gesucht wird

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Es ist ein logischer Fehlschluss, dass die "Realität" immer in der Mitte zu suchen sein wird und es spielt gerade denjenigen in die Hand, die durch Falschaussagen immer wieder Diskursräume verschieben wollen. Wenn es draußen regnet und jemand anderes behauptet, dass es draußen staubtrocken ist, dann liegt die Wahrheit nicht irgendwo in er Mitte, sondern eben bei einer der unvereinbaren Positionierungen: Es regnet.

Wo solle denn im Bereich des sexuellen Missbrauchs oder der Vergewaltigung der beschworene "realitätsbezogene Mittelweg" liegen? Bei einer sexuellen Berührung ohne Penetration? Wäre das für das Opfer weniger schlimm? Und fallen dann auch orale Akte darunter? Eben dies wurde Orri nämlich konkret vorgeworfen, neben einer späteren Penetration. Die Gefahr von der Erwartung einer Realität, die stets in der Mitte unvereinbarer Positionen zu suchen sein solle, ist, dass man sich sehr schnell im Umfeld der Diskussionen befindet, die der Anklägerin eine Teilschuld zuschieben wollen, sei es nun, dass sie alkoholisiert war, sich entkleidet hat, zu ihm nach Hause mitgefahren ist oder möglicherweise ohnehin viel zu freizügig unterwegs war. Aber selbst unter den Umständen hat sie ein Recht auf absolute körperliche und sexuelle Unversehrtheit - oder ist man dann selber Schuld, weil man sich quasi in eine wehrlose Situation gebracht hat?

Meagan Boyd hat sich übrigens gegenüber Pitchfork noch einmal geäußert: New Details in Sexual Assault Allegation Against Ex-Sigur Rós Drummer Orri Páll Dýrason


Habe wirklich nur den letzten Satz von deiner Antwort gelesen. Und das zeigt es doch schon. Wer sagt denn, dass ich nicht auch Betroffene kenne? Vielleicht ja sogar selbst betroffen!?

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Ich habe nicht gesagt, dass das nicht der Fall ist und vor allem hoffe ich Letzteres nicht. Aber wenn das erste, was dir dazu einfällt, ist, darauf hinzuweisen, dass es ja nur "Anschuldigungen" sind, ohne auch nur mit einem Wort auf das Opfer einzugehen, gibt es mir das Gefühl, dass du selbst dann, wenn du solche Fälle im eigenen Umkreis hast, den Betroffenen scheinbar nicht wirklich zugehört oder dich mit denen darüber unterhalten hast. Denn du perpetuierst nämlich genau das große Problem von Opfern: das Betonen des Vorwurfscharakters, da es ja nicht zu Beweisen sei - was sachlich zwar stimmt, aber ein so großes (vielfach nahezu unüberwindbares) Hindernis bei der Strafverfolgung ist.

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rockimpott2012
12.10.2018 12:23

Mit "realitätsbezogenem Mittelweg" meinte ich eine Auswertung der tatsächlich vorliegenden Aussagen und Informationen anstelle einer Positionierung aufgrund von Voreingenommenheit, die sich einem konkreten Fall nicht ohne Weiteres zurechnen lassen. Es geht um einen Mittelweg in der Urteilsfindung, bei der Positionierungen nicht unfundiert bleiben dürfen. Natürlich muss es Positionierungen geben, diese müssen aber fundiert sein. Ich kann mich in der öffentlichen Wertung solcher Fälle z.B. nicht auf intuitive Schlüsse allein berufen.

Das wird weder MÖGLICHEM Opfer noch MÖGLICHEM Täter gerecht. Viele öffentliche Wertung sind aber solcher Natur. Dagegen richte ich mich. - Wenn ich nicht der einen oder anderen Person glauben kann, weil für mich das Ziehen hierfür notwendiger Schlüsse nicht möglich erscheint, so positioniere ich mich auch nicht für oder gegen eine Person. Ich sage weder, dass es (k)einen Täter gibt, noch dass das (k)ein Opfer gibt. Durch aber solche Positionierungen, wie sie vorkommen, wird ein öffentlicher Druck aufgebaut, der immer mehr von einer zielführenden Debatte wegführt.

Es gibt richtungsweisende Möglichkeiten, mit solchen Fällen umzugehen, so, wie der Umgang allerdings oft ist, entsteht ein verzerrtes Meinungsbild, oft aufgrund unklarer Vorstellungen der Meinungsbildenden oder grundsätzlicher, verwurzelter Positionierungen, die in Windeseile auf Einzelfälle umgemünzt werden. Eben das ist kein realitätsbezogener Mittelweg, keine richtige Auseinandersetzung mit dem Problem, das vorliegt.

Ich will sicher nicht behaupten, dass ich die Lösung für die Auseinandersetzung mit solchen Fällen habe. Aber es ist meiner Ansicht nach gewiss, dass es Strömungen gibt, die hinsichtlich einer solchen destruktive Tendenzen haben. Genauso wie es Strömungen gibt, die bewusst gegen eine Lösung oder Aufarbeitung solcher Fälle arbeiten. Beides ist nicht förderlich für die Sache. Ich verweigere mich aber, mit meiner Analyse in letztere Kategorie gesteckt zu werden.