Burning Man Festival 2017 (US)

Festival Forum: Diskussion zu Burning Man 2017 (u.a. mit Amine K, Jake The Rapper, KMLN, Madmotormiquel, Nico Stojan, Unders)

eröffnet von kings am 27.12.2016 12:06 Uhr
7 Kommentare - zuletzt von nort

kings
27.12.2016 12:06

Hi zusammen,

ich würde 2017 gerne mal zum Burning Man. Es gibt ja diverse (auch deutschsprachige Berichte) über das Festival im Internet. Ich habe allerdings noch eine offene Frage, bei der ich hoffe, dass mir jemand von euch evtl. weiterhelfen kann. Es gibt ja versch. Presales und ein nicht unerheblicher Anteil aller Tickets wird über die "Directed Group Sales" verkauft. Weiß jemand, ob es irgendwie eine Möglichkeit gibt, als "Normalsterblicher" Mitglied einer solchen Gruppe zu werden, damit man im besagten Presale einkaufen kann? Gibts irgendwie Facebook- oder Forum-Gruppen, denen man ohne große Anstrengungen beitreten kann? Wäre für jeden Tipp dankbar .

Hans-Maulwurf-Rockt
Hans-Maulwurf-Rockt
27.12.2016 12:11·  Bearbeitet

Ich habe im neuen Jahr besuch von nem Musiker aus LA der dieses Jahr da war. Könnte mal nachfragen, wenn du bis dahin noch nichts gefunden hast.

Aber Push den Thread dann mal zwischendruch, sonst vergesse ich es

kings
27.12.2016 12:13

Genau solche Kontakte brauche ich! Das wäre super, danke schon mal vorab!
Ja, die Zeit habe ich. Die ganze Presale Welle geht erst ab Ende Januar los. Besagter Directed Group Sales ab Ende Februar.

kings
26.08.2017 08:45

So, gleich ist Abflug. Falls Interesse besteht, werde ich in 14 Tagen mal versuchen meine Erlebnisse und Eindrücke in Worte zu fassen.

blubb0r
26.08.2017 09:28

Auf jeden Fall! Viel Spaß, ich bin gespannt, was du zu berichten hast...

Festivals abseits des "normalen" interessieren mich immer besonders

6Christianund anderen gefällt das
kings
07.09.2017 17:15

So, sitze gerade in SFO am Airport und habe mal Zeit ein paar Sätze zu schreiben. Ich werde keinen kompletten Erfahrungsbericht zum Burning Man schreiben. Die findet man zuhauf im Internet, sowohl auf deutsch wie auch auf englisch. Hier nur mal stichpunktartig ein paar Eindrücke, die mich überrascht haben bzw. die ich so zuvor nicht gelesen / erwartet habe (ich habe vorab eine Menge Berichte gelesen).

"Burning man is not a festival, burning man is a community" liest man vorab oft, auch auf der offiziellen Website. Und das stimmt zu 100%. Es gibt kein lineup, gar nix. Alle DJs (insb. die Bekannten) spielen größtenteils unangekündigt. Tagsüber gibt es sowieso nur vereinzelt Musik. Noch weniger gibt es tanzenden Menschen. Man hat das Gefühl, dass Musik nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Nachts ändert sich dies schlagartig. Mehr dazu unten.

Die Stimmung ist wirklich so wie beschrieben. Diese ganze "wir haben uns alle lieb" Stimmung wirkt anfangs etwas befremdlich. Da dies aber gefühlt alle 70.000 Teilnehmer umsetzen, gibt es nirgends Stress. Hatte viele tolle Begegnungen und tolle Gespräche. Publikum sind überwiegend Amis aus der Region (Nevada, nördliches Kalifornien, südliches Kanada). Habe aber auch viele Europäer getroffen (Deutsche, Holländer, Russen, ...).

Sand! Viel, viel mehr als erwartet! Zum Ende hin in allen Poren und an wirklich jeder Stelle des Campers. Dazu die schwierigen Bedingungen (Temperatur von 40 grad tagsüber) und die Tatsache, dass man sich komplett selbst versorgen muss und man praktisch nichts kaufen kann. Das ganze ist nichts für schwache Nerven oder Personen die Probleme mit ein bisschen weniger Hygiene haben. Wir hatten einen Camper gemietet, was eigentl. viel zu teuer war. Im Nachhinein hätte ich es anders gemacht. Mietwagen + Anhänger und Zelte ist glaube ich nicht viel schlechter und deutlich günstiger.

Tag und Nacht sind aufm Burning Man praktisch zwei komplett verschiedene Dinge. Tagsüber gibt es eigtl "nur" Workshops. Es sind Unmengen an Möglichkeiten! Vom Fechten lernen, diversen Yoga Formen, Tango Tanzkurs, etc. bis zum "naked espresso" oder "FART radio" (man furzt in ein Megaphon und das ganze wird dann im burning man Radio übertragen). Es gibt nichts was es nicht gibt. Natürlich ist alles komplett kostenlos. Man nimmt einfach teil. Im Optimalfall gibt man immer etwas zurück (das Thema "gifting" ist ein sehr ausführliches und eigenes Thema auf das ich an dieser Stelle nicht genauer eingehe...). Getanzt wird tagsüber nur wenig bis gar nicht. Die meisten sitzen in ihren Camps und chillen bei ruhiger Musik und Bier. Oder eben unterwegs auf diversen Workshops, Kursen, oä. Wir waren nur am ersten Nachmittag mal los um das Gelände zu erkunden. Ansonsten waren wir tagsüber immer nur ausruhen, ausnüchtern (dies weniger, weil richtig betrinken tut man sich in den Nächten in der Regel auch nicht) und chillen, um dann abends loszuziehen.

Nachts wirkt alles total anders! Die Temperaturen werden erträglich. Teilweise sogar richtig angenehm. Zum feiern optimal. Alles blinkt und leuchtet. Wenn man es negativ ausdrücken möchte, hat es einen überdimensionalen Jahrmarkt-Charakter. Man wird total umgehauen von den zahlreichen Eindrücken. Es sind viel mehr Leute unterwegs.

Bei den Theme Camps (sowas ähnliches wie Gruppen bzw. kleine Vereine, die nicht nur die bekannten Art / Mutant Cars machen, sondern immer auch auffällige Zelte haben und maßgeblich an der kompletten Gestaltung und Organisation des Festivals beteiligt sind) gibts praktisch immer eine Bar, an der man mit seiner selbst mitgebrachten Tasse kostenlos Drinks bekommt (man bezahlt nur mit seinem Lächeln). Dazu dann zu 99% elektronische Musik (praktisch alle Stile vertreten). Es sind gefühlte 500 solcher "Stages" (das Wort passt überhaupt nicht aber mir fällt kein besseres ein): von einfach aufgestellten Boxen ohne irgendwas bis zur 10m hohen Bühne oder den teilweise sehr bekannten Art Cars (fahrende Stages, erinnern ein bisschen an Karnevalsumzüge). Ich habe 6 Nächte gefeiert und gefühlt gerade mal 20% aller Straßen des Geländes (plus die "playa") abgefahren.

Die Größe des Geländes! Wow, da ist alles was ich bisher gesehen habe winzig. Selbst das Glastonbury. Es ist so unglaublich groß, dass man ohne ein Fahrrad kaum zurecht kommen würde (wir haben unsere vorher im Walmart für ca 100 USD gekauft und nachm Festival vor Ort gespendet (gehen nach Afrika)).

Wir haben 1-2 Tage gebraucht um uns zu akklimatisieren. Dann hatten wir das für uns optimale Vorgehen herausgefunden: tagsüber wenig bis gar nichts machen. Abends dann feiern. Dabei bloß kein spezielles Ziel ansteuern oder eine spezielle Party raussuchen, sondern einfach los mitm Fahrrad und dort anhalten wo einen die Leute, Stimmung, Musik , etc. anspricht. So kommen die besten Partys von ganz allein. An bekannten DJs habe ich selbst "nur" Carl Cox gesehen, der Samstag Nacht nach dem Man Burn ein wahnsinnig intensives 2h Set auf einer Bühne am Rand der playa gespielt hat. Ansonsten habe ich im Schnitt 3-4 "stages" pro Nacht gesehen. Das Highlight war definitiv die Freitag Nacht auf dem Robot Heart Car, inkl. Sonnenaufgang um 7 Uhr auf der Playa mit tausenden anderen.

Bevor die Frage aufkommt: ja, den "orgy dome" gibt es wirklich. Wir waren natürlich nicht drin, es war allerdings auch bei weitem nicht das skurrilste was wir gesehen bzw. erlebt haben.

Mein Fazit: auch für mich, der privat nie elektronische Musik hört, war es eine außergewöhnliche Erfahrung. Der Aufwand inkl der relativ hohen Kosten hat sich zu 100% gelohnt. Vergleichbar mit anderen Festivals ist es überhaupt nicht. Es ist auch nichts für "Musikliebhaber". Eher was für Menschen die viel reisen, anderweitig rastlos sind, gerne im Austausch mit anderen Menschen stehen, offen für neue Dinge sind, gerne mal eine "Auszeit vom richtigen Leben nehmen" oder einfach nur eine geile Party feiern wollen.

Das wars erstmal, wer noch spezielle Fragen hat, immer her damit.