So, leider etwas später als von mir gedacht, komme ich nun mal dazu, ein paar Eindrücke aus Sicht eines Rollifahrers zu teilen (zugegeben, ich bin wie gesagt kein "richtiger" Rollifahrer, aber ich denke, ich kann aus meiner Situation heraus ein relativ gutes Bild geben). Alle Schilderungen basieren auf meinen Erfahrungen bis einschließlich 2022. 2023 war ich nicht vor Ort.
Der Ticketkauf geht (wie auch schon geschrieben) leider nicht einfach über den Onlineshop, sondern nur telefonisch über die Eventim-Hotline oder Frankfurt Ticket. Hier ist z.B. das Hurricane m.E. einen Schritt weiter, wo man einfach ein normales Ticket im Onlineshop kaufen kann und (bei Vorlage der entsprechenden Berechtigung) dann ein zweites normales Ticket gratis dazu erhält. Das machts beim Kauf viel einfacher und falls man dann doch nicht hin kann, kann man das eine Ticket auf dem Zweitmarkt an eine beliebige Person weitergeben, die aber eben kein Handicap haben muss.
Bändchenausgabe war zuletzt immer auf B2 (oder B3?) und lief bis auf 2022 immer recht reibungslos. 2022 waren leider irgendwann die Bändchen für das Special-Needs-Camp "vergriffen", sodass wir 2x oder 3x anfragen mussten, obs nun wieder die Bändchen gibt. Das war insofern nervig, weil wir ohne Bändchen erst mit einigem diskutieren auf den entsprechenden Campingplatz durften (auf die Fressmeile durften wir gar nicht und aufs Infield erst recht nicht) und wir die Bändchen dann auch erst einen Tag später (am Freitag) bekommen haben, als das Programm auf den Bühnen schon lief (haben dadurch auch irgendeinen Act verpasst, den wir eigentlich sehen wollten). Meine Freundin (hat auch ein Handicap) kam Freitags irgendwann am frühen Abend mit dem Shuttlebus von Köln am Ring an und musste dann mehrere Stunden noch anstehen, um an das Bändchen zu kommen. Sie war dann erst kurz vor Green Day auf dem Boxengebäude, obwohl sie bei einem günstigeren Ablauf bestimmt schon zu Maneskin hätte da sein können.
Gezeltet habe ich bisher immer auf dem offiziellen Campingplatz für Menschen mit Handicap. Das war früher immer D10, aber seit einigen Jahren ist es nun B2a. Man darf dort direkt neben seinem Auto zelten (man muss sich vorher per Mail "anmelden"). Der Zeltplatz ist nah am Eingang zum Infield, was praktisch ist. Jedoch muss man immer eine recht steile Rampe, die zum Campingplatz führt rauf fahren, wenn man vom Platz wegfahren möchte, um z.B. zum Infield, oder zu den Rolligerechten, Wassergespülten WCs zu gelangen. Den Weg finde ich schon immer recht mühsam und gerade mit voller Blase doch recht beschwerlich (eine Begleitung, die einen unterstützt schadet da sicherlich nicht).
Der Boden ist eine Mischung aus Schotterpiste und Asphalt, auch nicht sooo toll zu befahren, aber machbar. Praktisch an dem Boden ist, dass er auch noch einigermaßen befahrbar ist, wenn es mal wieder kräftig geregnet hat. Heringe in den Boden zu rammen ist ohne Hammer quasi aussichtslos und auch mit Hammer ist es nicht immer viel einfacher. Aber das ist glaube ich am Ring ja fast überall so.
Insgesamt hat mir D10, trotz des längeren Weges, persönlich aber doch irgendwie besser gefallen (subjektives Empfinden).
Die "Rolli-WCs/Duschen" sind wie gesagt nicht direkt auf dem Campingplatz, sondern waren zumindest bis 2022 ein paar Meter vom Campingplatz entfernt. Ich glaube so in etwa am Eingang zu der "Fressmeile". Es gab glaube ich 4 oder 5 Container mit Rolligerechten WCs, wovon glaube ich 2 noch zusätzlich mit einer Dusche ausgestattet waren. Ansich sind die Container in Ordnung. Gelegentlich gibts immer mal wieder kein Klopapier (am Besten immer etwas mitnehmen ) und je länger das Festival läuft, desto unsauberer wurde es, aber im Vergleich zu anderen WCs war das für mich noch immer okay. Ärgerlich ist nur, dass häufig ca. 1-2 Container defekt sind und teils über das ganze Wochenende nicht funktionierten, weshalb es dann doch nur 2 oder 3 funktionierende Container gab (und eventuell dann nur eine Dusche). Wartezeiten vor den Toiletten, gerade zu den Stoßzeiten, sind dann entsprechend lange.
Der Weg zum Infield ist verhältnismäßig kurz und gut zu bewältigen. Man kommt als Rollifahrer über einen Zugang am Kreisverkehr am Lindner Hotel zum Infield und rollt dann über eine Rampe direkt auf den Fahrstuhl zu, über den man dann nach ganz oben auf das Boxengebäude ("Scheiß Tribüne") kommt. Dort gibt es im vorderen Bereich einen separaten Bereich für Menschen mit Handicap mit ganz ordentlicher Sicht auf die Mainstage. Ein Rolli-WC (oder zwei, bin mir unsicher) ist dort vorhanden. Nass wird man auf der oberen Etage der Scheiß Tribüne im übrigen auch, wenn es regnet und man nicht gerade zufällig unter einem der wenigen überdachten Bereiche steht.
An der Alternastage und Clubstage gibt es seit 2014 oder so auch jeweils ein Rollipodest (jeweils links hinten, wenn man auf die Bühne schaut, auch gekennzeichnet durch größere Fahnen). An beiden Podesten steht ein Rolli-Dixi (größere Dixis). Leider wurde zumindest 2022 das Rolli-Dixi zumindest an der Alternastage auch fleißig von (zumeist stark alkoholisierten) Menschen ohne Handicap genutzt und dermaßen "missbraucht", dass man dieses ab dem frühen Sonntag Abend und bis zum Ende des Festivals nicht mehr nutzen konnte. Hier wäre es wünschenswert, dass die Security darauf achtet, dass hier wirklich nur Menschen mit Handicap drauf gehen, oder man stellt die WCs gleich so hin, dass sie innerhalb des Gerüsts stehen, welches um das Podest aufgebaut wird und wo Besucher ohne Handicap gar nicht erst hinkommen.
Ich denke, dass war jetzt erstmal alles für den Anfang. Falls du (oder jemand anderes) noch fragen habt, fragt gerne. Bestimmt habe ich nicht alles bedacht, was interessant sein könnte.
Möglicherweise klingt der Text jetzt gelegentlich ziemlich negativ. Sicherlich ist auch nicht alles Gold was glänzt, aber das ist wohl bei jedem Festival so. Ich persönlich komme aber trotzdem soweit (mit Hilfe) immer ganz gut zurecht und bin daher auch (fast) jedes Jahr gerne am Ring. Praktisch ist nunmal, dass man sich aufgrund des ganzen Asphalts ganz gut fortbewegen kann, auch wenn das Wetter mal wieder Eifel-typisch war.