Es wird allgemein immer mal wieder argumentiert, das Dynamic Pricing solle die hohen/überhöhten Preise des Zweitmarktes in die rechtmäßigen Kanäle lenken, also zu den Veranstaltern oder Künstlern. Ich finde das scheinheilig. Der Zweitmarkt dient hier als Legitimierung, selber die Preise nach Möglichkeiten hochzuschrauben. Nach dem Motto: Solange ein Schwarzmarkthändler noch einen Euro mehr verlangt, ist am Dynamic Pricing nichts verwerflich.
Mag sein, dass so der Zweitmarkt verkleinert wird und mehr Geld beim Veranstalter landet, aber das führt ja null dazu, das Problem der hohen Endpreise für die Käufer zu verringern. Vielmehr wird auf einer zweiten Ebene der immer höhere Preis als akzeptierbar gefestigt.
Letztlich führt dieses Prinzip aber dazu, dass bereits beim Erstverkauf ein Bevölkerungsteil eher vom Kauf ausgeschlossen wird, weil ein Ticketkontingent bewusst verteuert, in diesem Zuge sogar oft erst einmal zurückgehalten wird.
Dann wird oft gesagt: Ja, aber beim Dynamic Pricing kann der Preis ja auch positiv für den Kunden nach unten gehen. Aber mal ehrlich: Das ist dann doch nur bei unterwartet schlechtem Vorverkauf / schlechter vorheriger Preiskalkulation, schlechter zeitlicher Abfolge der Ticketfreischaltung oder eben bei grundsätzlich weniger begehrten Veranstaltungen der Fall.
Außerdem will man sich als Käufer doch auch mal festlegen: Soll ich darauf warten, dass die guten Sitzplätze drei Tage vor der Veranstaltung, wenn mögliche Alternativplätze längst verkauft sind, dann doch noch von 190 auf 80 Euro gesenkt werden? Kundenunfreundlich hoch zehn ist das. Die Rede davon, den Kunden einen gerechten Preis anbieten zu können (durch Platinum etc.) ist doch ein großes Märchen. Es wird schlichtweg ein Kontingent zurückgehalten, das sich die, die es sich leisten können (oder dazu gedrängt werden, weil sie sonst ganz leer ausgehen), ein nicht gleich abverkauftes Ticket auch nach Wochen noch zum Dreifachen des Normalpreises erwerben können. Na danke, auf diese Flexibilität und diesen Service kann man getrost verzichten. Warum bietet bspw. Eventim oder Ticketmaster nicht gleich ein Jahresabo für 99 Euro an, damit man immer schon einen Tag eher als alle anderen kaufen kann? Würde mich nicht wundern, wenn solche Ideen da schon herumschwirren, und gibt es ja im Kleinen schon durch Fanclub-Presales etc.
Ich bin auch felsenfest davon überzeugt, dass durch die technischen Möglichkeiten, die man heutzutage hat, Dynamic Pricing und ähnliches auch ohne jegliche Existenz eines Zweitmarktes eingeführt würden.