Stebbard schrieb:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er gegangen ist. Er ist nun einmal in erster Linie Akademiker, und in einer solchen lebt man in einer ganz anderen Welt als die eher strategisch und pragmatisch ausgeprägte Politik. Kann ich gut nachvollziehen, dass man nach getaner Arbeit irgendwann resigniert. Ich bin mir im Gegenzug ziemlich sicher, dass man ihn als Shootingstar auch bewusst ein wenig hat auflaufen lassen, um ihn zu entmystifizieren.
zum entmystifizieren: zu recht! das sehen ja auch mittlerweile sogar die griechen ein
zur getaner arbeit: was für eine arbeit hat er zu Ende getan? das ständige verlangen nach einem schuldenschnitt?
Das ist falsch, denn es gibt da immer noch die Institutionen. Generell sind fünf Monate eine enorm kurze Zeit um umfassende Gesetzgebungsprozesse durchzuführen, vor allem, wenn dem ein kompletter Regierungswechsel vorausging. Aber welche Handlungsspielräume siehst du hier derzeit? Jede Politik, die Syriza für sinnvoll erachtet hätte, hätte sofort Auswirkungen auf die weiteren Verhandlungen gehabt. Es ist ja nicht so, dass keine Vorschläge geliefert wurden, vieles wurde sogar begrüßt, anderes wurde abgelehnt - bezeichnenderweise auch eine Sondersteuer für Unternehmen, die mehr als 500.000€ Gewinn erwirtschaften. Sowas sei (hier spielt es dann plötzlich wieder eine Rolle) Wachstumshemmend!
und warum ist das falsch? griechenland ist nach wie vor ein souveräner staat, in dem das parlament gesetze verabschieden darf.
wäre man bei syriza der meinung gewesen, dass die o.g. sondersteuer viel hilft und wenig schaden anrichtet, so hätte man sie doch verabschieden können.
die verhandlungen wären dann, wenn die EU & IWF gegenteiliger Meinung sind, nciht einfacher geworden, ja, aber auch so haben die letzten 5 monate ja nicht viel gebracht.
Von daher kann man den Spieß auch umdrehen und es der Syriza zu Gute halten, dass sie eben keine Hau-Ruck-Gesetzgebung vollzieht, sondern eben die Debatte sucht. Es bleibt ihnen natürlich auch wenig anderes übrig, bei einer EU, die unter Federführung der Bundesrepublik sehr dogmatisch auftritt - und sich sehr geschichtsvergessen zeigt. Es lohnt sich hier auch mal der Blick auf nichteuropäische Akteure (bspw. in Nordamerika), die wesentlich kritischer mit der EU und ihrer Politik umgehen.
hau-ruck wiedereinstellungen von staatsbediensteten waren allerdings drin und sind i.O. oder wie?
ich bin meilenweit davon entfernt, mich auf eine seite zu schlagen und hätte gestern auch nciht gewusst, was ich hätte ankreuzen sollen. 3 dinge sehe ich allerdings als Fakt an:
- dem großteil der griechen geht es wirklich scheisse (nciht, wie es manche deutsche (boulevard)medien darstellen wollen)
- die aktuelle grieschiche regierung ist ein witz, der das ganze ausmaß nur verschlimmern wird. dass man mit denen nicht (mehr) zusammenarbeiten kann/will, kann ich vollkommen nachvollziehen
- die krisenpoltik der EU/IWF war sicherlich nicht richtig und hätte anders laufen müssen. aber deswegen direkt das gegenteil und ein weiter so zu lasten der europäischen steuerzahler zu wollen, kann es ja auch nicht sein. dass sich in ihrem land etwas ändern muss, sollte mittlerweile eigentlich jeder grieche verstanden haben. [addsig]