Marktwirtschaft bei Konzerttickets?

eröffnet von snookdog am 04.12.2017 20:58 Uhr
83 Kommentare - zuletzt von IvanTKlasnic

snookdog
snookdog
04.12.2017 20:58

Hallo zusammen,

da ich die Diskussion im Wacken-Thread spannend, aber doch deplatziert finde, versuche ich es mal mit einem eigenen Thema. Vielleicht entwickelt sich ja hier eine Diskussion.

Das Problem ist nicht erst seit Metallica oder Pearl Jam bekannt. Konzerttickets sind mittlerweile, unverblümt gesagt, scheiße teuer. Preise über 100 EUR sind keine Seltenheit. Dazu kommen noch Extras wie Front of Stage, Early Entry, Meet & Greet und andere VIP-Arrangements, durch die der Preis in teils absurde Höhen steigt. Selbst wer über 100 EUR für ein Innenraumticket ausgibt und vor der Location campiert, hat oftmals keine Chance auf die unter Fans heiß begehrte erste Reihe.

Da die Konzerte und Festivals trotzdem oft ausverkauft sind stellt sich nun natürlich die Frage: Machen die Veranstalter alles richtig? Sollte man bei Konzerttickets nach DEM marktwirtschaftlichen Grundsatz handeln, demzufolge Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen? Oder sollten doch die Künstler mehr Druck auf ihre Veranstalter ausüben, um ihre treuen Fans nicht zu vertreiben? Habt Ihr vielleicht Ideen, wie man das Preisproblem lösen könnte?

Möge die Diskussion beginnen Smiley

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TheRealFarinU
04.12.2017 21:39

Zuerst mal: Sehr guter Thread. Die Diskussion hab es schon verteilt in sehr vielen Threads, macht also Sinn einen eigenen dafür zu erstellen.

Ja, macht der Veranstalter alles richtig? Klar, wenn das Event ausverkauft ist dann auf jeden Fall, auch wenn die Karten 100 Euro + Kosten, muss man leider so sehen.

Ich persönliche finde es mittlerweile ein Unding was die Karten kosten. Für Sunrise Avenue musste ich auch fast 90 Tacken pro Karte blechen, nur weil der Typ aus der Castingshow bekannt ist. Warum ich trz bezahlt habe? Weil meine Freundin unbedingt dahin will.

Habe mittlerweile auch das Gefühl das für viele 100 Euro im Laufe nicht mehr so viel Wert ist wie vor paar Jahren noch. Könnte wohl daran liegen das Preise in allen Bereichen zum Teil lächerlich in die Höhe gegangen sind. Liegt aber auch daran wie gut das Einkommen von Käufer selbst ist und was ihm das Event selbst wert ist.

Problem ist wir lassen alles mit uns machen. Ein gutes Beispiel dafür ist Phil Collins. Kenne ich seit meiner Kindheit, schon immer gemocht, aber hat sich mehr oder weniger komplett zurück gezogen. Jetzt war er für paar Konzerte in Deutschland aber die Preise dafür waren einfach unverschämt. Für 100 Euro hätteste nicht mal mehr mit dem Fernglas sehen können. Klar hätte ich ihn unglaublich gerne gesehen und es war vielleicht die letzte Gelegenheit in diesem Leben aber bei solchen Preisen ist dann einfach für mich Schluss und ich kann nicht nachvollziehen das Menschen wirklich so viel Kohle dafür raushauen.

Künstler mehr Druck ausüben? Ich glauben die wollen einfach ihre Gage und gut ist. Der Rest bleibt dem Veranstalter überlassen. Ich denke die Künstler würden erst mehr Druck ausüben wenn die Kunden anfangen würden keine Karte zu den aktuellen Preisen mehr zu kaufen. Und das ist auch die einzige Lösung für die Problematik. Hört auf jeden Preis zu zahlen der Verlangt wird....Stefan Raab aktuell ist ein gutes Beispiel dafür.

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Rhapsode
Rhapsode
04.12.2017 22:04

Dann will ich den Ball mal annehmen.

Ich selbst empfinde den Anstieg von Ticketpreisen - besonders seit diesem Jahrzehnt - als wirklich krass. Würde mich auch tatsächlich mal interessieren, was das so im Schnitt ausgemacht hat.

Es gibt eine Sache, die auch mir ganz stark missfällt: Die Klassenanteilung des Musikfans anhand seines Geldbeutels (z.B. FoS-Tickets) oder seines Telefonanbieters (nämlich die Kacke mit der Telekom-Aktion). Der eigentliche Preis ist ne Sache für sich, aber ich finde, jeder sollte tatsächlich den gleichen Preis zahlen und dafür auch das gleiche geboten kriegen. Eine Gesellschaft, in der noch die oberen zehntausend Zugang zur ersten Reihe haben oder situationsbedingt die, die lieber bei McDonalds als bei Burger King was spachteln, davor gruselt es mich.

Nun gilt natürlich ebenso für diese Extrawürste genauso wie für den Preis selbst, dass es nahezu einem Automatismus gleich kommt, dass Veranstalter solche Grenzen austesten und ausreizen. Das kann man - zu Recht - für den Anus finden. Man kann es auch moralisch verwerflich finden. Aber, um auf meine Posts von gestern zurück zu kommen, das interessiert den Veranstalter solange nicht, wie es sich nicht in seinem Klingelbeutel (anhand der Verkaufszahlen) bemerkbar macht. Solche Kategorien aufzustellen, wie "richtig" und "falsch", bringt nichts, weil sie sich bei verschiedenen Perspektiven unterschiedlich einordnen. Was für den Veranstalter genau richtig ist, ist für den Kunden falsch und umgekehrt (ökonomisch betrachtet).

Was nur oft verkannt wird, ist, dass auch wir Konsumenten ganz viel ökonomische Macht ausüben. Und würden wir das gezielter Nutzen, würden sich sehr sehr viele Dinge - nicht nur bezüglich Konzerttickets - zum Positiveren wenden lassen. Machen wir aber nicht. Wir rotzen lieber Facebook oder Foren oder WhatsApp Gruppen oder den Stammtisch voll, fühlen uns dann erleichtert, weil wir einmal ordentlich Frust abgebaut haben, und kaufen die Produkte anschließend dann doch. Das ist bequem, nicht selten auch verständlich, aber man ändert so nichts. Organisierter Massenboykott oder Großdemonstrationen sehe ich da als bessere Mittel an, aber das ist tatsächlich in diesem Land nicht der Protestausdruck der Wahl. Ich kann aber nur sagen: Im heimischen Wohnzimmer darauf zu warten, dass andere Leute es für einen regeln, naja, das ist vergebens.

Ob Bands selbst Einfluss auf Ticcketpreise nehmen können, wenn ja, wie viel, und ob sie daran überhaupt Interesse haben, das steht für mich mal grundsätzlich zur Debatte. Ich seh da ehrlich gesagt kein Potenzial.

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gregor1
04.12.2017 22:11·  Bearbeitet

Ich verstehe nicht warum hier hauptsächlich die Veranstalter für die steigenden Preise verantwortlich gemacht werden. Gerade in den Preisregionen über die wir hier sprechen sind es wohl die Gagen die ein Großteil der Kosten ausmachen. Die Künstler und deren Management bestimmen doch die Preise. Ich denke die Künstler wissen genau was die Karten kosten und profitieren am meisten davon.

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lcalert
lcalert
04.12.2017 23:00·  Bearbeitet

Ich find die relativen Preissteigerung seit zwei Jahren auch absolut absurd. Das die Bands oder Veranstalter da eine Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit oder der Bezahlbarkeit von kulturellen Veranstaltungen haben ist eine leider sehr romantische Vorstellung.

Es gibt trotzdem natürlich noch die ein oder andere Band, die ich trotzdem zu diesen Preisen mitnehme. Aber es gab auch in den letzten zwei Jahren genug Konzerte, die ich nur wegen des Preises nicht mitgenommen habe.

Ansonsten, das ist Marktwirtschaft und im Zweifel verdienen alle absolut mehr. Wer jetzt am Meisten von der Steigerung abbekommt ist wahrscheinlich nicht zu ermitteln. Falls die Tour ausverkauft ist, wird es bei der nächsten Gelegenheit teurer und/oder größer. Wieso auch nicht? Das wird immer so weitergehen bis es nicht mehr klapptm, siehe Rock Am Ring oder die richtig beliebten Bands wie die Foos etc.

Das Gleiche gilt für Fußballtickets usw... Aber die Events, Erlebnisse und das Teilen dieser sind auch immer wichtiger in Social Media Zeiten, da passt das ganz gut zusammen. Auch wieviel der Durchschnittliche dann bei genau diesen Gelegenheiten am Smartphone hängt.

Das Einzige was hilft ist verzichten. Auch wenn das als Einzelner hart ist, damit fängt es an. Und ich kann sagen, in den letzten zwei Jahren habe ich genug Schnäppchen gemacht bei zu großen Venues bzw. zu teuren Tickets, dass dann ein paar Tage vorher die Karten aufm Schwarzmarkt super günstig waren. Einfach Termin blocken und dann 1-3 Tage vorher die Preise checken, soweit euch möglich. Das ist der "Vorteil" daran Smiley


05.12.2017 08:19

Es geht im Musikbusiness einfach nur um Geld, Geld und noch mehr Geld. Das hat mit kulturellem Auftrag oder Romantik gar nichts zu tun. Gagen und Garantiesummen, Exklusiv-Verträge und Gebietssperren bei Festivals, Early-Entry und VIP-Pakete....alles Beispiele dafür.
Das einzige was hilft: Konsequent sein und den Scheiss bei derartigen Preisen nicht mitmachen. Das fängt im Kleinen und bei jedem einzelnen an. Deswegen habe ich mich bewusst gegen Tickets von 100 Euro und mehr bei Foo FIghters, Pearl Jam, Depeche Mode, Coldplay oder Guns´n Roses entschieden. Dann halt nicht! Dafür gibt es günstigere Konzerte als tolle Alternative. Oder auch Festivals, wo ich "mehr" für mein Geld bekomme.
Wirklich ändert tut sich erst was, wenn die Venues nur noch halb gefüllt sind oder leer bleiben. Angebot und Nachfrage regelt den Preis. Wenn das Geld nicht mehr an Bands und Veranstalter fließt, wird sich das Rad wieder ändern zu drehen. Vorher wird man weiter die Grenzen nach oben hin ausreizen.

stefan42
05.12.2017 08:40

Hi,
grundsätzlich hätte ich ja nichts gegen Marktwirtschaftlich entstandene Preise, wenn diese nicht mittlerweile eine Höhe annehmen würde die es für viele unmöglich macht solche Konzerte zu besuchen. Dies zeigt doch eigentlich nur ein gesellschaftliches Problem auf, dass die Schere in der Gesellschaft immer weiter ausseinander geht.
Von daher sehe ich VIP und Early Entry doch eher positiv, wer es meint sich leisten zu können soll es machen, und wenn die normalen Tickets dadurch nur einen Euro günstiger werden ist doch allen geholfen.
Etwas anderes denke ich über die ersten Reihen, wenn dort aufgrund der teueren Tickets (wie man hört) keine Stimmung aufkommt ist das schlecht für alle.

Domme95
05.12.2017 08:55·  BearbeitetVeranstalter

Hey, hier werden gerade die ganze Zeit nur die großen gennant, was mir aber extrem Sauer aufstößt sind im Core Bereich die kleinen Bands die wir Mittags bei RaR sehen, vor 3 Jahren noch 25 Euro bezahlt und jetzt kratzen alle an der 50 Euro Marke. Das war zum Beispiel bei den netten Herrn von A Day To Remember so auf ihrer letzten Tour oder auch bei Of Mice & Men.

Was man aber dann auch mal sagen muss, wir haben aber auch Künstler wo man sieht das sie mehr verlangen können es aber für ihre Fans nicht tun. Da kann man ihnen noch soviel Kommerz hinter her rufen sind sie auch, aber Fan Service ist da bei den Toten Hosen. Ich muss dazu sagen bei den Hosen sind es auch 20 Euro gestiegen seit dem ich auf Konzerte gehe das war das erste mal 2009 aber im vergleich zu was ich Core echt so von den Preisen Erleb ist das noch Ok.

Edit: Hoffe so besser wenn ich schnell Schreib passiert mir das manchmal sorry.

Icon1NoelGallagher gefällt das

05.12.2017 09:08

ansonsten finde ich es ganz gut abgesehen ob man es kann oder nicht und von der lesbarkeit her auch mal kommata und punkt zu verwenden danke

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Schmiddie
Schmiddie
05.12.2017 09:23

So, dann will ich als alter Verfechter der freien Marktwirtschaft mal meinen Senf dazu geben:

Als allererstes möchte ich mal sagen, dass ich die Preissteigerung im Konzert Bereich auch merke, aber nicht so exorbitant finde wie viele andere hier. Wenn man von einer Inflationsrate von ca 2% ausgeht, dann kostet ein Konzert, welches 2008 noch 80€ gekostet hat in 2018 allein Inflationsbedingt schon knapp 100€. Da hat dann kein Künstler, kein Manager und kein Ticketverkäufer sich die Taschen vollgestopft sondern man hat einfach die gestiegenen Unkosten übertragen.

Zum Zweiten ist die Branche was Live-Auftritte angeht natürlich am boomen. Allerdings nicht nur bei Konzerte: Auch Musicals, Comedians oder sonstige Live Erlebnisse verkaufen sich super und werden dementsprechend teurer. Es ist auch einfach ein Trend, sich solche Dinge gegenseitig zu schenken und etwas zusammen zu erleben.

Was in der Musikbranche noch dazu kommt, ist dass man ja überhaupt nur noch mit Live Auftritten wirklich Geld verdient. CD-Verkäufe stagnieren seit Jahren, Nahezu jeder nutzt billige Streamingdienste wodurch man nur mit dem herausgeben neuer Musik kaum noch gutes Geld verdient. Letztlich zahlt man heute als Musikfan an der einen Ecke (live) vielleicht mehr, aber für das Gesamtpaket Musikgenuss ähnlich viel oder wenig (verhältnismäßig) wie vor 20 Jahren.

Und zu guter Letzt mein wichtigster Punkt: Für wie dumm haltet ihr Konzertveranstalter und Künstler eigentlich? Was soll man denn eurer Meinung nach machen, wenn einem die Tickets, insbesondere der höchsten und teuersten Kategorie (Fos, VIP Packages, vordere Reihen bei Sitzplatzkonzerten) regelmäßig Minuten nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft werden? Oder der Schwarzmarkt blüht und die Tickets für das 2-10 fache verkauft werden? Ein deutlicheres Zeichen dafür, dass der Preis zu niedrig war und es Kunden gab die noch mehr gezahlt hätten gibt es ja garnicht, Und natürlich muss man als Unternehmen dann drüber nachdenken, wie man diese Kunden abholt. Alles Andere wäre ja ein krasser Verlust. Die Kunst besteht dann darin, dieses Zahlungskräftige Publikum ran zu holen und gleichzeitig eine breite Masse zu behalten, die den 'Standardpreis' auch gerechtfertigt findet und bezahlt. Klasse funktioniert das meiner Meinung nach beim Fußball in Deutschland. Hier bekommt man Stehplatztickets für ~15€ und es geht rauf bei VIP-Tickets bis ~500€. Hier deckt man also wirklich jede Geldbeutelgröße ab. Im Musikbusiness habe ich das Gefühl, werden diese Möglichkeiten aktuell noch gesucht: Mit verschiedenen Sitz- und Stehplatz Kategorien, Early Entry oder VIP Paketen wird versucht, eine größere Bandbreite zu schaffen. Ich persönlich finde das super spannend und auch absolut gerechtfertigt. Gleichzeitig habe ich für mich definiert, dass es mir viel Wert ist, eine Band oder einen Act den ich gerne mag zu sehen, aber bedeutend weniger Wert ist, dies aus der vordersten Reihe oder mit sonstigen Goodies zu tun.

Aus all diesen Punkten ergibt sich, dass ich gut verstehe, dass große Acts inzwischen 100€ oder mehr kosten und ich persönlich auch bereit bin, das zu bezahlen. Außerdem sehe ich auch immer wieder Angebote im In- und Ausland, die ich preiswert finde. Beispiele wären die Blindkartenkauf-Aktion bei den Stones für 65€ oder das Eintagesfestival TW classic, jährlich mit den Größtmöglichen Acts und gutem Vorprogramm für 100€.

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blubb0r
05.12.2017 09:30

Schmiddie Smiley

Sehe ich genauso. Insbesondere der Spotify Punkt wird oft verkannt. Dazu werden die Gebühren für Hallen, Sicherheitsauflagen bei Events, etc. immer höher und damit auch teurer. Das wird natürlich auf den Endkunden abgewälzt.

Ganz ehrlich, ich finde auch Dinge wie FoS etc. vollkommen legitim. Man darf es nur nicht übertreiben - sprich Leute wie Stiflers_Mom vergraulen, die morgens an der Halle stehen.

Wenn man es macht, wie es teilweise im Ausland machen würde (Steg in der Mitte, links FoS/VIP, rechts First Come First Served), würde man sowohl das zahlungskräftige Publikum, als auch die Hardcore Fans bedienen ("jaaa, ich steh aber immer links...", egal, bisschen Schwund ist immer).

Denn ganz ehrlich: ich finde FoS gelegentlich eine nette Sache. Es gibt wenig, was ich mehr hasse, als ein Konzert nur auf den Leinwänden zu sehen. Und gelegentlich schafft man es einfach nicht früh genug zur Location.

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Obi-Wan
05.12.2017 11:01


Schmiddie schrieb:
So, dann will ich als alter Verfechter der freien Marktwirtschaft mal meinen Senf dazu geben:

Wenn man von einer Inflationsrate von ca 2% ausgeht, dann kostet ein Konzert, welches 2008 noch 80€ gekostet hat in 2018 allein Inflationsbedingt schon knapp 100€. Da hat dann kein Künstler, kein Manager und kein Ticketverkäufer sich die Taschen vollgestopft sondern man hat einfach die gestiegenen Unkosten übertragen.

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Na dann geh halt nicht einfach von 2% aus sondern nimm die reale Inflationsrate 2008 bis 2017 von ca. 1.3% Smiley. Dann biste eher bei 90 als bei 100 €.

Der Spotify Punkt (+downloads davor) ist allerdings in der Tat wichtig und richtig.

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FBG
05.12.2017 11:57·  BearbeitetSupporter

Hier wurde schon sehr viel richtiges geschrieben, allen voran die "entwertung" der musik durch das internet.

ich persönlich gebe im jahr 120 € für musik aus. ich bin kein sammler und brauche die wenigsten platten in gepresster form. das wird bei einigen hier und in anderen musik-foren anders, aber wohl eher dem durchschnitt etnsprechen. 120€ sind gerade mal 8 alben im jahr!! hätte man vor 20 jahren jemandem erzählt, dass man als musikbegeisteter Ü30er mit nem vernünftigen einkommen im jahr gerade mal 8 CDs kauft, wäre man wahrscheinlich gefragt worden, wie man auf die idee käme, sich als musikfan zu bezeichnen. durch die family-and-friends accounts lassen sich diese 120€ sogar noch weiter minimieren.

was ich im jahr für konzerte ausgebe, will ich gar nicht wissen. ich habe vor kurzem die tickets der letzten 4,5 jahre sortiert. alleine von der anzahl der konzerte - ohne die einzelnen preise zu addieren - kam mir die frage, ob ich eigentlich bescheuert bin mein mehr oder weniger hart verdientes geld so zu verprassen. bereue ich es? nö! hobbies sind in der regel teuer Smiley

machen die veranstalter das richtige? aus BWLer-Sicht auf jeden Fall, sonst wäre ja nicht alles möglich ausverkauft. (mich würde mal das verhältnis zwischen ausverkauften shows und nicht ausverkauft interessieren. über ein jahr und alle genres hinweg. gerne auch nur konzerte, keine musicals, comedy etc)

wenn jemand für ein 70€ rar-caravan platz bei ebay 200€ ausgibt, darf man sich auch nicht wundern, wenn der preis im darauffolgenden jahr verdoppelt wird.

zu den unterschiedlichen kategorien wie FOS etc gibt es ja auch hier im forum unterschiedliche meinungen. der eine verteufelt sie, die anderen finden es gut, weil sie nicht für ein konzert in der heimatstadt nen (halben) tag urlaub nehmen können, nur um nicht in der 728. reihe zu stehen. Dass FOS-Tickets allerdings die preise der anderen kategorien subventionieren glaube ich aber nicht. dürfte mMn lediglich der umsatzmaximierung dienen.

dazu kommt, dass wir aktuell in wirtschaftlich sehr guten zeiten leben. in griechenland werden konzerte für über 100€ sicherlich nicht innerhalb von sekunden ausverkauft

alles in allem sind wir alle selbst daran schuld oder tragen eine zumindest mitverantwortung. wenn die 5. tour einer band ohne neue songs immer noch ausverkauft, wäre es aus marktwirtschaftlicher sicht bescheurt, die 6. tour nicht noch teurer zu machen. würden die hallen mal leer bleiben, würde sich auch etwas an den preisen ändern.

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hermes81
05.12.2017 12:25

Wie in jedem anderen Bereich des Lebens auch: Die Kuh wird gemolken so lange sie Milch gibt.

Persönlich geh ich kaum mehr auf Konzerte, einfach weil die Preise eine Dimension erreicht haben die ich nicht mehr mitmachen will und werde.

Da brauch mir niemand mit fehlenden CD Verkäufen oder gestiegenen Sicherheitsauflagen kommen. Hab lange genug bei einem Örtlichen gearbeitet und weiß in etwa was da für Summen im Raum stehen. Der Örtliche ist idR derjenige der noch am wenigsten verdient und das immense Risiko trägt.

Daher werden diese von mir auch sicherlich keine Kritik bekommen. Zumal es mittlerweile ohnehin nahezu unmöglich geworden ist sich gegen die Big Player zu behaupten. Aber so lange der Kunde zahlt, so lange werden die Preise auch weiterhin steigen.

Früher hatte die Live-Musik für mich einen Mehrwert, heute ist sie bei vielen Bands einfach nur noch ein abgespultes Programm. Jeden Abend die gleichen Sprüche, ersetzt durch den Namen der Stadt - das wars. Das ist in Nischenrichtungen natürlich noch anders.

Aber warum sollte ich 120€ für Guns n Roses ausgeben oder einen 100er für die 1000te Metallica Show. Nur weil die Herren meinen hier einen Millionengage einsacken zu müssen? Nö, das mach ich nicht mehr mit.

Ich bin bereit für Musik Geld auszugeben, kaufe weiterhin CDs und unterstütze die Bands die mir taugen. Aber irgendwo ist Schluss.

Muss aber auch sagen, dass es mir nichts gibt ein Konzert für 100€ zu besuchen und dann die Band auf einer Leinwand zu sehen oder mich irgendwo vorne von den hysterischen Teens zerquetschen zu lassen. Vllt. halt auch eine Frage des Alters. Vor 10 Jahren hab ich die Dinge auch noch anders gesehen.

Mal sehen wann das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Ich denke mir ja jedes Jahr "das is zu krass, die Leute machen das nicht mehr mit". Im Endeffekt tun sie es aber noch. Also ist noch genug Geld vorhanden und das wird ausgenutzt.

Schmiddie
Schmiddie
05.12.2017 12:31


hermes81 schrieb:
Mal sehen wann das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Ich denke mir ja jedes Jahr "das is zu krass, die Leute machen das nicht mehr mit". Im Endeffekt tun sie es aber noch. Also ist noch genug Geld vorhanden und das wird ausgenutzt.

Zitat anzeigen



Gefühlt gehen 50% mehr auch noch... Sonst hätten Ganoven wie Viagogo o.ä. nicht so einen Erfolg

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LustigerAstronaut
LustigerAstronaut
05.12.2017 12:31

Die Ticketpreise... ein Thema, was mir seit geraumer Zeit den Spaß an der Sache verdirbt und mich zunehmend nur noch abwinken lässt. Das Beispiel Inflation seit 2008 hat mich gerade mal dazu bewogen, in der Ticketschublade nachzustöbern...

Mal sehen: Foo Fighters 2011: 49,50 Euro, Metallica 2009: 64,50 Euro, Pearl Jam 2007: 54 Euro, bei schon seit jeher teureren Acts wie ACDC oder Springsteen fällt der Unterschied bei ca. 20 Euro nicht ganz so krass aus... mit Inflation komme ich da jedenfalls nicht hin, auch Kostensteigerungen in Kategorien um die 100% scheinen mir etwas utopisch, wenn sich mein Gehalt seit 2008 verdoppelt hätte... - spielt aber auch alles nur eine untergeordnete Rolle, der Kunde entscheidet, und ich frage mich zunehmend, warum der Kunde in der breiten Masse so entscheidet, wie er es nunmal tut (und wie so viele sich das überhaupt noch erlauben können oder wollen).

Seit jeher ist ja eigentlich die Quintessenz "man zahlt das, was es einem persönlich wert ist", über Jahre hinweg konnte ich dem auch noch zumindest halbwegs folgen, die berühmte Schmerzgrenze ist was mich angeht allerdings inzwischen tatsächlich mitunter deutlich überschritten - und am Hungertuch muss ich jetzt nicht unbedingt nagen.

Große Konzerte nur noch, wenn wie bei ACDC die "Massen-Einheitstickets" kurz vorher verscherbelt werden, ab und zu wird sich ja auch mal übernommen, Gunners in Mannheim könnte z.B. auch so ein Kandidat werden. Bei kleineren Locations brauch man da aber nicht drauf zu hoffen.

Bin mal gespannt, wie weit die Spirale noch gedreht wird, und wie schnell... denn so extreme Preissprünge von 20-30 Euro von einer auf die nächste Tour, das gabs find ich bislang in der Form und Häufigkeit nicht.

TheWizard
05.12.2017 20:14

Richtig gute Diskussion mit durchweg guten Beiträgen! Sehr guter Lesestoff Smiley Mal näher drauf eingehen bei Zeit, weil man da schon etwas ausholen muss um alle Komponenten zu berücksichtigen.

Vorab: Was mich erstmal inzwischen maßlos stört und sowohl Bands als auch Veranstalter mehr machen könnten ist bis zu einer gewissen Größe der Location ausnahmslos personalisierte Tickets inkl. entsprechender Überprüfung am Eingang(Aufwand hin oder her), damit wäre vianogo, ebay etc. schon einiges an Wassser abgegraben und häufig wären Karten nicht bereits in Rekordzeit vergriffen. Da könnte man mal wirklich Service am Fan zeigen, erstmal abgesehen von der Preispolitik, aber da egal ist wer die Tickets kauft so lange sie weg gehen und die Ticketseiten ja mitunter selbst noch am Zweitmarkt partizipieren (eventim fansale, ticketmaster seatwave) besteht natürlich geringes Interesse.

NoelGallagher
05.12.2017 20:27Supporter

Mehr Zusatzkonzerte wären ja auch eine Lösung. Wenn die Nachfrage größer als das Angebot ist, kann man ja auch (in Maßen) das Angebot vergrößern.

blubb0r
05.12.2017 20:41

Ach ja, das ständige Hochverlegen könnte man hier mal thematisieren.

Stichwort "künstliche Verknappung".

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taunusrunner
06.12.2017 11:16

Klasse Diskussion endlich mal in diesem Forum.

Mich ärgert das Thema natürlich auch und ich warte nur darauf bis man als Veranstalter sagt: Wir verkaufen für Konzert x ab sofort erstmal nur "Konzertkarten" und 2 Wochen vorher können diese dann erweitert werden mit FOS oder Sitzplätzen. Das wird garantiert kommen. Genau wie am Ring aktuell. Es erscheint auf den ersten Blick weniger Geld und wird den Absatz daher noch mehr beschleunigen.

Zum Thema Die Toten Hosen: Jau, noch günstig für die Größenordnung, right. 50€ für das Konzert. So. Jetzt ist es aber bei den Hosen so krass wie bei wirklich keiner anderen Band mit dem Merch: Die Shirts kosten nur 15€ und gefühlt hat wirklich jeder auf dem Konzert eins an und kauft sich auf jeder Tour noch ein aktuelles. Zudem hat die Band alles selber im Griff. Label, Booking und Veranstalter in einem quasi. Alles vom Kuchen bleibt bei ihnen. Wäre frech, wenn sie mehr als 50€ für die Konzerte nehmen würden...die Punks. Dann stellt sich ein Campino jeden Abend hin ohne sich zu schämen und sagt "Ihr seid viel geiler als die gestern usw".... Ich stand letzte Woche in Frankfurt in der Festhalle beim Konzert und dachte mir nur: Wie billig...Rock hab ich echt hinter mir gelassen...Zumindest sowas. Doch zurück zum Thema: Was hier passiert ist wieder eine Aufsplittung der Kosten.

Thema hochverlegen: JA, Mist. Warum? Keiner will Bands in großen Hallen sehen, außer er will wegen des Events hin und nicht wegen der Musik. Und genau hier liegt das Problem. Konzerte sind für einen absoluten Großteil der Leute ein Event. Das kann man wunderbar jährlich am Ring sehen. Headliner und 3-4 Radioacts sind bekannt, der Rest ist bei einer großen Menge des Publikums nicht bekannt. Woher kommts? Radio und Spotify. Nurnoch Mainstream wird gespielt und seit 2008 verdienen die Bands durch Liveauftritte mehr als durch Plattenverkäufe (oder Streaming wo eh nichts bei rumkommt).

Nur logisch also, dass die Bands ihre Musik auch auf die Auftritte und die Radiotauglichkeit abstimmen. Perfektes Beispiel in meinen Augen: Biffy Clyro. Die letzten 1-2 Alben hatten eine Vielzahl von "Festivalhymnen" mit klassischem Refrain zum Mitgröhlen. Schön, aber gute Musik klingt anders...

TheWizard
06.12.2017 19:18


NoelGallagher schrieb:
Mehr Zusatzkonzerte wären ja auch eine Lösung. Wenn die Nachfrage größer als das Angebot ist, kann man ja auch (in Maßen) das Angebot vergrößern.

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blubb0r schrieb:
Ach ja, das ständige Hochverlegen könnte man hier mal thematisieren.

Stichwort "künstliche Verknappung".

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Einerseits ist das in manchen Fällen definitiv der Fall und sehr offensichtlich, das stimmt. Aber gerade bei manchen Acts wo vielleicht eine Unsicherheit ob der Nachfrage besteht bzw wie groß diese ist macht es schon Sinn und um das andere noch mit reinzunehmen, also Zusatzkonzerte sind dann oft so eine Sache da die Tourplanung entsprechend steht und dann hast du natürlich 2x Location anmieten etc. was den Aufwand bertrifft, wenn dann das andere Konzerte nur zur Hälfte besucht ist macht das mehr Sinn an dem ursprünglichen Termin eine etwas größere Halle zu nehmen die dann letztlich auch voll ist. Kannst du natürlich pauschal nicht sagen.

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Stebbard
06.12.2017 20:59

Konzerte sind für einen absoluten Großteil der Leute ein Event. Das kann man wunderbar jährlich am Ring sehen. Headliner und 3-4 Radioacts sind bekannt, der Rest ist bei einer großen Menge des Publikums nicht bekannt. Woher kommts? Radio und Spotify. Nurnoch Mainstream wird gespielt und seit 2008 verdienen die Bands durch Liveauftritte mehr als durch Plattenverkäufe

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Das absurde an dieser ganzen Debatte ist aber: Hier wird das ganze Musikbusiness auf Namen wie Metallica, die Foo Fighters, Guns n' Roses etc. runter gebrochen. Dadurch, dass für viele der User hier das doch oftmals die relevante Konzertschiene ist (siehe die entsprechenden Threads), bedient ihr doch genau die Mechanismen, die eurer Kritik zugrunde liegen.

Natürlich bekommst du bei den großen Bands kaum noch das persönliche Erlebnis, außer vielleicht bei Pearl Jam mit ihren variablen Setlists. Das stört mich bei den Foo Fighters auch gewaltig, dass sie Abend für Abend dasselbe Programm runterspulen, aber bei den Konzertgrößen steckt schlichtweg soo viel Produktion dahinter, weshalb Individualität und Spontaneität kaum noch seinen Platz finden kann. Es liegt einfach an der Natur der Sache, dass nach den 400. Konzert dem Künstler irgendwann der Sinn für den Abend verloren geht, auch wenn es für den Fan, für den es möglicherweise der einzige Gig ist, ein besonderer Abend ist und er vielleicht etwas besonderes erwartet. Das Problem ist: Das erwartet man nicht nur selber, sondern jeder, an jedem Abend, natürlich stets mit einer riesen Produktion, Videoleinwänden etc. pp. Das kann man als Künstler auch einfach nicht bedienen.

Das Problem ist, dass diese Diskussion die gesamte Branche so behandelt, als bestünde sie nur aus den Granden - exemplarisch dargestellt an Aussagen wie: "Früher hatte die Live-Musik für mich einen Mehrwert". Aber warum leidet der Mehrwehrt von Livemusik an dem routinierten runterspielen von Bands wie den Foo Fighters? Es gibt so viele Möglichkeiten für richtig gute Konzerte, die oftmals einen persönlichen Touch haben und auch nicht die Bohne kosten. Ich war jetzt seit Ende Oktober auf 11 Konzerte und habe (fast) jeden Abend 'lediglich' um die 15 bis 30€ gezahlt. Das ist natürlich relativ betrachtet auch mehr als früher, wo es vielleicht 10-20€ gewesen wären, aber dennoch absolut im Rahmen, gerade weil es Konzerte waren, bei denen man überwiegend die Lust am Konzert gespürt hat, und manches mal waren es extrem publikumsnahe Abend mit ganz eigenen Storylines.

Das Problem ist: Nur ein geringer Teil dieser Konzerte war ausverkauft und aus meinem persönlichen Umkreis weis ich, wie viel persönlicher Aufwand es ist eine kleine Tour zu spielen und wie wenig am Ende dabei hängen bleibt, ja häufig sogar zugeschossen werden muss. Ich störe mich selber an Preisen, wie sie Pearl Jam aufrufen, ärgere mich über das lieblose runterspielen der Foo Fighters, verüble es aber keinem, wenn er den Erfolg auch auskostet, weil die Zeit davor oftmals von großen Entbehrungen geprägt war. Auch das ist die böse Musikbranche. Ich ignoriere solche Konzerte in aller Regel und habe es selten bereut. Die Branche bietet nach wie vor hinreichende Möglichkeiten für tolle Konzerte, die ihr Geld auch wert sind. Das Problem ist die Schere, da am Ende nur ein wirklich geringer Teil wirklich gut davon lebt, während die große Mehrheit bestenfalls gerade mal so oder mit einem Nebenjob über die Runden kommt. Deswegen verstehe ich auch den Fingerzeig auf andere nicht, wenn von der Entwertung von Musik gesprochen wird, oder von Leuten, die doch eh nur Mainstream und Radiomusik hören, während der eigene Konzerthorizont kaum über die Genregrößen hinaus geht.

Dommaeh
06.12.2017 21:18

Ich denke, hier sind schon sehr viele Gründe für die Preissteigerungen genannt worden. Für mich sind insbesondere der Konzertboom und der Eventcharakter ausschlaggebend. Leider führt das für mich dazu, dass ich mir einige Bands aufgrund des Preises einfach nicht mehr anschaue. Für mich hat jede Band ihre Preisgrenze, die natürlich absolut subjektiv ist. Was ich bei den ganzn Preissteigerungen aber nicht verstehe, ist, dass auch manche Bands ganz anders handeln können. Mein erstes Bad Religion-Konzet war 2002. Ich habe 30 € gezahlt. Seitdem war ich bei jeder Tour und der Preis schwankte immer zwischen 28 und 33 €. Wenn ich alle Gründe für die Preissteigerungen bei anderen Bands, die man hier liest, berücksichtige, wäre mein naheliegender Schluss, dass Bad Religion mittlerweile ein Minusgeschäft machen. Dem wird aber wohl nicht so sein. Oder man schaue sich aktuell nur Kettcar an. Da habe ich 32 € bezahlt. Für andere Bands in der selben Location zahlt man gut und gerne auch mal 50 €. Da alle Bands verdienen müssen, frage ich mich jedoch, wie diese starken Differenzen abhängen. Klar es hängt auch immer von Lichtshow, Pyrotechnik, Crew, etc. ab, aber dennoch gibt es da teilweise gravierende Unterschiede.

Maui1305
06.12.2017 21:44·  Bearbeitet

Vier betriebswirtschaftlich ferifizierte Sätze : 1: Der Manager will eine sehr hohe Gage! 2: Der geneigte Veranstalter kalkuliert die "Endpreise" , übernimmt dann die Durchführung der Tournee und bietet die Karten zu -sagen wir- 120 Euro an. 3: Die Kunden kaufen - wie blöd- die Karten bis zu einem Jahr im Voraus und ermöglichen zusätzlich einen zinsfreien Kredit und die Bude wird ausverkauft sein (Beispiele mit Bands weit über 120 bis 600 Euro Euro spare ich mir) und Manager; Band und Veranstalter haben alles richtig gemacht. 4: Was lernen die Beteiligten: Geht doch; kommendes Mal noch ein Schippchen drauf; evtl. Abschiedtour androhen! !

Kes
Kes
07.12.2017 07:18

Da alles schon wirtschaftlich erörtert wurde, nun dann mal ein Erfahrungsbericht, wie sich die Ticketpreise auf uns auswirken:

Stuttgart wird bei den Tourneen in den letzten Jahren immer öfter ausgelassen, was dafür spricht, dass es weniger Konzerte in Deutschland zugunsten eines höheren Einzelpreises gibt - in Summe muss der Ertrag ja trotzdem stimmen. Internationale Bands wie QotSA, Gorillaz, Editors und Placebo hätten früher nach Frankfurt und München immer auch in Stuttgart gespielt. Schon alleine deshalb besuchen wir das eine oder andere Konzert nicht mehr, weil wir schlichtweg nicht die Lust und die Zeit haben, unter der Woche 200 km weit zu fahren.

Kommt eine Band, die wir sehen möchten aber nach Stuttgart, ist das KO-Kriterium für uns der Preis - deshalb einige Beispiele:

Depeche Mode - meine absolute Lieblingsband, ich war seit 1984 bei jeder! Tournee in Stuttgart dabei und sind deshalb auch 2006 zu RaR, aber 120 € für FOS waren wir schlichtweg nicht bereit zu zahlen! Durch einen glücklichen Zufall sind wir aber über eine Kleinanzeige in der lokalen Presse sehr günstig an zwei Karten gekommen, sonst wären wir vermutlich sichtlich frustriert zu Hause geblieben.

Sisters of Mercy - Band aus Jugendtagen, einmal 1989 gesehen. Live ist Andrew Eldritch jetzt nicht so der Virtuose, aber hey, geile Musik! Für 30 € hätten wir gesagt, was solls, für 46 € dann aber doch nicht. Wir haben noch versucht, vor der Halle günstig an Karten zu kommen, aber es war unverständlicherweise total ausverkauft und die Schwarzmarktpreise waren utopisch - dann halt ohne uns. Die Kritiken waren vernichtend - also alles richtig gemacht!

Selig - 35 € ist für einen Jan Plewka, wenn er denn gut drauf ist, ein Preis, den wir bereit sind zu zahlen, aber halt nur, wenn er gut drauf ist. Deshalb haben wir die Karten nicht blind nach Bekanntgabe der Tour gekauft, sondern die Konzertkritiken abgewartet und die Tickets an der Abendkasse geholt.

Metallica 2018 findet ohne uns statt, da definitiv zu teuer für eine Band, die wir mehrfach live gesehen haben und mittlerweile in unseren Augen komplett überbewertet wird.

Dafür sind wir vor 4 Wochen ein Wochenende in voller Familienstärke nach München gefahren, um QotSA und Gorillaz live zu sehen, beide nicht wirklich günstig, aber das war es uns dann doch wert. Wir hätten auch für eine Unterkunft gezahlt, wenn uns nicht eine Freundin zu sich eingeladen hätte.

Oft ärgere ich mich über die Preise, aber wie ja schon mehrfach erwähnt wurde, muss definitiv jeder selbst entscheiden, wie viel einem ein Konzertbesuch wert ist - der Markt regelt sich selbst Smiley

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