Der Bahnfahrer, Fernbus und Carsharing-Thread

eröffnet von FBG am 09.01.2014 12:36 Uhr
221 Kommentare - zuletzt von Yertle-the-Turtle

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IvanTKlasnic


Yertle-the-Turtle schrieb:
Ich sehe das schon etwas anders.
Du kannst nicht in eine Verhandlung mit dem Mindestanspruch reingehen 100% deiner Forderungen durchzusetzen. Das funktioniert so nicht da ein Verhandlungspartner sein Gesicht verlieren würde.

Wenn selbst die externen Moderatoren die 36 Stunden vorschlagen, was immerhin 2/3 Zielerfüllung der Forderungen bedeuten würde kann die Antwort nicht Verschärfung der Streiks bedeuten.

Ich möchte die Bahn hier gar nicht als Unschuldslamm darstellen, aber es sind am Ende vor allem die Wirtschaft und Privatpersonen die darunter leiden. Da platzen Geschäftstermine. Privatbesuche, Jahresurlaube oder die tägliche Anfahrt ins Büro. Wir sind nicht mehr in 2020, wo man 100% im Home Office sitzen kann.

Den Vergleich zum Klimaschutz finde ich auch unpassend. Beim Klima kann und sollte jeder seinen Beitrag leisten, bei der Arbeitslust der GDL Mitarbeiter kann ich jedoch mit meinem Handeln keinen Beitrag leisten.

Und nochmal mit der Papa Brille gesprochen. Wir machen in ein paar Wochen eine 2 wöchige Urlaubsreise durch Deutschland mit 2 kleinen Kindern. Das wäre der absolute Supergau irgendwo zu stranden (Das Risiko hat man bei der Bahn leider auch ohne GDL Tamtam) und sich kurzfristig um Übernachtungsmöglichkeiten und alternative Zugverbindungen ohne Reservierung in überfüllten Zügen kümmern zu müssen. Mein Stresslevel wird in ungeahnte Höhen gehen, wenn wir nicht das reservierte Kleinkindabteil bekommenSmiley
Ich bin keine 20 Jahre mehr, dass ich dann einfach trampe oder am Bahnhofe übernachte...
Nicht jeder ist so flexibel, dass man immer noch zustimmend nickt wenn der irre Ossi komplett eskaliert.

Wurde hier eigentlich bereits thematisiert, dass die GDL / Weselsky eine Genossenschaft namens Fair Train e.G. gegründet hat? Das ist eine Zeitarbeitsfirma für Lokführer. Damit eignet er sich aus meiner Sicht nicht mehr als neutraler Verhandlungspartner.

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Ich habe nie etwas davon geschrieben, dass man mit der Maximalforderung rausgehen kann. Soweit ich das finden konnte, ist allerdings auch Fakt, dass die Bahn in Sachen Arbeitszeit bisher nicht entgegen gekommen ist, also sehe ich da keinen Grund bei GDL dies zu tun.

Die Bahn behauptet, in den Schlichtungsgesprächen den 36h zugestimmt zu haben - die GDL stellt das anders da. Von Seiten den Schlichter gibt es (finde ich auch richtig!) keine Stellungnahme, sondern nur den Schlichtungsvorschlag. Dies hat die Bahn allerdings bisher nicht einem schriftlichen Angebot wiederholt - oder ich konnte es zumindest nicht finden. Daher weiß man nicht, ob da nicht noch ein Rattenschwanz dran hängt, wie bei dem 37h "Angebot" aus dem Januar, der das Angebot komplett ins lächerliche zog und de facto der Forderung um 0,0 entgegen kam.

Grundsätzlich fände ich der Schlichtungsvorschlag wäre zumindest einmal eine gute Ausgangssituation für Verhandlungen, wenn dieser denn von den Bahn käme - solange sie diesen allerdings nicht öffentlich und detailiert darstellt, kann ich der Bahn nicht vertrauen, dass dieser Vorschlag wirklich so ist, wie sie ihn darstellt, den dazu hat die Bahn alleine in diesen Tarifstreit schon viel zu oft versucht Fakten zu verdrehen um billig aus der Nummer rauszukommen. (Und ja, das hat die GDL auch gemacht, aber bei weitem nicht im selben Umfang) Wenn der Vorschlag so wäre, wie man ihn darstellt gäbe es eigentlich auch keine Grund dies nicht zu tun, das wäre die beste Variante Weselsky schlecht darstehen zu lassen. Dass man dies nicht tut, deutet aus meiner Sicht zumindest an, dass die Dinge möglicherweise nicht so sind, wie man sie darstellt.

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IvanTKlasnic


fcfreak91 schrieb:
Was ich aktuell bei fast allen Arbeitskämpfen gefährlich finde, ist das es nahezu überall um Verringerung der Arbeitszeiten geht. Das bringt Deutschland meiner Meinung nach mittel bis langfristig wirtschaftlich ins Hinterreifen, zumal ja bekannt ist das in den kommenden Jahren viel mehr Leute aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, als neue dazu kommen.

Ich hoffe inständig, dass dies langfristig nicht mit weiteren Erhöhungen des Rentenalters einhergehen wird.

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Was viel gefährlicher für den Wirtschaftsstandort Deutschland, ist das die Leute meiner Generation vielfach keine Kinder mehr möchten, und das zumeist aus moralischen (z.B. Folgen aus mangelndem Klimaschutz (weltweit, nicht nur Deutschland) als auch wirtschaftlichen Gründen. (z.B. finanzielle Situation oder Zeit um sich vernünftig um die Balgen zu kümmern). Und unabhängig davon, ob man dem zustimmt oder nicht, es ändert nicht daran, dass ein großer Teil U30 keine Kinder mehr will - aber die Gründe, warum dies so ist, möchte keiner Anfassen. Das ist aber ein Thema für den Politikthread.


hermes81 schrieb:


JackD schrieb:
Euer Bahnbashing hat jetzt ja eher weniger mit dem aktuellen GDL-Streik zu tun.

Was allerdings stimmt: Wenn Personalkosten permanent (stark) steigen und das obere Management mittlerweile jährlich mit weitreichenden Streiks, Notfahrplänen und Firefighting beschäftigt ist, wird wohl wenig besser werden können.

Die Taktik mit 20+ Branchenunternehmen Tarifverträge in Abhängigkeit zur DB zu schließen und dann so zu tun, als hätte man die Branche hinter sich, ist bestenfalls „fragwürdig“. Die kleineren Unternehmen wissen, dass sie im Zweifel aus Wettbewerbsgründen sowieso DB-Löhne zahlen müssen.

Ich fahre übrigens gerne und sehr viel Bahn. Jüngst übrigens am Donnerstag mittem im Streik. Herrliche Fahrt. Personal war hervorragend gelaunt und der Zug superpünktlich. Fahre oft auch mit Kleinkind und Hund. Wenn man das System kennt, kommt man aus meiner Sicht sehr gut klar. Meine Fahrten gehen zu 98% aber auch von Metropole zu Metropole und wir sind mit Flextickets unterwegs. Da hast du grundsätzlich stabilere Taktraten und weniger Sorge, wenn ein bestimmter Zug mal ausfällt oder verspätet ist.

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Man muss schon eine gesunde Portion Humor haben, wenn man den aktuellen status Quo als "Bashing" bezeichnet. Die DB ist ein Sanierungsfall. Das hat (natürlich) viele Gründe.

4,55% pünktliche (zähle ich bei der DB übrigens bis 30min +) Züge sind kein Bashing mehr, das ist ein Zustand.
Letztes Jahr hatte ich übrigens eine Quote von immerhin 38%. Das war ja schon fast ein paradiesischer Zustand.

Aber mich würde interessieren, wie ich pünktlich und zuverlässig an meinen Zielort komme. Kannst du mir dieses "System" erklären, wie ich das hinbekomme?
Scheinbar weißt du da mehr. Von diesem "System" würden sicher Millionen Bahnreisende ebenfalls profitieren wollen.

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Das Problem hier ist sicherlich, dass es hier Regional extreme Unterschiede gibt. Köln habe ich noch nie unter 5 Minuten Verspätung erreicht. im allgemeinen in NRW nur 3 pünktliche Züge im letzten Jahr gehabt, von ca. 25-30 Verbindungen. Hier im Norden hingegen hatte ich über 80% pünktliche Züge. Und bis auf 2-3 Ausnahmen wären auch die letzten 20% sehr Verständlich (Vollsperrung der Polizei von Bahnhof/keine Freigabe der Gleise wegen spielenden Kindern im Gleisbett/warten auf Anschlussreisende beim letzten Zug am Abend etc.) Im Südwesten war ich dieses Jahr kaum, dort waren aber auch alle 3 Verbindungen unpünktlich. daraus kann man jetzt aber keinen Schluss ziehen.

Zeitgleich Teile ich aber JackD's Erfahrung, dass im Notfallfahrplan alles super und pünktlich geklappt hat, auch in NRW. Daraus zeigt sich mMn, dass das Problem die Überstrapazierte Infrastruktur ist, welche seit Jahrzehnten kaputt gespart wird damit die Privatisierung der Bahn als Erfolg dargestellt werden konnte - scheiß doch auf die Langzeitfolgen. Deswegen kollabiert das System von Jahr zu Jahr mehr an den Stresspunkten des System - auch wenn nicht gestreikt wird. z.B. das was Bastihantasti beschreibt hat ja auch nichts mit irgendwelchen Streiks zu tun. An den weniger strapazierten Punkten hingegen läuft es oftmals zumindest noch halbwegs rund - noch. Eine Abhilfe würde eine Einigung im Tarifstreit da allerdings auch nicht bringen.

MinistryOfDeath
MinistryOfDeath

Ich kann die Häme einzelner User gegenüber der GDL ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Als Bahnfahrende sollten wir alle ein Interesse daran haben, dass die Arbeitnehmer in dieser Branche ihren Job gerne machen. Natürlich sind solche Streiks nervig, ich erlebe es ja am eigenen Leib. Nur, wenn die Arbeitnehmervertretungen sich mittelfristig nicht durchsetzen, dann wird die Verkehrswende scheitern. Und das führt wiederum zu Wohlstandsverlusten und Freiheitseinschränkungen für uns alle. Dann stehen die Züge nämlich nicht aufgrund von Streik, sondern wegen Personalmangel (also praktisch wie jetzt, nur noch schlimmer).

Ich finde die Forderungen der GDL übrigens überhaupt nicht überzogen. Diese Konditionen hat die Automobilbranche schon seit 40 Jahren. Und die ist wesentlich weniger gesellschafts-relevant als der öffentliche Nah- und Fernverkehr. Die Politik könnte jedoch tatsächlich etwas tun, ohne in die Tarifautonomie einzugreifen. Sie könnte der Bahn einfach mehr Steuermittel zur Verfügung stellen.

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OPSler
OPSler

Ob man die Forderungen der GDL überzogen findet oder nicht, ist ja individuell, aber Tarifverhandlungen funktionieren nun mal so, dass beide Seiten mit ihren Vorstellungen in die Verhandlung gehen und man trifft sich irgendwo in der Mitte. Ansonsten braucht man keine Verhandlungen, wenn man nicht bereit zu Kompromissen ist. Jede Seite muss gesichtswahrend aus der Verhandlung herausgehen und wer davon ausgeht, dass seine Forderungen zu 100% erfüllt werden, hat das uralte Prinzip der Tarifverhandlungen einfach nicht verstanden.

IvanTKlasnic


OPSler schrieb:
Ob man die Forderungen der GDL überzogen findet oder nicht, ist ja individuell, aber Tarifverhandlungen funktionieren nun mal so, dass beide Seiten mit ihren Vorstellungen in die Verhandlung gehen und man trifft sich irgendwo in der Mitte. Ansonsten braucht man keine Verhandlungen, wenn man nicht bereit zu Kompromissen ist. Jede Seite muss gesichtswahrend aus der Verhandlung herausgehen und wer davon ausgeht, dass seine Forderungen zu 100% erfüllt werden, hat das uralte Prinzip der Tarifverhandlungen einfach nicht verstanden.

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richtig, und bis jetzt bewegt sich weder die Bahn noch die GDL relevant. Warum dann hier fast nur auf die GDL geschimpft wird, ist aus meiner Sicht unverständlich.

Yertle-the-Turtle
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MinistryOfDeath schrieb:
Ich finde die Forderungen der GDL übrigens überhaupt nicht überzogen. Diese Konditionen hat die Automobilbranche schon seit 40 Jahren. Und die ist wesentlich weniger gesellschafts-relevant als der öffentliche Nah- und Fernverkehr.

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Ja und? Frag doch mal Selbstständige, Piloten, LKW Fahrer, Ärzte oder in vielen anderen Branchen wie wünschenswert eine 35 Stundenwoche wäre. Wenn man das Fass aufmacht kannst du bei jeder Branche so argumentieren. Augen auf bei der Berufswahl wenn es die Stunden sind die glücklich machen, zumal ja in den meisten Jobs eine freiwillige Reduzierung der Stunden möglich ist. Aber da müsste man auf Gehalt verzichten, weshalb es ganz am Ende also doch wieder ums Geld geht und nicht wie behauptet um Arbeitszeit.
Gibt genügend Branchen mit 40 Stunden auf dem Papier und 40-50 Stunden in der Realität. Wenn die GDL die Stunden auf 36 Stunden drücken kann ist das Glas halb voll und nicht halb leer. Man braucht doch auch noch Ziele für den nächsten Streik, den die GDL 100% in 2 Jahren wieder anzettelt.

Fordern kann man das, aber wie OPSler schreibt ist es realitätsfremd davon auszugehen alle Ziele bei einer Verhandlung zu erreichen.

Dommaeh

@ivan
Sicherlich hat die Bahn seit Januar formal kein neues Angebot vorgelegt. Aber das Angebot der Moderatoren, das ja eher der GDL zuneigt, als weitere Vergandlungsgrundlage zu nehmen ist ein entgegenkommen. Dass die GDL dann sagt, sie verhandeln nicht weiter ist halt schwierig nachvollziehbar

@ Yertle
Geht es nach der GDL käme der Streil schon wieder nächstes Jahr. Sie wollen doch eine Laufzeit von lediglich 12 Monaten.

hermes81

Habeck jetzt auch mit deutlichen Worten!

Habeck über Bahntarifstreit: 'Dafür habe ich kein Verständnis mehr'

www.handelsblatt.com

Weselsky steht m.E. mit dem Rücken zur Wand: Er hat als mediales Druckmittel gegen die DBAG Tarifabschlüsse mit 28 EVU erzielt, welche alle aber eine Anpassungsklausel zum Tarifabschluss der DBAG vorsehen. Folgt er jetzt den Schlichtern/Moderatoren scheitert er nicht nur am Maßstab seiner eigenen populistischen Rethorik (wir hier unten – ihr da oben), er müsste auch die bereits gefeierten 28 Tarifabschlüsse zu Lasten seiner Mitglieder wieder nach unten korrigieren. Und er müsste sich mit einer krachenden Niederlage als Gewerkschaftschef in Rente gehen. Die gesetzliche Anpassung im Rahmen europäischer Nachbarländer wird eh' kommen.
Dieser Mann ist echt zum Abgwöhnen.

Die deutlichen Worte von Habeck zielen aber in beide Richtungen des Konflikts. Du wiederum schreibst so, als wäre nur Weselsky schuld.

Neben den 28 Abschlüssen hat die GDL nun immerhin auch eine Gerichtsentscheidung im Rücken, die ihr bescheinigt, dass das alles OK ist, was sie macht. Wenn das noch bestätigt werden sollte in der Berufung, wäre das m.E. auch ein Signal, dass die Bahn in der Öffentlichkeit nicht ehrlich spielt.

Und alle Laien reden ja auch immer vom Moderatorenvorschlag - der ist vermutlich auch vor Gericht nur ein Blatt Papier. Tarifverhandlungen laufen nun mal so, dass die Gewerkschaft Forderungen aufstellt, der Arbeitgeber dazu ein Angebot abgibt und dann einigt man sich dazwischen. Mindestens Forderung und Angebot sollten dann auch schriftlich erfolgen. Und da gibt es halt von der Bahn seit Januar nichts neues. Insofern für mich nachvollziehbar, dass das Gericht den Streik für rechtmäßig hält - Januar ist ja nun auch schon wieder fast zwei Monate her.

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IvanTKlasnic


Yertle-the-Turtle schrieb:


MinistryOfDeath schrieb:
Ich finde die Forderungen der GDL übrigens überhaupt nicht überzogen. Diese Konditionen hat die Automobilbranche schon seit 40 Jahren. Und die ist wesentlich weniger gesellschafts-relevant als der öffentliche Nah- und Fernverkehr.

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Ja und? Frag doch mal Selbstständige, Piloten, LKW Fahrer, Ärzte oder in vielen anderen Branchen wie wünschenswert eine 35 Stundenwoche wäre. Wenn man das Fass aufmacht kannst du bei jeder Branche so argumentieren. Augen auf bei der Berufswahl wenn es die Stunden sind die glücklich machen, zumal ja in den meisten Jobs eine freiwillige Reduzierung der Stunden möglich ist. Aber da müsste man auf Gehalt verzichten, weshalb es ganz am Ende also doch wieder ums Geld geht und nicht wie behauptet um Arbeitszeit.
Gibt genügend Branchen mit 40 Stunden auf dem Papier und 40-50 Stunden in der Realität. Wenn die GDL die Stunden auf 36 Stunden drücken kann ist das Glas halb voll und nicht halb leer. Man braucht doch auch noch Ziele für den nächsten Streik, den die GDL 100% in 2 Jahren wieder anzettelt.

Fordern kann man das, aber wie OPSler schreibt ist es realitätsfremd davon auszugehen alle Ziele bei einer Verhandlung zu erreichen.

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Richtig, das ist natürlich ein Problem, welches nicht nur bei der Bahn, sondern in allen Branchen wo es einen Unterschied zwischen nominieller Arbeitszeit und realer Arbeitszeit gibt, schön dass du in diesen anderen Branchen auch Streiks unterstützt.


"Aber da müsste man auf Gehalt verzichten, weshalb es ganz am Ende also doch wieder ums Geld geht und nicht wie behauptet um Arbeitszeit."

Das ist ein Missverständniss der Situation. Es hat nie jemand gesagt, dass Geld keine Rolle spielt. Für viele Menschen, die nicht in sehr gut bezahlten Jobs arbeiten ist die freiwillige Reduktion von Stunden oftmals nicht möglich, weil laufende Kosten dafür zu hoch sind. Ich befinde mich diesbezüglich in einer Luxussituation, und dass auch nur, weil ich durch gute Kontakte unverhältnismäßig billig wohne. Ansonsten wäre das für mich auch keine Option. Dennoch ist Kernforderung die Reduktion der Stunden und nicht ein massiv erhöhter Lohn, wozu die Bahn ja scheinbar eher bereit wäre.


Mal ne Ernst gemeinte Frage für dich Yertle, was ist deine Lösung? Nachdem, was ich aus deinen Posts herauslesen kann ist das: Nimm es entweder hin oder such dir nen anderen Job. Das Resultat davon wäre dann, dass eine "Luxusversion" von Notfallfahrplan zum Dauerzustand wird, denn sicherlich, es werden nicht alle gehen, aber doch schon eine beträchtliche Menge, wenn dies die beiden Optionen sind. Es sind ja auch schon viele, vor allem deswegen gegangen. Ist es dass, was deiner Meinung nach das Ziel ist? Weil, wenn dir die Streiks einfach auf den Sack gehen und du eine Rund laufende Bahn möchtest, dann erreichst du mit dem was du forderst das Gegenteil. Der Grund warum viele Angestellte der Bahn halt nicht einfach hinschmeißen wollen, ist ähnlich wie bei den Leuten in der Pflege, dass sie sehen, dass die Fahrgäste halt extrem drunter leiden würden, wenn sie dies in Masse täten.

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Yertle-the-Turtle
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Es gibt mehrere Lösungsansätze.
Kurzfristig:
- Annahme des nächsten Angebots (eine Verbesserung zum Status Quo ist das so oder so). Das ist für mich - im Gegensatz zur GDL Verhandlungstaktik - auch kein Friss oder Stirb.
- Austausch der Verhandlungspartner (auf beiden Seiten)
- Schlichtungsverfahren

Ich bin weder gegen Streiks noch sage ich, dass die Mitarbeiter nicht mehr verlangen sollen.

Ich frage mal umgekehrt. Was ist die Alternative? 100% alles abnicken und sich erpressbar machen? Tolle Vorlage für alle zukünftigen Streiks.
Das die GDL jetzt wöchentlich streikt bis man bekommt was man will? Ganz sicher nicht. Das ist am Ende ein Geben und Nehmen. Genauso kann ich sagen Lokführer missbrauchen beim Ausdehnen der Streiks Ihre Relevanz für den Betrieb. In der freien Wirtschaft gibt es eine Erhöhung und 1 Jahr später Personalabbau wegen zu hoher Kosten. Geht bei Lokführern halt nicht so einfach. Vielleicht sollte man auch wertschätzen eine Jobsicherheit zu haben.

Ich würde als Bahn als Gegenmaßnahme ja mit einem Ultimatum arbeiten. Angebot nochmal leicht nachbessern und dann klarmachen, dass sich das Angebot bei jedem weiteren Streiktag um 10% verschlechtert.

Ohne hier jemandem zu nahe treten zu wollen glaube ich, dass jeder lebenssituationsabhängig unterschiedlich von der Situation betroffen ist und diese dann anders bewertet. Wenn man täglich 1 Stunde Zugfahrt zur Arbeit hat wirkt sich jeder Streik massiv auf das eigene Leben aus. Wenn du mit beiden Beinen im Leben stehst, vielleicht noch Kinder hast und dein Leben effizient organisieren musst damit alles läuft sind Unsicherheiten Gift. Man sollte auch nicht vergessen, dass es nicht nur um den Fernverkehr geht, sondern in München z.B. auch die S-Bahn so gut wie nicht fährt.

kato91

Bei uns in Kassel wird ab morgen bis Freitag der ÖPNV bestreikt. Ich hab langsam echt keinen Bock mehr auf den Mist.

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IvanTKlasnic


Yertle-the-Turtle schrieb:
Es gibt mehrere Lösungsansätze.
Kurzfristig:
- Annahme des nächsten Angebots (eine Verbesserung zum Status Quo ist das so oder so). Das ist für mich - im Gegensatz zur GDL Verhandlungstaktik - auch kein Friss oder Stirb.
- Austausch der Verhandlungspartner (auf beiden Seiten)
- Schlichtungsverfahren

Ich bin weder gegen Streiks noch sage ich, dass die Mitarbeiter nicht mehr verlangen sollen.

Ich frage mal umgekehrt. Was ist die Alternative? 100% alles abnicken und sich erpressbar machen? Tolle Vorlage für alle zukünftigen Streiks.
Das die GDL jetzt wöchentlich streikt bis man bekommt was man will? Ganz sicher nicht. Das ist am Ende ein Geben und Nehmen. Genauso kann ich sagen Lokführer missbrauchen beim Ausdehnen der Streiks Ihre Relevanz für den Betrieb. In der freien Wirtschaft gibt es eine Erhöhung und 1 Jahr später Personalabbau wegen zu hoher Kosten. Geht bei Lokführern halt nicht so einfach. Vielleicht sollte man auch wertschätzen eine Jobsicherheit zu haben.

Ich würde als Bahn als Gegenmaßnahme ja mit einem Ultimatum arbeiten. Angebot nochmal leicht nachbessern und dann klarmachen, dass sich das Angebot bei jedem weiteren Streiktag um 10% verschlechtert.

Ohne hier jemandem zu nahe treten zu wollen glaube ich, dass jeder lebenssituationsabhängig unterschiedlich von der Situation betroffen ist und diese dann anders bewertet. Wenn man täglich 1 Stunde Zugfahrt zur Arbeit hat wirkt sich jeder Streik massiv auf das eigene Leben aus. Wenn du mit beiden Beinen im Leben stehst, vielleicht noch Kinder hast und dein Leben effizient organisieren musst damit alles läuft sind Unsicherheiten Gift. Man sollte auch nicht vergessen, dass es nicht nur um den Fernverkehr geht, sondern in München z.B. auch die S-Bahn so gut wie nicht fährt.

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Gut, dann verstehe ich jetzt wo du herkommst mit deiner Position.

Allerdings basiert diese auf der Annahme die Bahn hätte 36 Stunden angeboten. Das aktuelle Angebot der Bahn ist sind aber 37 Stunden in 2027 und das auch nur unter der Bedingung, dass man Personal findet. Das sie versucht mehr Personal zu finden sagt die Bahn aber schon seit 10 Jahren und schüttet zeitgleich Milliardensummen an Gewinn aus. (Ausnahme Pandemie) Das du da als Arbeitnehmer kein Vertrauen an WischiWaschi Aussagen wie die hast, sondern was festes haben willst, finde ich sehr verständlich.

Der Schlichtungsvorschlag hingegen ist 36 Stunden gewesen. Die Bahn sagt sie hätte 36 Stunden in den Schlichtungsgesprächen zugestimmt, die GDL wiederspricht dem aber und sagt die Bahn hätte dies nicht getan. Auch hat die Bahn die 36 Stunden bislang nicht in einem Angebot außerhalb der Schlichungsgespräche wiederholt. Dadurch ist nicht bekannt, ob die 36h z.B. unter ähnlich unrealistischen Bedingungen angeboten wurden wie die 37h im Januar.

Das wissen wir halt nicht, aber wenn das Angebot 36h Stunden ohne Haken beinhaltet hätte, sehe ich halt keinen Grund für die Bahn dieses Angebot halt einfach öffentlich zu stellen und damit klar aufzuzeigen, dass die GDL nicht verhandlungsbereit ist. Das sie dies nicht tun, vor allem, da die Bahn im Januar auch versucht hat die Bedingungen für die 37h zu verschleiern um die GDL als die "Bösen" darzustellen, sondern man stattdessen wieder genau die gleiche Strategie fährt wie im Januar, ohne die "Fakten" auf den Tisch zu legen, finde ich extrem suspekt.

Wenn das Angebot genauso wäre, wie in den Medien dargestellt, fände ich der Verhalten der GDL auch zumindest schwierig, das Problem ist halt nur, dass es halt dafür halt keine Beweise gibt. Und die Bahn könnte dem ganz einfach Abhilfe schaffen - tut sie aber nicht, daher ist der Ball mMn halt weiter bei der Bahn und solange sie diesen nicht weiter spielt, ist sie verantwortlich für die, auch für mich sehr nervigen, Streiks.

Ich glaube, dass Ivan da einen wichtigen Punkt hat. Bei dem Versuch der Bahn aktuell vor Gericht hat sie ja auch angeführt, die GDL würde rechtswidrige Ziele mit dem Streik verfolgen. (Vermutlich basierend auf dem, was Weselsky so mündlich kundgetan hat.) Gewertet hat das Gericht jedoch nur die formelle Forderung der Gewerkschaft. Dort schriftlich niedergelegt waren wohl ausschließlich rechtlich erlaubte Ziele. Und genau das ist der Punkt: Entscheidend ist das, was die Bahn schriftlich erklärt. Und die Aussage "Wir sind bereit auf Basis des Moderatorenvorschlags zu Ende zu verhandeln" kann alles oder nichts bedeuten. Dann sollen sie doch einfach das Moderatorenergebnis 1:1 als Angebot vorlegen. Verstehe das Problem nicht. Bzw würde ich mir da auch veräppelt vorkommen als Gewerkschaft, weil es eben offenbar doch nicht so gemeint ist, dass man auf der Basis ernsthaft zu Ende verhandeln will. Denn verhandelt wird nun mal ein schriftliches Angebot.

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MinistryOfDeath
MinistryOfDeath


Yertle-the-Turtle schrieb:


MinistryOfDeath schrieb:
Ich finde die Forderungen der GDL übrigens überhaupt nicht überzogen. Diese Konditionen hat die Automobilbranche schon seit 40 Jahren. Und die ist wesentlich weniger gesellschafts-relevant als der öffentliche Nah- und Fernverkehr.

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Ja und? Frag doch mal Selbstständige, Piloten, LKW Fahrer, Ärzte oder in vielen anderen Branchen wie wünschenswert eine 35 Stundenwoche wäre. Wenn man das Fass aufmacht kannst du bei jeder Branche so argumentieren. Augen auf bei der Berufswahl wenn es die Stunden sind die glücklich machen, zumal ja in den meisten Jobs eine freiwillige Reduzierung der Stunden möglich ist. Aber da müsste man auf Gehalt verzichten, weshalb es ganz am Ende also doch wieder ums Geld geht und nicht wie behauptet um Arbeitszeit.
Gibt genügend Branchen mit 40 Stunden auf dem Papier und 40-50 Stunden in der Realität. Wenn die GDL die Stunden auf 36 Stunden drücken kann ist das Glas halb voll und nicht halb leer. Man braucht doch auch noch Ziele für den nächsten Streik, den die GDL 100% in 2 Jahren wieder anzettelt.

Fordern kann man das, aber wie OPSler schreibt ist es realitätsfremd davon auszugehen alle Ziele bei einer Verhandlung zu erreichen.

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Bin ich sofort dabei, dass die auch nur noch 35 Stunden arbeiten. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und auf 30 Stunden pro Woche reduzieren. In Großbritannien gab es doch erst vor kurzem eine Studie, die belegt, dass die 4-Tage-Woche in der Geistesarbeit zu keinen Produktivitätseinbußen, sondern ganz im Gegenteil teilweise sogar zu Produktivitätssteigerungen geführt hat. Warum sollte man dann auf einen Teil seines Gehaltes verzichten?

Bei körperlicher Arbeit und Anwesenheitspflicht ist das natürlich nicht so einfach. Da müsste man in der Tat entweder automatisieren oder mehr Personal einstellen. Es werden übrigens gerade massiv Stellen in der Automobilbranche abgebaut, da durch die Transformation in Richtung E-Mobilität viel weniger Arbeitskraft benötigt wird. Diesen Leuten könnte man z.B. Umschulungen anbieten und sie dann als Lokführer einsetzen... wenn die Konditionen stimmen.

Seit der Industrialisierung sehen wir eine klaren Trend Richtung geringerer Arbeitszeit. Was ja auch ganz natürlich ist, da die Aufgaben immer komplexer werden, die Kognitionsfähigkeit (nicht Bildung!) der Menschen aber nicht im gleichen Maße steigt. Und das macht sich heutzutage bemerkbar. Viele Menschen fühlen sich überfordert, Burn-Out und andere psychische Erkrankungen haben mittlerweile die Volkskrankheit Rücken als Nummer 1 abgelöst (und da ist die Dunkelziffer nicht mal eingerechnet). Ich denke, die 40-Stunden-Woche ist schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Und ich behaupte, eine Arbeitszeitreduzierung wäre sogar ohne große Wohlstandsverluste zu realisieren. Dazu müsste man aber das Geld der oberen Bevölkerungsschichten zurück in die Wirtschaft fließen lassen. Wachstum, und damit Wohlstand, lässt sich im Kapitalismus nur durch Konsum erreichen. Wenn die Leute aber weniger verdienen, können sie auch weniger konsumieren. Paradoxerweise leben wir zurzeit in einer Gesellschaftsform mit anti-kapitalistischen Tendenzen.

Yertle-the-Turtle

Na endlich, dann können wir die Diskussion hier jetzt auf die regulären Verspätungen und andere Bahnanekdoten verlagern Smiley

Yertle-the-Turtle

Bei meiner nächsten Reise ist der Endgegner jetzt wider Erwarten nicht die GDL, sondern doch die Bahn. Und zwar hat sich herausgestellt, dass meine Zugverbindung einfach gestrichen wurde.

Das großzügige Angebot der Bahn die Zugbindung an dem Tag aufzuheben hilft mir hier wenig weiter, da ich besagten Zug extra wegen dem verfügbaren Kleinkindabteil gebucht habe und jetzt 4 Wochen vorher an einem Samstag natürlich bei allen Zügen das Kleinkindabteil nicht mehr verfügbar ist.

Ich hoffe wirklich, dass das Erlebnis Bahnfahren an allen Ecken (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Streiks etc.) besser wird. Denn theoretisch ist es das Verkehrsmittel Nr. 1.

gregor1


Yertle-the-Turtle schrieb:
Bei meiner nächsten Reise ist der Endgegner jetzt wider Erwarten nicht die GDL, sondern doch die Bahn. Und zwar hat sich herausgestellt, dass meine Zugverbindung einfach gestrichen wurde.
Das großzügige Angebot der Bahn die Zugbindung an dem Tag aufzuheben hilft mir hier wenig weiter, da ich besagten Zug extra wegen dem verfügbaren Kleinkindabteil gebucht habe und jetzt 4 Wochen vorher an einem Samstag natürlich bei allen Zügen das Kleinkindabteil nicht mehr verfügbar ist.

Ich hoffe wirklich, dass das Erlebnis Bahnfahren an allen Ecken (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Streiks etc.) besser wird. Denn theoretisch ist es das Verkehrsmittel Nr. 1.

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Ich würde überprüfen ob der Zug wirklich gestrichen wurde.

Yertle-the-Turtle


gregor1 schrieb:


Yertle-the-Turtle schrieb:
Bei meiner nächsten Reise ist der Endgegner jetzt wider Erwarten nicht die GDL, sondern doch die Bahn. Und zwar hat sich herausgestellt, dass meine Zugverbindung einfach gestrichen wurde.
Das großzügige Angebot der Bahn die Zugbindung an dem Tag aufzuheben hilft mir hier wenig weiter, da ich besagten Zug extra wegen dem verfügbaren Kleinkindabteil gebucht habe und jetzt 4 Wochen vorher an einem Samstag natürlich bei allen Zügen das Kleinkindabteil nicht mehr verfügbar ist.

Ich hoffe wirklich, dass das Erlebnis Bahnfahren an allen Ecken (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Streiks etc.) besser wird. Denn theoretisch ist es das Verkehrsmittel Nr. 1.

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Ich würde überprüfen ob der Zug wirklich gestrichen wurde.

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Es geht konkret um 2 Verbindungen mit Umsteigen. Tatsächlich ist nur eine Verbindung davon gestrichen, der Hotline-Mitarbeiter wollte mir aber erzählen, dass es beide Verbindungen seien.
Musste ihn dann davon überzeugen, dass Verbindung 1 noch regulär buchbar ist...

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